Blindgänger in Potsdam gefunden: Bombe unterm Strandbad
Am morgigen Donnerstag wird erneut eine 250 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe entschärft, die am Tiefen See gefunden wurde. Tausende Anwohner und Pendler sind betroffen.
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Potsdam - Die Nuthestraße wird gesperrt, 3100 Menschen müssen ihre Wohnungen und Häuser verlassen, Schulen bleiben geschlossen: Eine Bombenentschärfung versetzt speziell den Osten der Landeshauptstadt am Donnerstag in den Ausnahmezustand.
Mike Schwitzke soll Bombe noch am Vormittag entschärfen
Der Grund: Eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist auf der Babelsberger Uferseite des Tiefen Sees gefunden worden – und zwar direkt auf dem Gelände des dortigen Strandbades. Das teilte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Dienstagnachmittag mit. Die Weltkriegsbombe wurde demnach bei planmäßigen Erkundungsarbeiten im Auftrag der Stadtwerke gefunden. Es ist der zwölfte Sprengkörper, der in diesem Jahr in Potsdam geborgen wurde, insgesamt ist es der 170. Weltkriegssprengkörper seit 1990 in der Landeshauptstadt.
Der Blindgänger soll am Donnerstag von Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg entschärft werden – vermutlich noch am Vormittag, wie es hieß. Zur Vorbereitung der Entschärfung wird am Donnerstag ab 8 Uhr ein Sperrkreis mit einem Durchmesser von 800 Metern rund um den Fundort gezogen – in diesem befinden sich Bereiche des Wohngebietes Zentrum Ost und der Kulturstandort Schiffbauergasse (siehe Grafik). Betroffen von der Sperrung sind nach Angaben von Stadtsprecher Jan Brunzlow auch die Grundschule am Humboldtring, die Lenné-Gesamtschule sowie die Kitas „Sonnenschein“ und „Grasshoppers“ im Zentrum Ost und „Zauberstein“ an der Berliner Straße.
Hunderte ältere Anwohner müssen Wohnungen verlassen
Etwa 3100 Menschen leben im Sperrkreis. Sie müssen bis 8 Uhr ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Betroffen sind dabei nach Angaben der Stadtverwaltung 800 Personen im Alter von mehr als 65 Jahren, 192 sind sogar über 80. „Wer in dieser Zeit nicht weiß wohin, kann in die Sporthalle am Oberlinhaus gehen und dort bis zum Ende der Munitionsbergung warten“, sagte Brunzlow. Die Halle befindet sich auf dem Oberlinhaus-Gelände in der Rudolf-Breitscheid-Straße 24.
Mehr als 250 Einsatzkräfte der Landeshauptstadt, der Feuerwehr und der Polizei werden am Donnerstag im Einsatz sein, um den Sperrkreis abzusichern. Informationen rund um die Entschärfung gibt die Stadtverwaltung unter Tel.: (0331) 289 16 42 und -16 45. Personen, die nicht alleine die Wohnung verlassen können, sollen sich bei der Feuerwehr unter Tel.: (0331) 370 12 16 melden und können dort einen Transport bestellen. Informationen gibt es auch im Internet.
Sperrung der Humboldtbrücke und der Nuthestraße
Die Bombenentschärfung hat auch Folgen für Autofahrer: Die Humboldtbrücke muss am Donnerstag zeitweise gesperrt werden – aber erst, wenn sich niemand mehr im Sperrkreis befindet. Für Fahrzeuge in Richtung Innenstadt ist danach die Friedrich-List-Straße die letzte freie Ausfahrt, die Umleitungsempfehlung stadteinwärts führt über Horstweg und Heinrich-Mann-Allee. „Autofahrer werden von uns aber gebeten, den gesamten Bereich möglichst weiträumig zu umfahren“, sagte Brunzlow. Die Tram-Linien 94 und 99 werden ebenfalls für die Zeit der Munitionsbergung unterbrochen. Der S- und Regionalbahnverkehr ist dagegen nicht betroffen.
Seitens des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ist geplant, den gefundenen Blindgänger US-amerikanischer Herkunft zu entschärfen. Der Sprengkörper wurde etwa zehn Meter vom Wasser in einem Meter Tiefe gefunden. „Sie liegt senkrecht, mit dem Zünder nach unten im Erdreich“, so Brunzlow. Bewegt wurde sie demnach noch nicht.
Möglich sei, dass es nicht die einzige Bombe in dem Bereich ist, sagte der Stadtsprecher weiter. Das Areal werde im Rahmen der seit Jahren laufenden Kampfmittelberäumung erstmals untersucht. Brunzlow sagte, Luftbilder hätten ergeben, dass in dem Gebiet möglicherweise verirrte Bomben gefunden werden könnten.
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