
© Andreas Klaer
VERKEHR IN POTSDAM: Bessere Luft durch grüne Wellen
Seit Dienstag sind die „Pförtnerampeln“ zur Verkehrssteuerung in der Landeshauptstadt geschaltet.
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Bei dicker Luft wird in Potsdam von nun an „gepförtnert“: Seit Dienstag sind die von den Potsdamer Autofahrern skeptisch beargwöhnten „Pförtnerampeln“ in Betrieb. Dabei handelt es sich um eine elektronische Verkehrssteuerung mit Hilfe von insgesamt 30 sogenannten „mitfühlenden“ Ampeln, die per Glasfaserleitungen mit einer Verkehrsleitzentrale in der Hegelallee verbunden sind. Das Ziel ist es, auf Hauptstraßen der Stadt eine grüne Welle zu erzeugen und die Autos auf diese Weise schnell durch die Innenstadt zu führen. „Wir setzen auf Grips und Technik“, erklärte der Potsdamer Verkehrsbeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne), der am Dienstag gemeinsam mit Brandenburgs Umwelt- und Gesundheitsministerin Anita Tack (Die Linke) den symbolischen Startknopf für die Premiere der umweltorientierten Verkehrssteuerung drückte. Potsdam sei die erste Stadt in der Bundesrepublik, die Daten über die Luftqualität in die Verkehrssteuerung einbezieht.
Die 30 durch Computersoftware und auch manuell steuerbaren Ampeln sind entlang der Straßenzüge Behlertstraße, Am Neuen Garten, Alleestraße sowie Zeppelinstraße, Breite Straße und Lange Brücke, Leipziger Dreieck, Heinrich-Mann-Allee sowie in der Großbeerenstraße installiert. Die eigentlichen „Pförtnerampeln“ befinden sich an der Zeppelinstraße Höhe Luftschiffhafen, an der Michendorfer Chaussee Höhe Brauhausberg, an der Heinrich-Mann-Allee Ecke Friedhofsgasse und an der Nutheschnellstraße, Ecke Berliner Straße. Übersteigen die von vier Messstellen in der Stadt gemeldeten Stickoxid-Daten einen bestimmten Schwellenwert, werden die Grünzeiten an den Ampeln halbiert – etwa an der Kreuzung Nuthestraße/Berliner Straße von 50 Sekunden auf 25 Sekunden. Dadurch können weniger Autos in die von Autoabgasen besonders belasteten Straßen einfahren, es wird im Fachjargon „gepförtnert“. In Potsdam betrifft das insbesondere die Breite Straße sowie Behlert-, Großbeeren- und Zeppelinstraße. Staus in diesen Straßen sind häufiger Grund für Dreck in der Luft. „Das Ziel ist: Weniger Stop-and-Go“, erklärte Projektleiter Andreas Olm. Grund: Gerade beim Anfahren erzeugen die Autos besonders viele Abgase. Gerade an den Straßen mit besonders belasteter Luft habe die grüne Welle früher nicht funktioniert.
Die Feinstaub-Werte werden insbesondere durch Rußpartikel der Dieselmotoren und durch den Reifen- und Bremsabrieb in die Höhe getrieben. Stickstoffdioxid entsteht durch Verbrennungsprozesse in den Motoren. Olm zufolge verfügt die Verkehrsleitzentrale auch über Feinstaub-Daten zu den sogenannten PM-10-Partikeln – Körnchen, deren Durchmesser nicht größer als zehn Mikrometer beträgt und die wegen ihrer geringen Größe besonders tief in die Lunge eindringen. Zur automatischen Verkehrssteuerung werden Olm zufolge aber nur die Stickoxid-Werte verwendet: „Wenn wir die Stickoxide senken, senken wir auch den Feinstaub.“
Gemessen werden die Stickoxid-Werte durch vier im Stadtgebiet aufgestellte Messcontainer des Landesumweltamtes. In Groß Glienicke wird laut Olm der „regionale Hintergrund“ gemessen – frei von lokalen Emissionen wird dort registriert, was an Luftverschmutzung von außerhalb Potsdams kommt. Auf dem Bassinplatz wird der „städtische Hintergrund“ analysiert, die allgemeine Luftsituation in der Stadt. Zwei Messstellen zielen direkt auf die Messung von Autoabgasen, der Messcontainer in der Zeppelinstraße, Ecke Stiftstraße und der in der Großbeerenstraße Höhe Horstweg. Dass ausgerechnet an der Behlertstraße kein Messcontainer steht, hält Olm für unproblematisch. Die Werte für diese Straße würden berechnet und die zurückliegenden Testwochen belegten, „die berechneten Werte gehen runter“, so der Projektleiter. Guido Berg
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