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So könnte die Tram nach Krampnitz aussehen - hier in der Nedlitzer Straße

© Visualisierung: Verkehrsbetrieb Potsdam

Umstrittenes Großprojekt in Potsdam: Beschlüsse für die Krampnitz-Tramtrasse

Potsdamer Stadtpolitiker kündigen Sofortbeschluss für Tramtrasse an. Zugleich hat ein Stresstest für das Großprojekt im Norden hat begonnen.

Potsdam - Für die geplante Tramtrasse vom Campus Jungfernsee ins neue Stadtviertel Krampnitz zeichnet sich eine klare politische Mehrheit ab. Nach dem Bauausschuss hat auch der Hauptausschuss der Stadtverordneten am Mittwochabend für die seit Jahren umstrittene Tramlinienführung entlang der Bundesstraße 2 gestimmt. Gegen die Trasse machen vor allem Anwohner im Ortsteil Neu Fahrland mobil und drohen mit Klagen.

Kooperation pro Tramtrasse

Im Hauptausschuss machten Vertreter der rot-grün-roten Rathauskooperation deutlich, dass sie die Tramroute bereits bei der Stadtverordnetenversammlung am nächsten Mittwoch per Sofortbeschluss absegnen wollen. „Für den gegenwärtigen Planungsstand werden wir durch weitere Debatten nicht schlauer“, fasste Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke die Position von SPD, Linken und ihrer Fraktion zusammen. Ja-Stimmen kamen auch von der Fraktion Die Andere, dagegen votierten Teile der CDU, AfD und FDP. So verwies der Vorsitzende des Bauausschusses, Wieland Niekisch (CDU), auf ungelöste rechtliche Probleme, die mit den Planungen auf die Stadt zukommen würden.

Saskia Hüneke, Fraktionschefin der Potsdamer Grünen
Saskia Hüneke, Fraktionschefin der Potsdamer Grünen

© Andreas Klaer

Kritiker der Trasse kamen zeitgleich im Ortsbeirat Neu Fahrland zusammen. Es seien rund 20 Bürger vor Ort gewesen, die wegen der Tram eine Enteignung von Grundstücken oder eine schlechtere Lebensqualität fürchteten, sagte Ortsvorsteherin Carmen Klockow den PNN nach der Sitzung. Zu den Plänen positionierte sich das Gremium nicht, man benötige hier mehr Beratungszeit, sagte Klockow. Allerdings dürfte es angesichts der klaren Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament unwahrscheinlich sein, dass der Beschluss noch einmal verschoben wird. Dem würde sich ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren anschließen. Gegen das Ergebnis könnten Anlieger dann auch klagen.

Eindeutiger Variantenvergleich

In einem aktuellen Variantenvergleich hatten Rathaus und Verkehrsbetrieb ihre Varianten als quasi alternativlos dargestellt. Die Begründung: Nur die bisher favorisierte Trassenführung könne Fördermittel sichern – und zwar für bis zu 90 Prozent des Projektvolumens. Dieses beträgt 150 Millionen Euro und ist von der Stadt allein nicht zu stemmen. Die Tram soll dafür sorgen, dass das neue Stadtviertel Krampnitz möglichst autoarm funktioniert. Sie soll ab Ende 2029 fahren – erst dann können in Krampnitz auch mehr als 5000 Menschen angesiedelt werden. Bis zu 10 000 sollen es werden.

Stresstest beginnt

Für die langfristige Entwicklung dieses Großprojekts ist ein sogenannter Stresstest vorgesehen – der nun begonnen hat. Dafür hat das Rathaus das international tätige Beratungsunternehmen Drees & Sommer gewonnen. Eine Vertreterin des Unternehmens stellte das Projekt im Hauptausschuss nun vor. Demnach sollen Chancen und Risiken für einzelne Bereiche von Krampnitz analysiert werden – wie zum Beispiel die geplante Klimaneutralität, aber auch Bezahlbarkeit, Verkehr oder Arbeitsplätze. Für Sektoren wie diese sollen dann Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Hierfür habe die Stadt bereits einige Dokumente geliefert, ebenso seien Interviews mit Verantwortlichen geführt worden. Bis August soll die Analyse fertig sein.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der den Stresstest angeordnet hatte, lobte die tiefgründige und systematische Herangehensweise: „Das hält uns einen Spiegel vor, wie weit wir sind.“ Zu den Kosten konnte er im Ausschuss jedoch nichts sagen.

Wettbewerb für neue Gesamtschule

Zugleich werden weitere Bauplanungen für das Viertel immer konkreter. Im Amtsblatt der Europäischen Union ist nun der Architekturwettbewerb für den Bau einer sechszügigen Gesamtschule in dem Viertel gestartet worden. Auf dem Areal sollen sich demnach auch Räume für einen Jugendklub, eine Mehrfachsporthalle, diverse Außensportplätze und Fahrradabstellanlagen befinden. Eine weitere Vorgabe dabei: „Eine externe Nutzung von Teilen des Schulgebäudes (bspw. Aula, Foyer, Mensa) soll grundsätzlich möglich sein.“ Die Sporthalle soll auch für Vereinssport vor Ort nutzbar sein. Der Baubeginn ist für September 2024 vorgesehen, damit die Schule im Mai 2027 fertig ist. Das Gesamtbudget betrage brutto rund 38 Mio. Euro, heißt es in der Ausschreibung – in der auch „ökologisch-nachhaltigen Baustandards“ gefordert werden.

Für den Wettbewerb sind laut den Unterlagen bis zu 15 teilnehmende Architektur- und Planungsbüros vorgesehen. In der Jury sitzen unter anderem Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos), Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke, der Vorsitzende des Bunds Deutscher Architekt:innen in Brandenburg, Philipp Jamme, sowie weitere Experten in diesem Fachgebiet. Für Preise in dem Wettbewerb sind insgesamt 190 000 Euro vorgesehen, der Siegerentwurf erhält 50 000 Euro. Bis Juni sollen sich potenzielle Teilnehmer melden, im Oktober sollen die besten Ideen eingereicht werden. Die Entscheidung soll dann noch in diesem Jahr folgen.

Bereits für Juni vorgesehen ist auch der Grundsatzbeschluss für das sogenannte Bergviertel in Krampnitz. Der Bauausschuss hat hierfür schon seinen Segen gegeben. Man wolle noch in diesem Jahr die ersten Vermarktungsschritte einleiten, teilte die Bauverwaltung auf Anfrage der Fraktion Die Andere mit. In dem Viertel sind laut Rathaus 605 Wohnungen geplant – „davon 449 im Neubau, um mietpreisgedämpften und geförderten Wohnraum zu ermöglichen“. Vorgesehen ist eine Konzeptvergabe, damit Genossenschaften den Kiez entwickeln können.

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