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Landeshauptstadt: Bunte Lichter in kahlen Nischen

Die heftig umstrittene Sanierung des Filmmuseums ist beendet – ein Rundgang durch den neuen Marstall

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Innenstadt - Im Kino stehen noch keine Sitzreihen, das Foyer wirkt kahl, Ausstellungsstücke sind noch in Plastikfolie verpackt – fertig wirkt das frisch sanierte Potsdamer Filmmuseum längst noch nicht. Dennoch hat die für den gerade beendeten Umbau zuständige Schlösserstiftung am gestrigen Donnerstag rund ein Dutzend Journalisten zu einem Rundgang durch das älteste Gebäude Potsdams eingeladen. Bei der Tour verteidigte Stiftungschef Hartmut Dorgerloh die in die Kritik geratene Sanierung des Gebäudes ausdrücklich: „Es gab massive Brandschutzdefizite. Jetzt haben wir das Haus wieder betriebsfähig gemacht – und nicht zu seinem Nachteil.“ Die PNN geben einen Überblick über die Veränderungen.

Das Foyer

Die auffälligste Neuerung gibt es im Foyer: Der Eingang zur eigentlichen Ausstellung des Filmmuseums ist jetzt durch eine weiße, feuerfeste Brandwand verdeckt, die frühere deckenhohe Glaswand abgebaut. Gleichwohl ist der Eingangsbereich wie eine Nische gestaltet, ein in der Decke eingefasster Leuchter kann die Fläche in verschiedenfarbiges Licht tauchen. „Die frühere Glaswand war zwar reizvoll, hat aber den Spannungseffekt genommen, weil man ungehindert in die Ausstellung blicken konnte – das haben wir verändert“, erklärte der für die Sanierung zuständige Architekt Dirk Bopst. Auch an anderen Stellen des Foyers sind jetzt Nischen entstanden, ebenfalls allesamt mit besagten farbigen Lichtern an den Decken. Zudem sollen in dem Foyer die bis jetzt kahlen Wände mit einem Leitsystem für Besucher ausgestattet und einzelne Ausstellungsstücke in bereits früher vorhandene Vitrinen gestellt werden. Im Gegensatz zum früheren Zustand wirke das Foyer deutlich ruhiger und auch wesentlich heller, lobte Dorgerloh. Neu ist auch, dass sich nun auf der Rückseite des Marstalls, in Höhe des Steuben-Denkmals, erstmals ein barrierefreier Zugang für Rollstuhlfahrer befindet. Bislang mussten diese am Vordereingang klingeln, damit eine mobile Rampe aufgebaut wird. Eine feste Installation kam wie berichtet aus Denkmalschutzgründen nicht infrage. Ebenso sind nun auch alle Toiletten barrierefrei zugänglich. Insgesamt kostete die Sanierung 2,5 Millionen Euro, fast eine Million mehr als eigentlich geplant. „Es ist ein historischer Bau, da gibt es immer Überraschungen“, sagte Dorgerloh. Unter anderem habe sich unterm Dach Dämmung aus krebserregenden Materialen befunden. Mit dem Austausch sei auch die Wärmedämmung im Haus insgesamt effektiver.

Die Ausstellung

Bei der Ausstellung selbst sind beispielsweise ein ovaler Deckendurchbruch und eine seitlich abgehende Wendeltreppe in dem zweiten Stock beseitigt worden. Im Fall eines Brandes wäre durch diese Öffnungen der Rauch nach oben gezogen, erklärte Dorgerloh – eine mögliche Gefahr für die Besucher. Die Umbaumaßnahmen hatte vor allem der frühere Architekt des Museums, Georg Kohlmaier, heftig kritisiert, auch weil er sein Urheberrecht verletzt sieht. Er hatte das Museum nach der Wende saniert und umgebaut. Am Donnerstag sagte der 76-Jährige den PNN, er bleibe bei seinem Vorwurf, die Sanierung sei „Geldverschwendung“ und er hätte in die Planungen einbezogen werden müssen, um derart weitreichende Eingriffe zu vermeiden. Dorgerloh hielt dagegen: Einmal seien historische Gebäude wie der Marstall ohnehin steten Veränderungen ausgesetzt. Zudem müsse die Arbeit eines Architekten zurückstehen, wenn es um die Sicherheit von Menschen gehe, so Dorgerloh: „Und viele seiner Ideen sind gewahrt geblieben.“ Kohlmaier war zuletzt mit einer Beschwerde beim Bundesrechnungshof gescheitert und hatte wegen möglicher hoher Kosten von einer juristischen Klärung abgesehen. Am Donnerstag sagte er, für künftige Umbauprojekte empfehle er der Stiftung einen „sorgsameren Umgang“ mit ihren Gebäuden. Das Innere des Filmmuseums können die Potsdamer wieder ab dem 25. Oktober erkunden. Zu sehen ist dann wieder die ständige Ausstellung „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ und eine neue, für Familien konzipierte Schau über die Abenteuer des jungen Marco Polo. Viele der während der Sanierung eingelagerten Ausstellungsstücke kehren ab Anfang August aus dem Depot zurück, hieß es.

Das Kino

Das Kino des Filmmuseums wird mit 3D-Technik ausgestattet. Das sagte Museumssprecherin Christine Handke. Zudem wird eine neue Sitzreihe eingebaut, damit können in Zukunft 142 statt 135 Zuschauer pro Vorstellung Filme sehen. Die textile Wandverkleidung im Kinosaal wurde durch schwer entflammbares Material ersetzt, ergänzte Dorgerloh.

Das Café

Mit der Wiedereröffnung des Museums wird das Café noch nicht geöffnet sein. Stiftungssprecher Frank Kallensee sagte, der voraussichtliche Betreiber wolle erst im März 2015 öffnen. Den Namen des Investoren nannte er nicht, da unter den Verträgen noch eine Unterschrift fehle. Allerdings bestätigte der Sprecher, dass der frühere Betreiber Fouad Abdallah das Café nicht noch einmal übernehmen werde. Neu ist auch, dass der Eingang des Cafés jetzt in Richtung Platz der Einheit zeigt. Auf dieser Seite sei das historische Erscheinungsbild des Marstalls wiederhergestellt worden – der frühere arkadenähnliche Freisitz ist damit Geschichte.

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