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Sonntagsvorlesung mit Beitrag über Ernährungsforschung gestartet
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Ob Trennkost, Atkins, Brigitte-Diät oder FDH: Diäten bringen langfristig nichts. Der Grund dafür ist denkbar einfach: „Keiner hält das durch“, so Hans-Georg Joost. Der wissenschaftliche Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Bergholz-Rehbrücke (DIfE) bestätigte damit zum Start der neuen Sonntagsvorlesungsreihe im Alten Rathaus nur das, was die Zuhörer vielleicht schon vermutet hatten. Joost sprach vor gut gefülltem Saal über „Krankheitsprävention durch Ernährung“. Wenn man Krankheiten wie Diabetes oder Dickdarmkrebs vorbeugen möchte, so sein Plädoyer, müsse man seine Ernährungsgewohnheiten und den Lebensstil ändern.
Seine Ernährungsregeln hätten auch von den Großeltern stammen können, so Joost zum Schluss. Einziger Unterschied: Der Ernährungsexperte konnte seine Tipps mit Untersuchungsdaten begründen. Das DIfE beteiligt sich seit 1992 an der europäischen Langzeitstudie EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), bei der Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheiten erforscht werden. 27 548 Potsdamer nehmen an dieser Untersuchung teil, europaweit sind es sogar mehr als 500 000 im Alter zwischen 25 und 70 Jahren.
Eine solche Untersuchung lohnt sich, weil Ernährung und Lebensweise das Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Darmkrebs laut Joost „massiv“ erhöhen können. So erkrankten Raucher fast doppelt so häufig an Diabetes. Mit jedem Zentimeter Bauchumfang steige das Diabetes-Risiko um sieben Prozent. 25 Kilogramm Übergewicht führten bereits zu 30-fach erhöhtem Diabetesrisiko. Die Darmkrebs-Wahrscheinlichkeit steige bei ungünstiger Ernährung um das Vierfache. Zum Vergleich: Das Krebsrisiko durch Schadstoffbelastung in der Luft ist nur 1,1- bis 1,3-mal so groß.
Will man sein Diabetes- und Darmkrebsrisiko vermindern, solle man folglich das Normalgewicht anstreben, so Hans-Georg Joost. Er empfahl, sich fettarm und ballaststoffreich, also mit Vollkornprodukten sowie viel Obst und Gemüse, zu ernähren. Mehrfach ungesättigte oder Omega-3-Fettsäuren, wie sie in pflanzlichen Ölen und Seefisch vorhanden sind, seien gesünder als gesättigte Fettsäuren. Besser als der Verzehr von rotem Fleisch sei Geflügel oder Fisch. Zuckerhaltige Softdrinks solle man vermeiden, Alkohol in einer Menge bis zu 25 Gramm täglich hingegen könne nicht schaden. Auf das Rauchen verzichte man lieber. Bewegung dagegen sei gesund. Schon ein Spaziergang von einer halben Stunde täglich sei ausreichend, erklärte der Forscher.
Nach dem Vortrag gab es noch viele Fragen aus dem Publikum. Besonders um die Qualität der auf dem Markt erhältlichen Produkte machten sich einige Zuhörer Sorgen – angesichts des jüngsten „Gammelfleischskandals“ kein Wunder. Ob nicht alles Gemüse pestizidverseucht ist und der Seefisch schwermetallbelastet, wollte man wissen. Und ob der Vitamingehalt im Obst noch hoch genug ist? Joost riet zur Gelassenheit: „Die Produkte, die wir haben, sind nicht schlechter, viele sogar besser als früher.“ Vitaminmangelerkrankungen wie Skorbut gehörten nicht ohne Grund der Vergangenheit an. Nahrungsergänzungsmittel hält Joost „in der Regel nicht für sinnvoll“. Jana Haase
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