
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Breite Zustimmung
Der Wirtschaftsinformatiker Oliver Günther wurde am Mittwoch zum Präsident der Uni Potsdam gewählt
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Sanssouci - Keine halbe Stunde hatte es gedauert, dann war Applaus hinter den verschlossenen Türen des Uni-Senates zu hören. Dieser hatte den neuen Präsidenten der Universität Potsdam gewählt. Zuvor forderte ein Senatsmitglied noch einmal eine Unterredung, die Spannung stieg merklich. Draußen auf dem Balkon standen die beiden Präsidentschaftskandidaten und versuchten bei Keksen und Wasser ungezwungen miteinander zu plaudern. Dann kamen Senatsmitglieder, um die beiden zu holen. „Acht zu drei für Günther“, raunte jemand in den Gang.
Dann wieder Applaus hinter den Türen, diesmal noch heftiger. Der Kandidat hatte die Wahl angenommen. Der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität, Oliver Günther, wurde am Mittwoch im ersten Wahlgang mit der nötigen Zweidrittelmehrheit zum neuen Präsidenten der Universität Potsdam gewählt. Für seinen Gegenkandidaten, den Potsdamer Biochemiker Robert Seckler, votierten drei Senatsmitglieder.
Als sich die Türen dann öffneten, machte sich bei vielen Uni-Mitgliedern Erleichterung breit – wo man hinsah, strahlende Gesichter. Offensichtlich gab es auch außerhalb des Senats, der das Oberhaupt der Hochschule wählt, eine breite Zustimmung für den Kandidaten aus Berlin. Und sogar Studierendenvertreter, die von einer Wahl zwischen Pest und Cholera gesprochen hatten, schienen mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden.
Oliver Günther sagte direkt nach seiner Wahl den PNN, dass er persönlich bewegt und beeindruckt sei von dem Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde: „Ich freue mich auf eine große Herausforderung, die man mit diesen Kollegen aber getrost angehen kann.“ Mit Herausforderung meint er die Millionen-Kürzungen, die nach Plänen des Wissenschaftsministerium ab kommendem Jahr auf die Hochschule zukommen werden. Spätestens zum Jahresanfang 2012 will der 50-jährige Günther sein Amt in Potsdam antreten, bereits vor seinem Amtsantritt will er mit Wissenschaftsministerin Sabine Kunst über die Kürzungen verhandeln. Kunst selbst war bis Jahresanfang Uni-Präsidentin, mit dem Wechsel ins Ministerium ist sie es nun, die bei ihrer ehemaligen Hochschule den Rotstift ansetzen muss.
Der neu gewählte Präsident macht sich allerdings keine Sorgen um Brandenburgs größte Hochschule. „Ich spüre einen Geist an der Universität, der mich optimistisch stimmt, dass sich hier trotz der schwierigen Finanzsituation viel bewegen lässt“, sagte er gestern. Erklärtes Ziel von Oliver Günther ist es, die Potsdamer Uni langfristig in die Spitzenposition der zehn bis zwölf deutschen Exzellenzunis zu bringen. Kurzfristig müsse man die Uni im Mittelfeld halten, darunter werde es eng. „Es geht darum, die Universität weiter nach vorne zu bringen, aus einer starken Position heraus, aber in einem schwierigem Umfeld“, sagte der gebürtige Stuttgarter, der 1993 mit gerade mal 32 Jahren Professor an der Humboldt Universität wurde.
Als ehemaliger Dekan der Humboldt Uni bringt der Wirtschaftsinformatiker auch eine länderübergreifende Kompetenz mit ein: Die gute Zusammenarbeit mit den Berliner Unis will er in Potsdam fortsetzen. Doch auch Potsdam selbst nimmt er in den Blick. Er sieht die Universität in der Stadt noch nicht ausreichend verankert: „Die Uni ist im städtischen Umfeld noch nicht richtig eingefügt, hier muss mehr getan werden.“
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