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Kolumne: Etwas HELLA: Boxen statt Randalieren

So einen Betreuungsaufwand würde ich mir in Altenheimen oder auf Pflegestationen im Krankenhaus wünschen. Auf etwas mehr als 800 Demonstranten kamen am vergangenen Mittwoch über 1000 Polizisten.

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So einen Betreuungsaufwand würde ich mir in Altenheimen oder auf Pflegestationen im Krankenhaus wünschen. Auf etwas mehr als 800 Demonstranten kamen am vergangenen Mittwoch über 1000 Polizisten. Links und rechts hätte da jeder Demonstrant zu seinem und unser aller Schutz seinen persönlichen Betreuer haben können. Aber auch so konnte das Abendland oder vielmehr der Ortsteil Schlaatz vor rechten und linken Krawallmachern geschützt werden. Das macht mich froh, aber nicht vollends glücklich. Für die nächsten Male hoffe ich auf erheblich größeren Widerstand gegen die Pogidas, doch leider ist damit auch die Angst vor Ausschreitungen größer und der Polizeiaufwand keineswegs kleiner.

Und so sei die Frage erlaubt: Warum gibt es keinen Paragrafen, der den ganz normalen Alltag und die ganz normal Friedlichen schützt? Wieso gibt es keine andere Alternative, als mittwochs die Verkehrsbehinderungen mit stoischer Gelassenheit hinzunehmen? Und das alles wegen ein paar „besorgten Bürgern“, die glauben, das Abendland schützen zu müssen? Sie werden wieder aus Berlin oder der weiteren Umgebung anreisen, damit überhaupt ein sichtbares Häufchen zusammenkommt. Dass Pogida auf seiner Internetseite widerrechtlich das Schloss Sanssouci und den Brandenburger Adler verwendet, gibt schon richtig Ärger. Dass die Silbe Po im Namen geführt wird, kann man sicher nicht verhindern. Aber die Gesetzeslage ist nun einmal so: Auch die mit dem Po vornean haben ein Recht zu demonstrieren, ehe das Gesetz wegen Volksverhetzung zuschlagen kann. Was offenbar sehr lange dauert.

Bis dahin wird erst einmal geschützt, was den Potsdamern nicht unbedingt und mehrheitlich als schützenswert erscheint. Man kann nur hoffen, dass die Zeit schafft, was niemand in den Griff kriegt: Dass den Pogidas die Puste ausgeht, dass der Organisator doch noch aus dem Verkehr gezogen wird und auch die linke Szene statt zu randalieren andere Möglichkeiten findet, ihren Protest auszudrücken.

Wie wäre es mit folgendem Verbesserungsvorschlag: Wer nach Krawall riecht, wird beiseite genommen, möglichst schon ehe er den Demo-Punkt erreicht. Er bekommt Box-Handschuhe verpasst und wird zu einem Boxring geleitet. Der steht im Lustgarten. Noch nicht auf der „Wiese des Volkes“, denn für und gegen das Hochhaushotel kann auch gleich noch geboxt werden. Die gegnerischen Parteien dürfen sich rund um den Ring versammeln und Losungen mitführen, allerdings nur solche, die auf Stoff geschrieben sind, es gibt natürlich Flaschen- und Knallkörperverbot, aber die Lunge aus dem Leib dürfen sich alle schreien. Wer sich durch verbale Beleidigungen Luft machen muss, bitte, aber danach ermittelt dann die Polizei. So kann Frust abgebaut werden, der manchmal vielleicht gar nicht ungerechtfertigt ist. Vernünftige Losungen kommen in die Vorauswahl zum Bürgerhaushalt. Alle anderen werden abgehakt und auch nicht in der Lügenpresse aufgewärmt. Ist der Frust raus, kann man sich dem friedlichen Abbau von Missständen und dem von Überstunden bei der Polizei widmen. Deren Familien werden es den Freizeitsportlern danken.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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