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Hilfsangebot. Das Familienzentrum berät Eltern in schwierigen Lagen.

©  Andreas Klaer

Potsdam: Beratung für Eltern vor dem Aus

Dem Familienzentrum „Vom Säugling zum Kleinkind“ fehlt zum Jahresende die Finanzierung

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Einen Hilferuf möchte sie losschicken. Christiane Ludwig-Körner bangt um die Zukunft des von ihr gegründeten Familienzentrums „Vom Säugling zum Kleinkind“. Wenn es nicht doch noch eine weitere Finanzierung gibt, muss die Beratungsstelle an der Potsdamer Fachhochschule zum Jahresende dichtmachen. Das Familienzentrum in der Friedrich- Ebert-Straße berät Eltern im Umgang mit Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter. So soll vorbeugend gegen Störungen im Verhältnis von Eltern und Kind vorgegangen werden. Außerdem arbeitet die Beratungsstelle auch in der Fort- und Weiterbildung von Erziehern.

Nach der Gründung des Familienzentrums im Jahr 1997 wurde es zunächst für zwei Jahre vom Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport als Modellprojekt gefördert. Anschließend übernahm als freier Träger das Institut für Fortbildung, Forschung und Entwicklung e.V. den Betrieb. Der Verein finanzierte sich über verschiedene Forschungsprojekte des Bundesfamilienministeriums sowie von Stadt und Land.

Gegründet wurde der Verein von Christiane Ludwig-Körner mit Hochschullehrern der Potsdamer Fachhochschule. Sie selbst war Professorin für Sozialarbeit und Sozialpädagogik an der Fachhochschule und hat als Psychoanalytikerin und Familientherapeutin gearbeitet. Ihr liegt die Hilfe für die Eltern am Herzen: „Gerade in dieser frühen Phase verinnerlichen die Kinder, was mit ihnen geschieht“, erklärt Ludwig-Körner. Wenn Eltern dabei überfordert sind und keine Hilfe bekommen, könne das langfristig großen Schaden bei den Kindern anrichten. „Wir haben es hier mit sehr speziellen Fällen zu tun. Da braucht man in der Beratung auch besondere Fähigkeiten“, so Ludwig-Körner. Es gehe beispielsweise um Mütter, die nach der Geburt an Depressionen leiden und keine emotionale Bindung zum Kind aufbauen können. Auch für den Umgang mit Babys, die unter starker Unruhe leiden und fast permanent schreien, gibt es Beratung und Therapieangebote.

Die Kosten für Therapien selbst übernimmt in der Regel auf Antrag das Jugendamt. Bis es soweit ist, müssen Gespräche mit den Eltern geführt und das Verhalten mit dem Kind untersucht werden. Ein Aufwand, für den nun die Mittel fehlen.

Neue Forschungsgelder sind nicht in Sicht. Ludwig-Körner wünscht sich, dass die Stadt Potsdam einspringt: „Sie bezeichnet sich doch immer als familienfreundliche Stadt.“ Allerdings habe sie auf eine erste Anfrage bei der Stadtverwaltung die Auskunft erhalten, dass keine Mittel zur Verfügung stünden, um eine neue Beratungsstelle aufzubauen. Nach PNN-Informationen wurde die Anfrage des Trägervereins abgelehnt. Eine offizielle Stellungnahme war dazu gestern nicht zu erhalten.

Bleibt es dabei, wäre das nach 14 Jahren das Ende des Familienzentrums. Die Mitarbeiterinnen haben ihre Kündigungen schon bekommen. Zwei von ihnen haben Ende Juni aufhören müssen. Für die letzte Stelle läuft die Finanzierung im Dezember aus. Bisher habe das Familienzentrum im Jahr etwa 130 Anfragen nach Eltern-Kind-Therapien bekommen. Auch die Fortbildungen für Fachkräfte aus der Eltern-Kind-Arbeit fallen dann weg.

Die Einrichtung ist in Brandenburg einmalig. Gerade hier sei es wichtig, dass die Kompetenz für die Beratung von Eltern und in der Früherkennung von Gefahren gestärkt werde, so Ludwig-Körner, schließlich gebe es in Brandenburg überdurchschnittlich viele Kindstötungen.

Möglicherweise bekommt Christiane Ludwig-Körner noch Hilfe von anderer Stelle. Sie hatte sich an die Fraktionen des Landtags gewandt. Gestern sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Saskia Ludwig, dass derzeit an einem Antrag zum Thema Familienhebammen gearbeitet wird. So soll schon zu den werdenden Müttern Kontakt aufgenommen werden. Oft fehle es einfach an Wissen im Umgang mit einem Baby. Das Familienzentrum soll nun in das Konzept einbezogen werden.

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