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Homepage: Bollywood in Babelsberg

Mit Indien-Fokus liegen die Sehsüchte im Trend

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Glitter-Tanzeinlagen vor Schloss Sanssouci und eine Liebesszene auf der Glienicker Brücke: Manicam Narayanan, Jurymitglied der diesjährigen Sehsüchte, will Bollywood nach Potsdam holen. Und zwar schon bald. Der Filmproduzent aus der ostindischen Millionenstadt Chennai, dem früheren Madras, plant gerade seinen neuen Film, wie er den PNN am Rande des Festivals erzählte: „Es wird eine Liebesgeschichte zwischen einem IT-Professor und einer Tanzlehrerin“, erklärte er die Story. Auch der Titel stehe schon fest: „I met you the day before“. Der Clou daran: Gedreht werden soll der Bollywoodstreifen in Berlin und Potsdam. „Das ist eine Top-Präsentationsmöglichkeit für beide Städte“, meint Narayanan. Er rechne mit bis zu 20 Millionen indischen Kinozuschauern.

An solchen Gästezahlen kann sich das Internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ natürlich nicht messen. Muss es aber auch nicht. Denn mit dem Fokusland Indien traf das HFF-Organisationsteam den Nerv der Zeit: Dabei stand die Entscheidung für Indien bereits vor dem fulminanten Oscar-Auftritt von „Slumdog Millionaire“ fest, wie Sektionsleiter Arne Brücks den PNN erklärte.

Das momentane Interesse für sein Heimatland in Europa sieht Narayanan auch mit etwas Genugtuung: „Ich fühle mich geehrt, beim Festival sein zu dürfen“, sagte er. Bei seinem letzten Besuch in Berlin sei er nicht annähernd so positiv empfangen worden, erinnert er sich.

Im Oktober 1990 war das: „Ich sollte im Auftrag des indischen Fernsehens die Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung filmen“, erzählt Narayanan. Die Bemühungen, einen O-Ton des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl zu bekommen, scheiterten jedoch: „Ich durfte nur mit dem Außenminister reden.“ Weil er zum offiziellen Pressebereich keinen Zugang hatte, sei er während des Drehs sogar auf einen Lampenmast gestiegen, erzählt Narayanan lachend: „Es wurde ein einstündiger Beitrag, der in Indien sehr gut aufgenommen wurde.“

Auch Arun Sukumar, einer der 18 Jungregisseure, die ihre Filme in Potsdam präsentieren, ist gerne zu den Sehsüchten gekommen. Es sei seine erste Reise nach Europa, erklärt der 26-Jährige, der an der Hochschule in Pune studiert hat und jetzt in Mumbai lebt: „Es ist sehr kalt hier - und sehr friedlich“, beschreibt Sukumar seine Eindrücke von der Landeshauptstadt: „Die vielen Graffiti sind mir gleich aufgefallen.“

Seine Studienkollegin Lilium Léonard hat dagegen hat fast ihr ganzes Leben in Europa verbracht - auch wenn man ihr das nicht ansieht. Im Alter von zwei Monaten wurde die gebürtige Inderin von einer Familie aus Paris adoptiert. „Ich wurde aber immer wieder auf meine indischen Wurzeln angesprochen“, erzählt die 28-Jährige. Zum Studium ging sie deshalb nach Pune.

In ihrem Film „Thread“ geht es um Menschen ohne Wurzeln: Zwei Zirkusartisten stehen im Mittelpunkt des bizarren Märchens, das mit der Bollywood-Ästhetik nicht viel gemein hat. Zirkusleben sei in Indien noch härter als in Europa, berichtet Lilium Léonard. Sorgen um seine Existenz hat auch die Hauptfigur in Sukumars Film „When this Man Dies“: Um seine schwangere Frau versorgen zu können, lässt er sich schließlich auf einen Job als Auftragskiller ein. „Es geht um Gier“, erklärt Sukumar. Jana Haase

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