Homepage: Branche im Aufwind
Biotech-Branche traf sich in Golm zur „BioBilanz“
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Die Biotechnologie befindet sich im Aufwind. Gegenwärtig arbeiten 3200 Mitarbeiter in kleinen und mittelständischen Biotechnologieunternehmen in Brandenburg. Damit habe sich die Zahl der Stellen in den letzten zehn Jahren verdreifacht, sagte jüngst Dr. Wolfgang Krüger, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg. Ein wichtiges Standbein dieser jungen Branche befindet sich im Golm. Wissenschaftler und Unternehmer hatten sich dort unlängst im Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik versammelt, um einen Rückblick auf das Jahr 2007 zu werfen. Zum zehnten Mal hatte der Branchenverband „BioTop“ zur „BioBilanz“ eingeladen. Die Bilanz fiel positiv aus. Bei den Unternehmen waren im vergangenen Jahr keine Insolvenzen zu verzeichnen. In der Wissenschaft gewinnt der Standort Golm mit der Ansiedlung des Fraunhofer-Instituts weiter an Bedeutung: „Es ist viel von diesem Standort zu erwarten“, so Wolfgang Krüger.
In der Biotechnologie, so wurde auf der „BioBilanz“ deutlich, sind Wissenschaft und Wirtschaft besonders eng verzahnt. So betreibt auch das Fraunhofer-Institut angewandte Forschung: etwa die Hälfte der Forschungsaufträge sollen einmal aus der Industrie kommen, sagte Prof. Frank Bier vom Fraunhofer-Institut. Schwerpunkte des Instituts sind die molekulare Diagnostik, Nanobiotechnologie und Zellkulturtechnik. Es gehe darum, eine Brücke zwischen Biologie und Technologie zu schlagen, so Bier. Das Ziel müsse dabei sein, die traditionelle Blickrichtung von Forschung und Medizin umzukehren: „Die Medizintechnik muss sich der Biologie anpassen, und nicht umgekehrt“, sagte Frank Bier am Rande der Veranstaltung. Die Zukunft der Medizin liege darin, Krankheiten sehr früh zu erkennen und schonender als heute zu behandeln. Eine Hoffnung, die sich schon heute in der Struktur der Branche widerspiegelt: Die Mehrzahl der Biotech-Unternehmen in Brandenburg arbeitet ebenfalls im medizinisch-diagnostischen Bereich.
Auf der Veranstaltung herrschte Einigkeit darüber, dass der Forschungscluster in Golm eine kritische Masse überschritten hat. Neben den Max Planck und Fraunhofer Instituten spielt die Uni Potsdam eine immer wichtigere Rolle in der Biotechnologie-Forschung. Seit Oktober 2006 bietet die Uni einen berufsbegleitenden MBA-Studiengang zu Biotechnologie und Medizintechnik an. Und seit Januar 2007 beschäftigt sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe am Institut für Biochemie und Biologie mit den molekularen Grundlagen der Photosynthese bei Pflanzen. Ziel sei dabei die Steigerung der Erzeugung grüner Biomasse, sagte der Molekularbiologe Bernd Müller-Röber von der Uni Potsdam.
Vertreter von Unternehmen hingegen betonten den Konflikt zwischen Kundenorientierung und freier Forschung. Hier mussten die Wissenschaftler aber die Erwartungen mancher Teilnehmer dämpfen. Ob beim klinischen Einsatz menschlicher Antikörper oder bei der Verwendung von Mikro-Kapseln als Transportmittel von DNA und Wirkstoffen: viele Projekte werfen noch praktische Probleme auf. Die Biotechnologie ist zweifellos im Aufwind. Aber schnelle Erfolgsmeldungen, so wurde auf der zehnten „BioBilanz“ deutlich, sind von ihr dennoch nicht zu erwarten. Mark Minnes
Mark Minnes
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