ATLAS: Blinde Flecken
Schade. Über dieses Thema wird in Potsdam sowieso viel zu selten geredet.
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Schade. Über dieses Thema wird in Potsdam sowieso viel zu selten geredet. Das Stück „Staats-Sicherheiten“ am Hans Otto Theater erinnert an blinde Flecken im Stadt-Selbstbild. Wie etwa die Stasi-Hochschule in Golm: Dass hier bis 1989 Stasi-Funktionäre ausgebildet wurden, erfahren die heutigen Uni-Studenten zwar im Kino, bei „Das Leben der Anderen“, in Golm selbst gibt es darauf keinen Hinweis. Die Absolventen der „Juristischen Hochschule“ dagegen dürfen sich bis heute mit ihrem Doktortitel schmücken. Fast 20 Jahre nach der Wende gelingt es den Machern von „Staats-Sicherheiten“, Stasi-Opfern eine Stimme zu geben. 15 Männer und Frauen, die im „Lindenhotel“ oder in Hohenschönhausen einsaßen, erzählen von Verhaftung, Verhören und dem Leben danach. Ob es nicht belastend sei, darüber zu sprechen, wurde nach der Aufführung aus dem Publikum gefragt. „Im Gegenteil“, antwortete Darsteller Hans-Eberhard Zahn: „Es ist ein Triumph.“ Schade nur, dass Potsdams Lokalpolitiker der Premiere fernblieben. Sie hätten ein Zeichen setzen können – gegen Geschichtsblindheit. Aber der Wahlkampf, der noch vor kurzem jeden neu gepflanzten Baum zum Ereignis machte, ist vorbei.
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