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Landeshauptstadt: Bootstour bei Niedrigwasser Tourismus in Zeiten

des Klimawandels

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Eigentlich müsste die deutsche Tourismusbranche vom Klimawandel profitieren. Schließlich verlängert sich die Sommersaison, die Wassertemperaturen steigen und im Norden wird Weinbau möglich. So einfach ist es aber nicht. Schließlich sind es Extremwetterlagen, die sich heute als Folgen des Klimawandels zeigen. Nach der Jahrhundertflut von 2002 folgten das Alpenhochwasser 2005, das Elbhochwasser 2006, das Oderhochwasser 2010 und bereits 2013 das nächste Jahrhunderthochwasser in Mitteleuropa. Auch in Brandenburg kam es zu erheblichen Schäden. Folgen für den Tourismus blieben nicht aus: Als im Spreewald die Fließe geschlossen wurden, hatten die Kahnführer täglich rund 50 000 Euro Ausfall zu beklagen. Forscher erwarten solche Hochwasser mittlerweile alle zwölf Jahre.

Noch drängender ist der steigende Meeresspiegel an den Küsten. So richtete der Orkan „Xaver“ im Dezember 2013 in den Dünen der Nordseeinsel Jüst solche Schäden an, dass sie beim nächsten schweren Sturm auseinanderzubrechen droht. Und nicht zuletzt muss die Tourismusbranche in den Bergen durch den Klimawandel mit größeren Ausfällen in den Skigebieten rechnen. Was die Folgen des Klimawandels für die Tourismusbranche bedeuten und welche Maßnahmen nötig sind, wurde am Dienstag und Mittwoch auf Einladung der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB) von Vertretern der Branche und Wissenschaftlern auf einer Konferenz diskutiert.

Bei dem Treffen sei klar geworden, dass die Tourismusbranche Daten in kleinteiliger Auflösung und Expertenwissen benötige, so Wolfgang Strasdas von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), an der just in diesen Tagen ein Zentrum für nachhaltigen Tourismus gegründet wurde. Der Mitinitiator der Konferenz sieht den Handlungsschwerpunkt der deutschen Klimapolitik heute stärker in der Anpassung an die Veränderungen als im Klimaschutz. Bei dem Treffen habe sich gezeigt, dass Anpassung an den Klimawandel im Tourismus bereits vielfach umgesetzt werde. So nennt Strasdas zum Beispiel das Klimabündnis Kieler Bucht oder das Netzwerk Klimaanpassung Brandenburg-Berlin der HNEE. Da die Mark in Zukunft noch trockener werden soll, habe man unter anderem ein Konzept zur Renaturierung natürlicher Feuchtgebiete erstellt. Dabei lasse sich die Wiederherstellung eines Moorgebietes im Landkreis Oberhavel durch den Verkauf von Klimaschutzzertifikaten finanzieren. Ein anderes Projekt im Bereich Bootstourismus sehe vor, durch Boote mit geringem Tiefgang auch Gewässer mit Niedrigwasser befahrbar zu machen.

Grundsätzlich geht Strasdas davon aus, dass der Staat in Sachen Klimaschutz stärker regulierend eingreifen muss. „Es hat sich gezeigt, dass freiwilliger Klimaschutz nur bedingt funktioniert.“ Die Touristiker sahen das etwas anders. „Die Politik soll fördern, aber nicht hereinreden“, fasste Andreas Zimmer von der TMB die Ergebnisse eines Workshops zusammen. Letztlich war aber allen Beteiligten klar, dass auch der Tourismus vor dem Hintergrund des Klimawandels nachhaltiger werden muss. So sei eine Transformation des Reisens notwendig.Jan Kixmüller

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