Potsdam: Bunte Vielfalt mit Verlängerung
Die bundesweite Interkulturelle Woche ist eine Initiative der christlichen Kirchen in Deutschland, die unter anderem von Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Migrantenbeiräten, Integrationsbeauftragten unterstützt und mitgetragen werden. Am Samstag wurde sie auch in Potsdam eröffnet.
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Innenstadt - Die 21. Interkulturelle Woche konnte in Potsdam gar nicht besser beginnen als in den Bahnhofspassagen. Wer Aufmerksamkeit haben will, der bekommt sie am besten dort, wo es ohnehin Menschenansammlungen gibt. Wer am Samstag nur schnell noch etwas einkaufen wollte oder noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges hatte, blieb gern stehen und ließ sich von der bunten Vielfalt mitreißen, die bei der Eröffnungsveranstaltung geboten wurde. Und es gab auch keine Berührungsängste der verschiedenen Nationalitäten, die nun deutsche Mitbürger sind oder es gern werden möchten. Da wurde der Auftritt zweier asiatischer Drachen abgelöst von afrikanischem Gesang, auf den Auftritt der russisch geprägten Kunstschule Integrazia folgten vietnamesische Sänger und nach einer kleinen Pause gab es eine afrikanische Modenschau und der Kung- Fu-Schule schloss sich klassische Musik einer Harfenistin an.
In der Interkulturellen Woche selbst wird es 24 Veranstaltungen geben – und damit erklärte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs auch die Wochenverlängerung: „Wir haben gar nicht alles an sieben Tagen unterbringen können.“ Heute wird bereits im Flurbereich des OB-Büros (Stadthaus, 14 Uhr) eine Fotoausstellung eröffnet, zu Flucht und Vertreibung gibt es gleich drei Veranstaltungen, in den Zweigbibliotheken und im Freiland wird mit Immigranten diskutiert und am 30. September, 19 Uhr, liest Heike Schneider im „Güldenen Arm“ aus ihrem Buch „Schlüpf doch mal in meine Haut“.
Den Schwerpunkt legte die Eröffnungsveranstaltung jedoch auf das Engagement der ausländischen Mitbürger, die sich inzwischen als Unternehmer und Unternehmerinnen eine Existenz geschaffen haben. Das sei jeder fünfte Einwanderer im Land Brandenburg, erklärte Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers ( Linke). An Beispielen konnte es der Besucher nachprüfen. „Man muss seine Nische finden“, heißt zum Beispiel das Credo des Russlanddeutschen Feliks Berul. In der Sowjetunion hat er studiert, war Spezialist für Wirtschaftsprognosen. In Potsdam übernimmt seine Firma zeremonielle jüdische Begräbnisse. Außerdem betreut er noch den jüdischen Friedhof in Potsdam. Araik Karapetyan hat dagegen Sorgen. Seine Autoreparaturfirma hat gerade den Standort verloren und nun sucht er dringend einen neuen, bezahlbaren. Er hat jedoch noch einen Zweitjob. Er vertreibt russische Glaswaren. Das Zentrum für chinesische Heil- und Kampfkünste hat dagegen sein Domizil gesichert und einen festen Besucherstamm. Nagelmodelage scheint vor allem eine vietnamesische Spezialität. Da muss auch nicht allzu viel geredet werden, denn die deutsche Sprache fällt den Asiaten schwer, obwohl die Arbeitsgemeinschaft vietnamesischer Unternehmer Thang Long das Sprachenlernen mit Spezialkursen fördert.
Weit weniger rosig sieht es für viele Afrikaner aus, denen wie Xavier Peter Inwang die Abschiebung droht (PNN berichteten). Auch ein junger Kameruner, der seit zwei Jahren im Asylbewerberheim wohnt, schaut frustriert in die Zukunft. Er ist Künstler und malt Bilder seiner Heimat. Ein Gewerbe anmelden darf er nicht.
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