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Landeshauptstadt: Bonbon für die Stadt

Grundstein für neues Katjes-Werk gelegt: 60 neue Arbeitsplätze und weiterer Ausbau geplant

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Babelsberg - 5000 Bonbons pro Minute will Deutschlands drittgrößter Zuckerwarenhersteller Katjes ab Oktober in Potsdam produzieren. Dafür werden in den kommenden Monaten zwölf Millionen Euro in eine neue Fabrik investiert und die Produktion aus Italien sowie Finnland in die Wetzlarer Straße verlagert. Der Grundstein für den dritten Standort des Familienunternehmens wurde gestern auf dem Areal „Gewerbe im Park“ im Beisein von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gelegt.

Etwa 4500 Quadratmeter Grundfläche soll die Produktionsanlage haben, die Gesamtinvestition wird laut dem Geschäftsführenden Gesellschafter Tobias Bachmüller mit knapp vier Millionen Euro vom Land Brandenburg gefördert. In anderen ostdeutschen Bundesländern wäre der öffentliche Beitrag vermutlich höher gewesen, jedoch hätte die Nähe zur Autobahn, zu Berlin und zum Filmpark den Ausschlag für Potsdam als Standort gegeben, sagte Bachmüller. Denn das Unternehmen plant neben der Produktion auch einen Fabrikverkauf mit der gesamten Katjes-Produktpalette. Das seien immerhin mehrere Dutzend verschiedene Sorten Lakritz, Fruchtgummis, Bonbons und Getränke. Dazu hätten Besucher die Möglichkeit, über einen gläsernen Gang in die Fabrikhalle zu sehen, sagte Bachmüller. Im Außenbereich werden sogar Busparkplätze geschaffen, zudem hoffe man auf Besucher aus dem benachbarten Filmpark, die sich auch die Produktion der Bonbon anschauen. Dann könne verfolgt werden, wie aus den Rohstoffen „eine klebrige Masse entsteht und am Ende die Bonbons wie aus einem Maschinengewehr aus der Maschine herausgeschossen kommen“, so Bachmüller.

Mehr als einhundert Menschen sollen nach Ausbau der zweiten Stufe in der Potsdamer Fabrik arbeiten, bis dahin werden es 60 sein, so Bachmüller. Bei den Job-Bewerbungen würde ausschließlich mit der Agentur für Arbeit zusammengearbeitet, sagte der Geschäftsführer.

Grund für den Neubau sei der Zukauf von diversen Marken in den vergangenen Jahren. Wurden die dazu gehörigen Produkte bislang noch in anderen Produktionsstätten hergestellt, sollen die Bonbons nun in einem Werk produziert werden. Die anderen Standorte in Finnland und Italien würden jedoch dadurch nicht geschlossen, sagte ein Pressesprecher. Denn diese gehörten anderen Bonbon- Herstellern, die dort dann ihre eigenen Süßigkeiten produzierten.

In Brandenburg gehöre die Lebensmittelindustrie zur einer der 16 Schwerpunktbranchen. Rund 15 Prozent aller Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe des Landes seien in der Ernährungsindustrie tätig, so Wirtschaftsminister Junghanns. Für die Landeshauptstadt ist die Katjes-Ansiedlung eine der wenigen mit Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe. Nur acht Prozent aller Jobs in der Stadt befänden sich in der produzierenden Industrie, erklärte Oberbürgermeister Jakobs. Daher sei das neue Werk ein besonderes Bonbon für Potsdam – und das an einem Standort, auf dem einst das größte Lokomotiven-Werk Deutschlands gestanden habe. Mehr als 21 000 Loks seien damals nahe dem heutigen Bahnhof Medienstadt gebaut worden. Das kurz vor der Bundestagswahl im September 2004 angekündigte Engagement von Katjes soll nun als Magnetfunktion für den Industriepark „Gewerbe im Park“ gelten. Denn noch immer stehen Flächen, darunter auch der zirkusähnliche Bau, für größere Ansiedlungen frei.

Die Katjes Fassin GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Emmerich an der niederländischen Grenze will jährlich 10 000 Tonnen Bonbons in Babelsberg herstellen. Begründet wurde das Familienunternehmen bereits vor 96 Jahren, als Fassin das Rezept zur Herstellung von Lakritzen vom Vater Xaver Fassin bekommen hat. Danach begann er, in kleinem Stil Lakritzkätzchen herzustellen – der Firmenname Katjes ist das niederländische Wort für kleines Kätzchen. 1950 wurde das Unternehmen offiziell gegründet. Inzwischen werben Model Heidi Klum und die Frauenfußball-Nationalmannschaft für das Fruchtgummi-Sortiment von Katjes. Im Jahr 2004 erwirtschafteten die 520 Mitarbeitern einen Umsatz von 180 Millionen Euro.

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