Homepage: Brautkleid bleibt Brautkleid Hochzeit machen: HFF-Absolventen zeigen Filme
Kerstin Stoll hat es heute noch einmal angezogen – ihr Brautkleid, das sie vor 33 Jahren zur Hochzeit trug. „Es passt noch“, schmunzelt die 51-jährige Potsdamerin.
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Kerstin Stoll hat es heute noch einmal angezogen – ihr Brautkleid, das sie vor 33 Jahren zur Hochzeit trug. „Es passt noch“, schmunzelt die 51-jährige Potsdamerin. Ganz in Weiß steht sie im Haus der Generationen und Kulturen im Schlaatz, wo sich ein gutes Dutzend Menschen eingefunden hat. „Hochzeit machen: Damals-Heute“ ist das Thema des Abends, an dem die Besucher vier Kurzfilme von Absolventen der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) und eine anschließende Gesprächsrunde erwarten.
Der Abend beginnt mit zwei Kurzfilmen aus dem Jahr 1964. „Hochzeit mit Pfiff“ von Christoph Prochnow und „Wir spielen Hochzeit“ von Dieter Roth zeigen typische Hochzeitsszenen aus den Sechziger Jahren der DDR. Geheiratet wurde in der Regel sehr jung, oft aus ganz pragmatischen Gründen und mit wenig Aufwand: „Mit Anfang Zwanzig war man unter der Haube“, erzählt Frau Stoll. Sie selbst heiratete mit 18 Jahren. Da war sie im sechsten Monat schwanger. Auch der Wunsch nach den eigenen vier Wänden sei in der DDR ein wichtiger Heiratsgrund gewesen, so die Kulturwissenschaftlerin Susann Hellemann, die zu den Initiatoren der Veranstaltung zählt.
Eine Sicht aus der jüngeren Vergangenheit auf das Thema Heirat zeigt der Film „Brautland“ der Berliner Regisseurin Aviva Barkhourdarian. Im Jahr 2000 drehte die 39-jährige ihren Film, der die Vorfreude auf das Ereignis Hochzeit, aber auch die tiefen Zweifel und Ängste vor der Zukunft ausdrückt, die mit dem Abschied von der Jugend verbunden sind. Die großen Unsicherheiten, mit denen sich die drei Bräute des Films auseinandersetzen, sind für das Publikum nachvollziehbar: Heute würde er sich „alles dreimal überlegen“, bevor er den Bund der Ehe einginge, sagt Kerstin Stolls Ehemann. Es gäbe heute mehr Fragezeichen als früher.
Im Gespräch wird deutlich, wie sehr die Sichtweisen auf das Thema Heirat auch kulturell geprägt sind. Mourreen Hilberer berichtet, dass in ihrer Heimat Uganda eine Ehe ohne die Zustimmung der Familie undenkbar sei. Dem großen Einfluss der Verwandten kann die 28-jährige durchaus positive Aspekte abgewinnen: Das Abwägen von Vor- und Nachteilen in der Gemeinschaft helfe „eine gute Familie zu bilden“.
Rita Klages vom Verein Nachbarschaftsmuseum und Susann Hellemann beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Hochzeit. Rita Klages führte Dutzende Interviews mit Menschen aus dem Schlaatz, die sie zu ihren Erfahrungen mit dem Eheleben befragte. „Wir wollen die Kommunikation im Stadtteil beleben“, erklärt sie die Motivation, die hinter ihrer Arbeit steht. Das Thema Hochzeit löse bei nahezu allen Menschen Emotionen aus und eigne sich gut dazu, Menschen zusammenzubringen. Hochzeitsfotos hätten immer einen „zentralen Platz im Fotoalbum“, ergänzt Susann Hellemann, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Lothar Binger das „Archiv historische Alltagsfotografie“ betreibt. Mehrere hunderttausend Fotografien, die das Leben der vergangenen Jahrzehnte und der Gegenwart dokumentieren, befinden sich im Besitz des Archivs.
Die beiden Frauen freuen sich besonders über die kostbaren Erinnerungsstücke, die einige Besucher mitgebracht haben. Veronika Hoffmann zeigt das Brautkleid ihrer Mutter aus dem Jahr 1960, das aus Brokat gefertigt und mit einem goldenen floralen Muster durchwebt ist. „So was Herrliches“, gerät Rita Klages ins Schwärmen.
Das Kleid soll einen Platz in der Ausstellung „Brandenburger Bräute“ finden, die am 16. September im Bürgerhaus am Schlaatz eröffnet wird und Geschichten, Schicksale und Bilder von Brandenburger Bräuten aus Vergangenheit und Gegenwart zeigt. Auch Kerstin Stoll wird ihr Brautkleid aus dem Jahr 1977 zur Verfügung stellen. Aus den vergangenen 33 Ehejahren zieht sie eine positive Bilanz: „Es gibt keine Ehe ohne Höhen und Tiefen. Die Frage ist nur, was man daraus macht.“ Heike Kampe
Heike Kampe
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