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Von Sabine Schicketanz: Bollhagen-Erben lehnen Potsdam ab

Museum für Keramikerin soll in Oberhavel entstehen / Jakobs: Land hat Förderung in Aussicht gestellt

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Das Museum für die bedeutende Keramikerin Hedwig Bollhagen wird nicht in der Landeshauptstadt Potsdam entstehen. Die Bollhagen-Erben haben sich für die Standorte Velten oder Oranienburg entschieden, sagte gestern Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Dies sei Ergebnis eines Gesprächs im Rathaus am vergangenen Freitag. Die Entscheidung der Erben sei für Potsdam „bedauerlich, aber zu akzeptieren“, so Jakobs. Bereits vereinbart sei eine Kooperation zwischen dem künftigen Bollhagen-Museum und dem Potsdam-Museum. So sollen ab 2012 Teile der Ausstellung im Stadtmuseum im Alten Rathaus gezeigt werden. Potsdam werde Besucher auf das Museum im Landkreis Oberhavel hinweisen.

Hintergrund der Entscheidung der Erben gegen Potsdam sind offenbar auch die Pläne des Landes Brandenburg, das Bollhagen-Museum finanziell zu fördern. Jakobs spricht in einer gemeinsamen Mitteilung mit den Bollhagen-Erben von „erheblichen Zuschüssen von verschiedenen Seiten“. Potsdam werde und könne aber nicht „in einen Wettlauf mit einem anderen Standort treten“, so Jakobs. Wenn das Land „aus strukturpolitischen Gründen ein Bollhagen-Museum außerhalb der Landeshauptstadt unterstützt“, sei die Entscheidung zu akzeptieren. Nach PNN-Informationen will das Land über das zuständige Kulturministerium einen Museumsneubau für Bollhagen mit rund 500 000 Euro fördern. Dies soll bereits unter Ägide der vorherigen Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) angedacht worden sein.

Wanka sagte gestern dazu, sie habe bereits nach dem Tod Bollhagens 2001 Kontakt mit der Erbin Silke Resch aufgenommen und ihr die Idee eines Bollhagen-Museums in Velten unterbreitet. Resch habe aber Potsdam favorisiert. Nachdem es mit der Landeshauptstadt Schwierigkeiten gegeben habe – „es passierte nichts, die Stadt hat die Bedingungen dauernd geändert“ – habe sie erneut mit der Erbin Resch sowie dem Landrat von Oberhavel und der Veltener Bürgermeisterin gesprochen. „Ich hoffe, dass es etwas wird“, so die CDU-Landeschefin und Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag. „Hedwig Bollhagen steht ein eigenes Museum zu.“

Das Kulturministerium – jetzt SPD-geführt – will die Pläne für eine Förderung eines Museumsneubaus offiziell nicht bestätigen. „Uns liegt die Entscheidung der Erben bisher nicht vor“, sagte Sprecherin Antje Grabley. Erst dann könne über mögliche Unterstützung gesprochen werden.

Das Bollhagen-Museum in Potsdam war bereits seit mehr als zwei Jahren geplant. Es sollte im „Haus Im Güldenen Arm“ in der Hermann-Elflein-Straße Innenstadt eingerichtet werden. Dort lagert bereits ein Großteil des Nachlasses. Die Stadt hatte zugesagt, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – sie verwaltet gemeinsam mit der Bollhagen-Stiftung und der Bollhagen-Gesellschaft den Nachlass der 2001 verstorbenen Keramikerin – das Haus zwei Jahre mietfrei zur Verfügung zu stellen und einen Zuschuss in Höhe von 50 000 Euro zu zahlen. Mit den Bollhagen-Erben hatte die Stadt bereits über einen Stiftungsvertrag verhandelt, wobei sich offenbar inhaltliche und konzeptionelle Differenzen aufgetan hatten. In der Verhandlungspause seien „verschiedene Initiativen“ auf die Bollhagen-Erben zugekommen und hätten „attraktive Rahmenbedingungen“ geboten, sagte Oberbürgermeister Jakobs.

Die Stadt hatte in Vorbereitung der Ausstellung eine 10 000 Euro teure Studie zur Rolle Bollhagens in der NS-Zeit beim Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Auftrag gegeben. Diese hatte zum Ergebnis, dass Bollhagen keine Unterstützerin des NS-Regimes, jedoch „Nutznießerin“ des Systems und der Kauf der Marwitzer „HB-Werkstätten“ von der jüdischen Vorbesitzerin Margarete Heymann-Loebenstein ein Fall von „Arisierung“ gewesen sei. Inwieweit die Erkenntnisse dargestellt werden sollen, schien zuletzt strittig.

Wahrscheinlichster Standort für das Bollhagen-Museum ist jetzt das bereits existierende Ofen- und Keramikmuseum in Velten. Es liegt in direkter Nähe zu Bollhagens ehemaliger Wirkungsstätte in Marwitz. Für das Museum hatte sich auch der Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. ausgesprochen. Doch auch ein Neubau in Oranienburg ist nicht ausgeschlossen.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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