Von Hella Dittfeld: Brückenbauer auf Fahrt
Bürgerreise in die Partnerstadt mit besonderem Gepäck
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Der Bus, der sich an einem Samstag vom Potsdamer Hauptbahnhof aus in Richtung Perugia in Bewegung setzt, führt diesmal eine besondere Fracht mit sich. 13 Bilder des Potsdamer Malers Olaf Thiede gesellen sich zu den 35 Koffern der Reisenden aus Potsdam und Umgebung. Die Bilder sollen ab 13. Juni in einer Ausstellung in Perugia gezeigt werden. Neben einem Bild des Krongutes als Markenzeichen werden zwölf Bilder durch die Monate hindurch italienisches Ambiente in Potsdam zeigen. Thiede wird zusammen mit dem italienischen Maler Alberto Valeri ausstellen. „Wir möchten die Präsentation gern auch nach Potsdam holen“, sagt Maria-Luise Döring, Präsidentin der Brandenburgischen Gesellschaft der Freunde Italiens „Il Ponte“ (zu deutsch: „Die Brücke“). Sie suche allerdings noch nach geeigneten Räumen dafür, denn das Alte Rathaus wird im nächsten Jahr wegen Bauarbeiten dafür nicht zur Verfügung stehen.
Wie schon die 13 Bürgerreisen zuvor hat auch diesmal Maria-Luise Döring die Reise organisiert. Sie gibt sehr anregend ihr Wissen über Umbrien, dessen Hauptstadt Perugia ist, weiter. Im nächsten Jahr kann das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Perugia gefeiert werden und „Il Presidente“, wie die Italiener Döring liebevoll nennen, ist schon eifrig dabei, das Jubiläum vorzubereiten. Das Telefon ist auf Arbeitsanrufe eingestellt. Olaf Thiede kann zum Beispiel gleich nach der Ankunft in Perugia mit seinem Kollegen Valeri die Benediktinerabtei besichtigen, in der die beiden ausstellen werden. Auch mit dem Emmaushaus vor den Toren der Stadt wird die Verbindung hergestellt. Bei einem Benefizkonzert im Februar kamen 700 Euro zusammen und die sollen nun an Pfarrer Don Giacomo übergeben werden. Das Emmaushaus in Umbrien finanziert sich anders als in Deutschland ausschließlich aus Spenden. In einem verfallenen Bauernhaus wurden vier behindertengerechte Wohnungen ausgebaut, die nun besonders Bedürftigen zeitweilig zur Verfügung stehen. Bis sich eine andere Betreuungsmöglichkeit ergibt. Auch asylsuchende Ausländer finden dort von Zeit zu Zeit Unterschlupf.
Der nächste Anruf für Döring: Perugias Oberbürgermeister Renato Locchi lässt grüßen und lädt zur Einweihung eines Fahrstuhls ein, der die Mini-Metro komplettiert. Perugias Metro mit vorerst nur sieben Stationen wurde voriges Jahr eingeweiht – mit dabei: Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. Auf Begeisterung stößt die Metro bei den Perugianern nur sehr bedingt. Der Fahrstuhl erleichtert nun Behinderten den Zugang zur Metrostation Pincetto, die auf dem Berge liegt und sonst nur über Rolltreppen erreichbar ist. Er überwindet eine Höhe von 35 Metern und hat 1,8 Millionen Euro gekostet. Sein Schacht musste in den Fels gehauen werden.
Die Fahrstuhleinweihung verzögert den Besuch in der Pizzeria von Giacomo. Der Chef des Restaurants hat sich derweil gut vorbereitet und begrüßt die Potsdamer wie alte Bekannte. Seit nunmehr drei Jahren steht er in der Brandenburger Straße auf dem Weihnachtsmarkt und bietet italienische Spezialitäten an. Maria- Luise Döring nimmt es wenig gelassen, dass der Pfingstmarkt der Partnerstädte Perugias diesmal aus der Innenstadt heraus auf die grüne Wiese verlagert wurde. „Da findet uns doch keiner“, sagt sie. Und noch ein Wermutstropfen fällt in den Freudenbecher der Städtepartnerschaft. In diesem Jahr sind in Perugia Kommunalwahlen und da bleibt wenig Zeit, das Jubiläumsjahr mit der neuen Rathauscrew vorzubereiten. „Wir wissen noch gar nicht, wie unser Budget aussehen wird“, sagt Daniela Borghesi aus dem Büro für Internationale Beziehungen.
Eine Bürgerreise wird es aber 2010 auf alle Fälle wieder geben. Diese Reisen haben alle einen ähnlichen „Fahrplan“, doch sie bieten auch immer wieder etwas Neues. Selbst den Wiederholungstätern macht es Freude, Perugia und Umbrien nochmals zu entdecken. Uta Menner ist zum Beispiel schon das dritte Mal mit dabei. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern von Il Ponte und war 2004 das erste Mal mit auf Reisen. Sie hat festgestellt, dass sie umso lieber in Umbrien weilt, je öfter sie hierher kommt. Auch das Ehepaar Franz entdeckt neue Aspekte des Bekannten und fühlt sich schon ein bisschen heimisch auf den Pfaden rund um Perugia. Der Städtepartnerschaftskenner und langjährige SPD-Stadtverordnete Helmut Przybilski hat sich ebenfalls zum zweiten Mal mit seiner Frau auf Perugia-Reise gemacht. Er findet, dass Bella Italia seinen Namen wahrhaft verdient hat.
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