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Missachtung des Totensonntags: Bischof: Weihnachtsmarkt zur Unzeit

Die Diskussion um die Eröffnung des Potsdamer Weihnachtsmarktes reißt nicht ab: Kirche und Handelsverband kritisieren die Stadt Potsdam wegen Missachtung des Totensonntags.

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Potsdam/Berlin - Die Diskussion um die Eröffnung des Potsdamer Weihnachtsmarktes reißt nicht ab: Am gestrigen Donnerstag meldeten sich Landesbischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Nils Busch-Petersen, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, zu Wort und kritisierten den Eröffnungstermin, der erstmals vor den Totensonntag gefallen ist, scharf. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne), der den Markt in der Innenstadt am Nachmittag eröffnete, mahnte indes Respekt vor den Händlern an.

Landesbischof Dröge kritisierte in einem Namensbeitrag für die PNN den vorzeitigen Weihnachtsrummel als Missachtung kultureller Traditionen: „Der Rhythmus des Jahres gibt Menschen Orientierung und lässt auch die Bedeutung der Festzeiten intensiver erleben. Dieses Erleben wird beschädigt, wenn die Weihnachtsmärkte zur Unzeit ihre Stände öffnen“, schreibt Dröge. Der Ewigkeits- oder Totensonntag sei bei evangelischen Christen dem Gedenken an Verstorbene gewidmet. „Wenn kulturelle Traditionen übergangen werden, verkehrt sich der finanzielle Nutzen in gesellschaftlichen Schaden“, so Dröge.

Empört äußerte sich auch Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbanes Berlin-Brandenburg: „Wir haben überhaupt kein Verständnis dafür, wenn jetzt in Potsdam für drei Tage mehr Quarkkeulchen-Verkauf Grundwerte infrage gestellt werden“, sagte Busch-Petersen den PNN: „Selbst unter kaufmännischen Aspekten ist es gar nicht sinnvoll, die Adventszeit beliebig zu verwässern.“ Er erinnerte zudem daran, dass bereits der Eröffnungstermin der vergangenen Jahre – am Montag nach Totensonntag, also sechs Tage vor dem ersten Advent – ein Kompromiss mit den Kirchen gewesen ist.
Der Handelsverbandschef verwies auch auf die mit der evangelischen Landeskirche ins Leben gerufene Aktion „Alles hat seine Zeit - Advent ist im Dezember“. Damit ruft der Verband Händler und Werbegemeinschaften dazu auf, weihnachtliche Außenbeleuchtung erst am Montag nach Totensonntag einzuschalten.

Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass der Potsdamer Weihnachtsmarkt bislang kein ausreichendes Sicherheitskonzept vorgelegt hat. Für notwendige Nachbesserungen hat der Marktbetreiber Coex bis zum heutigen Freitag Zeit, bestätigte ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage. Zu Details wollte er keine Stellung nehmen. Da aber „keine Gefahr für Leib und Leben“ bestehe, sei der Markt wie geplant eröffnet worden. Coex-Chef Eberhard Heieck zeigte sich zuversichtlich, das Sicherheitskonzept vorlegen zu können. Ein solches Konzept ist für Großveranstaltungen vorgeschrieben, seit es 2010 bei der Love Parade in Duisburg zu einer Massenpanik mit Toten kam. 2011 hatte die Stadt den Markt noch ohne Konzept geduldet. Die Debatte um den Eröffnungstermin habe ihn überrascht, sagte Heieck, der bundesweit ein Dutzend Weihnachtsmärkte organisiert – etwa in Halberstadt. Heieck kündigte an, 2013 frühzeitig mit der Kirche zu sprechen.

Kritik von Kirchenseite gibt es mittlerweile auch in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) und in Rostock, wo die Weihnachtsmärkte ebenfalls erstmals vor Totensonntag öffneten. In den neuen Bundesländern sind Potsdam, Rostock und Halberstadt die Ausnahmen: In Thüringen, Berlin, und Sachsen öffnen die Weihnachtsmärkte erst nach Totensonntag. (mit epd)

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