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Streit um Garnisonkirche: Bürgerbegehren als Chance
Er hat keine Angst: Potsdams Superintendent Joachim Zehner begrüßt die geplante Aktion gegen den umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche.
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Potsdam - Potsdams Superintendent Joachim Zehner – erklärter Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche – freut sich auf das Bürgerbegehren gegen das umstrittene Projekt. Bei der Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenkreises Potsdam sagte Zehner am Wochenende, das Bürgerbegehren müsse als Chance begriffen werden: „Die Initiative hilft, den Wiederaufbau mit seinen Inhalten in die Medien zu bringen.“ Damit könne der Bau, für den noch Spenden in Millionenhöhe benötigt werden, überregional bekannter werden.
Gerade in dem Jahr, in dem sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal jähre, werde mit dem Projekt laut Zehner zum Ausdruck gebracht: „Wir Europäer, wir Deutschen, verschweigen nicht unsere Geschichte, wir können daraus lernen und schlagen neue Wege ein. ’Eine Kultur des Friedens bauen' – steht auf einem Transparent an der Baustelle. Dafür wollen wir die Garnisonkirche wieder aufbauen.“ Zudem verwies Zehner auf einen Synodenbeschluss von 2012, mit dem die Garnisonkirchen-Stiftung gebeten wird, als Arbeitsschwerpunkte unter anderem die Themen Versöhnung, Ausländer- und Militärseelsorge, Arbeit gegen Rechtsextremismus und das Auseinanderdriften der Stadt Potsdam zu bearbeiten.
Wie berichtet will die Initiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ das Bürgerbegehren noch vor der Kommunalwahl starten. Dabei wird es voraussichtlich um die Frage gehen, ob die Stadt aus der Stiftung für das Kirchenprojekt austreten soll. Für ein erfolgreiches Bürgerbegehren müssen rund 13 500 Potsdamer ihre Unterschrift abgeben. Dann können entweder die Stadtverordneten für den Austritt Potsdams stimmen – oder es kommt zum Bürgerentscheid. Der geplante Wiederaufbau der 1968 gesprengten Kirche wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
Bei der Synode, die in Werder stattfand, ging es auch um Probleme mit dem Jugendklub „El Centro“ am Humboldtring. Hier fordert die Kirche von der Stadtverwaltung mehr Personal. „Die Jugendlichen aus dem Zentrum-Ost sind eine herausfordernde Zielgruppe – und die anspruchsvolle Arbeit ist nicht realistisch mit den vorhandenen zwei Stellen machbar.“ Um die Aufgaben angemessen bewältigen zu können, habe der Kreisjugendpfarrer Jochen Reinke de facto Leitung und Organisation übernehmen müssen, was laut Zehner aber zulasten von Reinkes eigentlichen Aufgaben in der Kirche gehe.
Stadtsprecher Jan Brunzlow bestätigte auf Anfrage der PNN, dass das Jugendamt derzeit Gespräche zur Struktur und Förderung des Jugendklubs führe. Allerdings verwies er auf die geltende Beschlusslage: „Die in Potsdam praktizierte Personalausstattung der Kinder- und Jugendklubs mit zwei Personalstellen orientiert sich an den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Grundversorgungsaufgaben offener Kinder- und Jugendarbeit.“ Für diese Aufgaben seien zwei Personalstellen ausreichend. Eine darüber hinausgehende Förderung sei daher nicht geplant, so der Sprecher – der Jugendförderplan 2014 bis 2018 sehe eine Fortführung der Arbeit des Treffpunkts im bisherigen Umfang vor. Derzeit wird das Jugendhaus jährlich mit knapp 100 000 Euro gefördert, davon 76 850 Euro Personalkosten. Das „El Centro“ war 2010 als erster Jugendklub in kirchlicher Trägerschaft in Potsdam eröffnet worden und bietet Teenagern etwa Räume für Projekte sowie eine Gemeinschaftsküche an.
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