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Landeshauptstadt: Blaue Stunde mit „Margarets Hope“

Bei Götz & Götz bekommt man beste Zutaten für eine klassische Teezeremonie

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An die Teestunden ihrer Kindheit kann sie sich noch gut erinnern. Die Mutter zelebrierte eine „blaue Stunde“ im Teezimmer mit den blauen Delfter Kacheln. „Dazu gab es Zitronenkuchen oder auch mal ein Butterbrot – dann aber mit guter Butter“, sagt Beatrix Gräfin von Hardenberg über dieses Detail ihrer Kindheit in den Niederlanden. Heute steht die 52-Jährige im Potsdamer Teesalon Götz & Götz. Seit 2001 führt sie das Geschäft für die Inhaberin Martina Kaufmann-Götz aus Berlin. Ganz stilecht und der Tradition verpflichtet nie ohne ihre schlichte weiße Schürze, die sie als Teemeisterin erkenntlich macht.

Die typische Handbewegung der Teedame – täglich unzählige Male ausgeführt – ist ein Griff ins hohe Holzregal. Dort wählt sie eine Zweieinhalb-Kilo-Teedose, stellt sie auf den Tresen, klappt den Deckel auf und wedelt eine Brise Aroma dem Kunden unter die Nase. Von Sorten, die mit dem bloßen Klang ihres Namens Lust machen. Nebeltee, Lotusblüte, „Margarets Hope“. „Und grüner Tee mit Limone, ist der nicht toll?“, schwärmt sie. Mit einem Schäufelchen füllt sie 200 Gramm in eine Tüte. Jetzt kommt der Herbst, das sei zu spüren im kleinen Salon in der Gutenbergstraße. Gemütsaufhellend sei das Getränk, perfekt für die graue Jahreszeit. Im Gegensatz zum eher anregenden Kaffee.

„Kaffee riecht gut, aber Tee schmeckt besser“, fasst es eine Kundin zusammen. Bei Götz & Götz kommt man schnell ins Gespräch. Mehr als 180 Sorten Tee gibt es hier, darüber kann man reden. Über Herkunft, Zusammensetzung, Zubereitung. Über die Tradition des Rezepts. Beatrix von Hardenberg hat sich mit der Historie des Tees beschäftigt. Hat erforscht, was bei den alten Preußen gern getrunken wurde. „Friedrich Wilhelm IV. war ein großer Teegenießer“, sagt sie. Einige alte Mischungen kann man nun wieder bei ihr kaufen. „Le Grand“ und „Potsdamer Schlossgarten“ heißen sie. Damals im 18. Jahrhundert kamen erstmals parfümierte Tees in Mode, Mischungen aus Frankreich mit Lavendel- oder Rosenduft. Für die „Sankt Petersburger Mischung“, die einst für den russischen Zaren entwickelt wurde, kommt ein Herr extra aus Treuenbritzen nach Potsdam. „Die gibt’s eben nicht überall“, sagt er. Und kauft 100 Gramm schwarzen chinesischen Tee, mit Silvertips, also grünen Teespitzen, verfeinert, Originalrezept vom holländischen Traditionshändler Popoff.

Das Gros des Tees kommt – als lose Ware – aus dem Haus Ronnefeldt. Beatrix von Hardenberg erinnert sich, wie die Meister der Teekontore bei ihren Eltern in Amsterdam die Teeproben aus kleinen Kästchen mit Schubladen „wie Juwelen“ feil boten. „Das hatte doch Stil“, sagt sie. Heute hat sich vielerorts der Teebeutel durchgesetzt – bei Götz & Götz immerhin hochwertige Sorten von Harney & Sons. Auch als Anhängerin des losen Tee will sie sich dem praktischen Teebeutel nicht verweigern. Fürs Büro oder mal zwischendurch sei das ganz okay. Da darf es auch mal ein großer Henkelbecher sein. Freilich, wer es stilecht möchte, nimmt feines Porzellangeschirr, im Laden ist eine exquisite Auswahl vorrätig.

Sämtlicher Tee stammt aus kontrollierten Anbaugebieten, darunter auch zertifizierte Biotees. In manchen Teegärten in China und Indien wird seit 1700 Jahren dieselbe Sorte Tee angebaut – vergleichbar mit einem alten Weinberg, auf dem immer dieselbe Sorte wächst und gedeiht, so von Hardenberg. Im kommenden Jahr möchte sie sich einmal selbst in Indien umschauen und die Region Darjeeling besuchen. „Darjeeling Bio. Wollen Sie erste oder zweite Pflückung?“, fragt sie einen Kunden. „Die zweite Pflückung im Frühsommer hat schon etwas Sonne gesehen.“

Auch Liebhaber kräftiger Sorten finden etwas, die Norddeutschen und die Briten, die gern ein Wölkchen Sahne dazugeben. Ach ja, diese Briten, seufzt die Teedame. „Beim Darjeeling passt der Engländer auf, mit den kräftigen Sorten geht er sehr rüde um.“ Dann öffnet sie die größte Teedose, gerade angekommen: edler Weihnachtstee, mit kandierten Früchten aromatisiert, sodass er ohne die 08/15-Gewürzmischung auskommt.

Dazu kommt Zubehör: Teezucker und köstliche Schokoladen, Neuhauspralinen aus der Kühltheke, Marmeladen und Gelees. Außerdem uckermärkische Leckereien vom Hof der Apfelgräfin Daisy von Arnim. Man kennt sich eben. Auch in Potsdam. Carsten Wist vom Literaturladen, 200 Meter Luftlinie entfernt, findet hier Ruhe zum Lesen. Im Salon, etwas versteckt zum Garten hin, lässt sich Wist seinen grünen Tee zweimal aufbrühen, seine Hundedame und Ladenhund „Victor“, ein West White Highland, haben nach einer Toberunde durch den Laden endlich Frieden gegeben. Beatrix von Hardenberg gibt derweil Tipps für eine perfekte Teezubereitung: Metall-Siebeinsätze benutzen, damit das Teeblatt schwimmen, das Aroma sich entfalten kann. „Und das Wasser erst aufgießen, wenn es nicht mehr sprudelt“, empfiehlt sie. „Dann ist es weich – tötet aber nicht sofort die feinen Geschmacksnuancen.“

Gutenbergstr. 98, Tel. (0331)201 5271

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