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Landeshauptstadt: Blitzdiagnosen aus Potsdam

Neue Datenbanktechnologie von SAP ermöglicht medizinische Analysen in Sekundenschnelle

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Babelsberg – In Potsdam ist eine umfassende Datenbank mit medizinischem Wissen aufgebaut worden. Hintergrund ist der Einsatz der neuen In-Memory-Datenbanktechnologie „Hana“, die vom Hasso Plattner Institut (HPI) gemeinsam mit dem Softwareunternehmen SAP entwickelt wurde. Die innovative Technologie ermöglicht es, in Sekundenschnelle digitale Daten des menschlichen Genoms zu analysieren. Der Abgleich der Daten eines Patienten mit Referenzdaten soll Aufschluss über den genauen Hintergrund einer Erkrankung geben und dadurch eine zielgerichtete und individuell zugeschnittene Therapie ermöglichen. Zurzeit arbeiten die Hana-Entwickler dazu mit der Charité Berlin und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg zusammen. SAP-Mitbegründer Hasso Plattner wird am Sonntag auf dem World Health Summit in Berlin den Nutzen der neuen Technik für die personalisierte Medizin skizzieren. Plattner war als HPI-Dozent an der Entwicklung des Hana-Datenbanksystems beteiligt.

Der Abgleich menschlicher Genom-Informationen erfordert die Verarbeitung von enormen Datenmengen. Was bislang mehrere Wochen in Anspruch nehmen konnte, wird mit dem Hana-System in wenigen Sunden oder gar Minuten möglich. „Dass wir alle relevanten Daten zentral vorhalten können, ist durch die riesige Hauptspeicherkapazität unserer Hochleistungsrechner im Spitzenforschungslabor des HPI möglich“, erklärte HPI-Leiter Christoph Meinel. „In Kombination mit der parallelen Verarbeitung durch Hunderte von Rechenkernen können Millionen von Datensätzen gleichzeitig abgeglichen und die Ergebnisse innerhalb von Millisekunden bereitgestellt werden.“

Statt zeitaufwendige Recherchen von Einzelinformationen aus vielen verschiedenen Quellen durchführen zu müssen, werden Mediziner und Forscher in Kürze durch eine Web-Plattform des HPI zentralen Zugriff auf aktuellste Ergebnisse bekommen. Auf der Datenbank am HPI werden dafür neue Erkenntnisse aus den weltweit bedeutendsten Forschungsdatenbanken verknüpft. Mithilfe dieser Datenbank sollen Mediziner dann in die Lage versetzt werden, Entscheidungen noch fundierter treffen zu können. „Passende Forschungs- und Therapie-Ansätze können so deutlich schneller eingesetzt werden. Das kommt unmittelbar den Patienten zugute und senkt Kosten“, so Meinel.

Die vom Hasso Plattner Institut Potsdam zusammen mit dem Softwarekonzern SAP entwickelte „In-Memory-Technologie“ erlaubt es, nicht nur im Gesundheitswesen riesige Datenmengen extrem stark zu komprimieren. Durch Datenverarbeitung im Hauptspeicher von Systemen verkürzt sich die Zugriffszeit um ein Vielfaches. Die Entwickler sprechen davon, dass sich Computersysteme um den Faktor 50 beschleunigen lassen. Die Daten werden nicht mehr, wie heute noch üblich, auf Festplatten gelagert, sondern befinden sich zur Be- und Verarbeitung im schnellen Hauptspeicher von Hochleistungsrechnern.

Für Hasso Plattner, der die Entwicklung des Hana-System seit sieben Jahren in Potsdam begleitet, ist es unverständlich, dass das Potenzial der neuen Technologie offensichtlich noch nicht erkannt wurde. Durch die extreme Beschleunigung von digitalen Arbeitsprozessen erwartet der Softwareexperte grundlegende Änderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. „Durch die neue Geschwindigkeit in der Datennutzung lassen sich Sachen machen, die vorher nicht möglich waren“, sagte er am Freitag vor Journalisten. Allerdings müssten auch die rechtlichen Grundlagen an die Folgen der Digitalisierung angepasst werden. „Wir müssen neu darüber nachdenken, was aus ethischen Gründen geschützt werden muss“, so Plattner.

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