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er Rabbiner und Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs der Universität Potsdam, Walter Homolka, am Donnerstag (12.01.12) am Westportal der Alten Synagoge in Erfurt.

© dapd

Homepage: Bischöfin für Jüdische Fakultät in Erfurt

Rektor des Potsdamer Geiger-Kollegs Walter Homolka sieht Erfurt im Wettbewerb um den Standort vorne

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Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann hat die Gespräche über die Einrichtung einer Jüdischen Fakultät in Erfurt ausdrücklich begrüßt. Eine solche Stätte zur Ausbildung von Rabbinern wäre zweifellos eine Bereicherung für die jüdischen Gemeinden vor Ort, sagte Junkermann in der Thüringer Landeshauptstadt. Damit werde zudem deutlich, dass jüdische Theologie „eine öffentliche Angelegenheit“ ist. Eine Jüdische Fakultät an der Erfurter Universität hatte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) während ihrer Israel-Reise im Dezember vorgeschlagen. Dafür will sie das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam gewinnen, das auch mit dem Land Brandenburg über eine solche Fakultät verhandelt.
Bei einem Treffen am Mittwoch in der Thüringer Staatskanzlei bekräftigten Lieberknecht und Rektor Walter Homolka vom jüdischen Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, zur Fakultätsgründung in Erfurt seien sich beide Seiten „über Willen, Weg und Ziel absolut einig“. Die Gespräche stünden jedoch erst ganz am Anfang, hieß es. Homolka sieht nach den ersten Gesprächen die Chancen für die Gründung einer Jüdischen Fakultät in Erfurt als gestiegen. Erfurt liege im Wettbewerb mit den Standorten Erlangen und Potsdam "augenblicklich vorne", sagte Homolka am Donnerstag der Thüringer Landeszeitung.

Bischöfin Junkermann betonte, eine Jüdische Fakultät in Erfurt wäre angesichts der antisemitischen Ausrichtung der Thüringer Kirche im Nationalsozialismus mit dem damaligen Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ auch ein wichtiges Zeichen für Christen, keiner antijudaistischen Theologie zu verfallen. Darüber hinaus brauche die Zivilgesellschaft eine solche „Stimme mit religiöser Wertebindung“, sagte die Bischöfin.
Nach Junkermanns Worten sind für die Thüringer Landeshauptstadt Professuren für jüdische Religionsgeschichte und -philosophie im Gespräch. Ein „weiteres Geschenk“ wäre die offenbar auch diskutierte Ausbildung von jüdischen Kantoren an der Franz-Liszt-Hochschule im benachbarten Weimar. Rektor Homolka führt in dieser Woche weitere Gespräche im Erfurter Kultusministerium und an der Weimarer Musikhochschule.
Die öffentlichen Bekenntnisse von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) zeugten von einem anderen Geist und einer anderen Gangart, als etwa immer nur auf Sparzwänge zu verweisen, sagte Homolka nach den Gesprächen. Eine Beteiligung der Universität Erfurt bei dem Vorhaben sei einer der wichtigsten Punkte, sagte Homolka. Lieberknecht habe ihm versichert, dass mit dem Rektor Einvernehmen bestehe. Was das Kolleg benötige, scheine für Thüringen nicht unmöglich zu sein. Und auch für die Finanzierung wolle sich der Freistaat „nochmal aus dem Fenster lehnen“.
Thüringen müsste bei einem Wegzug des Kollegs von der Universität Potsdam den gegenwärtigen Überlegungen zufolge zwei Lehrstühle finanzieren. Zwei weitere Professuren würden in den ersten zehn Jahren vom Bund finanziert und müssten dann aber ebenfalls vom Land übernommen werden. Für die Jüdische Fakultät sei auch die Universität Erlangen noch ein Kandidat. Die Hochschule habe ebenfalls die Ausschreibungsunterlagen mit den Anforderungen erhalten und wolle sich noch dazu äußern. Eine endgültige Entscheidung strebt Homolka noch für 2012 an. Kix/epd /dpa

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