INTERVIEW: „Besser so, dass man sich die Meinung sagt, als beim BER“
Herr Plattner, ist das ein besonderer Tag für Sie?Ja, es ist schon eine tolle Sache, wenn der Landeschef, der Parlamentschef, der Bürgermeister, ein Großunternehmer und der Architekt Dank aussprechen.
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Herr Plattner, ist das ein besonderer Tag für Sie?
Ja, es ist schon eine tolle Sache, wenn der Landeschef, der Parlamentschef, der Bürgermeister, ein Großunternehmer und der Architekt Dank aussprechen. Dann gibt’s noch ein bisschen Pfeffer in die Soße. Aber Bauen ist halt kompliziert.
Was haben Sie gedacht, als Architekt Peter Kulka losgelegt hat?
Besser so als beim BER, fiel mir da spontan ein. Da hat was gefehlt irgendwie, dass man sich streitet, sich die Meinung sagt.
Sie sind ja Vielflieger und kommen viel in der Welt rum
seit über einem halben Jahr wird man jetzt als Privatflieger in Schönefeld umgeleitet und muss einmal durch die ganze Anlage durch. Wenn jetzt seit sechs Monaten überhaupt keiner was baut und macht, dann ist das ein fundamentales Problem. Aber hier beim Landtagsbau finde ich es fantastisch, das kann man jetzt fühlen. Ich bin völlig optimistisch, dass das hier in einem völlig geordneten Betrieb überführt wird und dass es ja noch die eine oder andere Diskussion gibt, das haben wir ja heute erlebt.
A propos Diskussion: Auf dieser Straßenseite sind Sie wohlgelitten mit Ihrer Spende für Fassade und Dach, auf der anderen, beim Hotel Mercure, wo sie eine Kunsthalle bauen wollten
habe ich nicht die Unterstützung gekriegt, die notwendig ist.
Was wird jetzt aus den Kunsthallenplänen? Bauen Sie am Jungfernsee oder warten Sie erst mal ab?
Ich werde mich jetzt nicht dazu äußern. Es gibt Überlegungen zum Jungfernsee, aber die sind alle noch nicht diskussionsfähig. Hätte man vielleicht beim Mercure-Standort auch etwas länger in der Nichtöffentlichkeit diskutiert, dann sähe es heute anders aus. Ich war damals kurz davor, ein Konzept zu haben, wie die Kunsthalle aussehen kann, dann hätte man das vorstellen können, und es wäre eine noch offenere und auch zielführendere Diskussion möglich gewesen.
Was macht die DDR-Kunstsammlung, die Sie angelegt haben? Sie hatten die ersten Bilder im Sommer ausgestellt.
Das läuft gut. Viele Leute haben mich angesprochen, einige haben auch Kunst gesammelt in der Richtung und mir angeboten, die zu übernehmen. Meine Sammlung für Potsdam ist jetzt auf über 50 Bilder erweitert worden. Ich habe auch viel Rat bekommen – auch ungefragten. Zum Beispiel, warum ich denn keine Grafik sammle, ohne Grafik könne man die DDR nicht verstehen.
Wollen Sie denn die DDR verstehen?
Nein. Das war überhaupt nicht meine Idee, sondern die Idee war, die Kunst aus der DDR nicht einfach vom Tisch zu wischen, aus politischen Gründen oder weil Maler Parteiabzeichen getragen haben. Da gab es schöne Kunst, und ich habe mich bemüht, in relativ kurzer Zeit eine angemessene Sammlung zusammenzustellen.
Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Potsdam verändert, seitdem Sie hier voll in der Öffentlichkeit stehen?
Jetzt gehe ich auf dem Pfingstberg spazieren und sage in meiner süddeutschen, angelernten Art „Grüß Gott“, und dann gibt's da Leute, die sagen „Guten Tag, Herr Plattner.“ Also das ist eine Veränderung. Aber eine positive. Normalerweise, wenn man im Wald spazieren geht und hier „Grüß Gott“ sagt, dann gucken einen die Leute an und sagen „Du bist hier wohl im falschen Film, oder wat.“
Aber Sie dürfen das jetzt?
Jetzt darf ich.
Das Gespräch führte Peter Tiede
Hasso Plattner, geboren am 21. Januar 1944, ist Mitgründer des Softwarekonzerns SAP. Er hat einen Wohnsitz am Griebnitzsee in Potsdam.
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