Landeshauptstadt: Benefizkonzert geplant
Die taubblinde Aleksandra aus Polen war eine Woche lang mit ihrer Oma am Oberlinhaus zu Gast
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Babelsberg – Aleksandra hört mit den Füßen. Die Achtjährige steht auf einer Holzplatte, die die Schwingungen der Musik verstärkt. Während sich das Mädchen an ihrem gelben Plastebären festhält und die Hände so nah wie möglich an den Körper zieht, spielt ein Lächeln um ihre Mundwinkel. Nena singt „Lass mich Dein Pirat sein“ – und Aleksandra juchzt einige Male auf. Die Freude des Mädchens spiegelt sich in Miroslawa Kluskas Gesicht. So froh sieht sie ihre taubblinde Enkeltochter sonst nur selten, erzählt die 56-Jährige.
Seit Montag sind die beiden in Potsdam zu Gast. Eine Woche lang wurden sie am Kompetenzzentrum für Taubblinde der Oberlinstiftung in Babelsberg betreut. Heute ist die Heimreise ins polnische Krapiel, einen 300-Einwohner-Ort in der Nähe von Stargard, geplant.
Die Spezialisten und Therapeuten des Oberlinhauses hatten ein umfangreiches Programm zusammengestellt, wie Katherine Biesecke, die Leiterin des Kompetenzzentrums, gestern erklärte. Initiiert und maßgeblich unterstützt wurde die Hilfsaktion vom Förderverein „Polnisch-Deutsche-Standortentwicklung“ (Podest) aus Schwedt. Die Übernachtung bezahlte ein privater Spender.
Aleksandra kann geholfen werden, glaubt Biesecke – auch wenn das Mädchen wohl nie mehr richtig hören und sehen können wird, wie sie vermutet. Aleksandra „traut sich was zu, sie will die Welt erkunden“, sagt Biesecke. Mit entsprechender Unterstützung könnte sie aber lernen, sich besser verständlich zu machen – und zum Beispiel ihre Hände mehr zu nutzen. Die Kommunikation mit der Familie laufe bisher „in sehr einfacher Form“, erzählt Biesecke, die Aleksandra zuvor in Krapiel besucht hatte.
Dass die Großmutter als „stärkste und kontinuierliche Bezugsperson“ mit nach Potsdam gekommen ist, findet Biesecke besonders wichtig. Sie soll zumindest „Förderhinweise“ mitnehmen können, wenn sie heute wieder nach Hause fährt. Denn eine Woche ist „ein sehr sehr kurzer Zeitraum“, gibt sie zu bedenken.
Eine so umfangreiche Betreuung wie im Oberlinhaus war in Krapiel bisher nicht möglich, erzählte Miroslawa Kluska. „Es gab eine Flut an Informationen und Anregungen“, sagte sie über die Potsdam-Woche und bedankte sich zu Tränen gerührt beim Oberlinhaus und Frank Bürger, dem Vorsitzenden des Vereins Podest.
Wie und wo Aleksandras Behandlung weiter gehen kann, soll in den kommenden Tagen beraten werden. Podest habe bereits mehr als 4700 Euro Spendengelder sammeln können, so Bürger. Das nächste Benefizkonzert wird in Potsdam stattfinden: Am 28. Mai ist ein Abend unter dem Titel „Tolstoi für Aleksandra“ in der Oberlinkirche geplant. Jana Haase
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