Landeshauptstadt: Bilingual betreut
Erzieher aus Israel besuchen die neue deutsch-russische Kita in Babelsberg
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Babelsberg - Auf den ersten Blick ist die deutsch-russische Kita in der Babelsberger Karl-Liebknecht-Straße 113 von anderen nicht zu unterscheiden. Auf dem Hof steht eine Kletterburg, innen hängen Bildchen von der Decke und an den Fenstern kleben Papierblumen. Die Unterschiede sind feiner: Auf dem Geburtstagskalender sind kyrillische Buchstaben zu finden und wer auf den Fluren die Ohren öffnet, erhascht oft ein russisches Wort.
Seit knapp zwei Monaten betreibt der Mitra e.V., eine Vereinigung russischsprachiger Eltern und Pädagogen, den bilingualen Kindergarten. Russischsprachige Erzieher teilen sich die Aufsicht mit deutschen. Der freie Träger, der in Berlin sieben solcher Kitas betreibt, hatte das Haus gegenüber der Bürgel-Grundschule von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) übernommen und saniert. In der „Stadt der Meister“, wie die Kita heißt, sind 19 Kinder angemeldet. 55 Plätze gibt es, vom Krippen- bis zum Vorschulalter. Gestern war eine Delegation russischsprachiger Erzieher aus Israel zu Gast, um das Potsdamer Vorzeigeprojekt zu besichtigen.
Von 114 Potsdamer Kindergärten bieten lediglich 14 eine bilinguale Erziehung an, neben Russisch auch Englisch, Chinesisch und Spanisch. Der Ausbau solcher Angebote ist Bestandteil des Jugendhilfeplans der Stadt. Die Kitas verlangen keine Zusatzgebühren. Migrantenkinder haben zudem einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Das Besondere an der „Stadt der Meister“: Hier lehren Muttersprachler. „Die Kleinen lernen, mit den russischen Erziehern russisch zu sprechen und mit deutschen Erziehern deutsch“, so Kita-Leiterin Mareen Wellenbrock. 80 Prozent der Kinder stammen aus deutschsprachigen Familien. Wellenbrock sagt ganz offen, dass einige Eltern den Weg in die Kita nur fanden, weil sie vergeblich einen anderen Platz suchten. „Sie waren skeptisch.“ Das sei aber verflogen. Die „russisch liebevolle aber auch strenge Art“ komme an, bei Kindern und Eltern.
Auch Inessa Lachovitsky aus Israel zeigte sich beeindruckt von der Kita. Über eine so starke Unterstützung von der Kommune wie in Potsdam würde sie sich auch in Israel wünschen. Tobias Reichelt
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