Von Mathias Klappenbach: Calmund und die knappen Kassen
In der 3. Liga kämpfen viele Klubs um ihr Überleben
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Berlin - Die Dritte Liga hat einen neuen Star. Reiner Calmund ist seit ein paar Wochen Berater bei Dynamo Dresden, wo eine Krise auf die andere folgt. Egal, ob es um die Finanzen, das Personal oder wie meistens um beides gleichzeitig geht. Der ehemalige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen arbeitet ehrenamtlich, er will „ordentliche, professionelle Strukturen“ schaffen. Entschieden hat er das nach einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister Dresdens – die Politik spielt in der Dritten Liga eine wichtige Rolle. Sondersitzungen werden einberufen wie in Jena, wo der FC Carl Zeiss die Lizenz nur dank eines Kredites der Landesbank und der Sparkasse erhielt. „Wir hängen am Tropf“, sagte Jenas Sportdirektor Lothar Kurbjuweit dem Sportinformationsdienst. Die geringen Einnahmen durch TV-Gelder in Höhe von 752 000 Euro ließen keine großen Sprünge zu. „Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben“, so Kurbjuweit. „Wir mussten aus finanziellen Gründen gute Spieler abgeben.“ Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock darf nur mitspielen, weil das Land Mecklenburg-Vorpommern bürgt. „Wir fahren einen Sparkurs, haben einen kleinen Kader“, sagte der neue Manager Stefan Beinlich, der Hansa wieder zurück in die 2. Liga führen soll.
Diese drei Klubs sind Beispiele für den darbenden Ostfußball, aber auch die Vereine aus dem Westen beklagen seit der Einführung der Dritten Liga vor zwei Jahren eine strukturelle Unterfinanzierung. „Das ist immer ein Ritt auf der Rasierklinge“, sagt Soeren Oliver Voigt, der Geschäftsführer von Eintracht Braunschweig. Die Niedersachsen zählen zu den Aufstiegsfavoriten, senken aber in dieser Saison ihre Personalkosten. Überhaupt sind fast alle der 213 Spielerzugänge der 20 Klubs ablösefrei verpflichtet worden. Doch die bekannten Namen in der Liga sind neben dem Calmunds die der Trainer Hermann Gerland, Klaus Augenthaler, Petrik Sander und Arie van Lent.
Die Eröffnungspartie am Freitagabend zwischen Kickers Offenbach und dem 1. FC Saarbrücken wird live im dritten Fernsehprogramm gezeigt (20.15, HR/SR). Auch am Samstag gibt es im NDR Braunschweig gegen Dresden live und im MDR eine Konferenz zu sehen. In der Sportschau werden auch in dieser Saison Spielberichte der Dritten Liga vor denen der Bundesliga gesendet. Knapp 800 000 Euro Fernsehgeld erhalten die Klubs dafür. Sie fordern mehr, denn in der Zweiten Liga sind es vier Millionen Euro.
Die Dritte Liga wird im Gegensatz zu Bundesliga und Zweiter Liga vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) vermarktet, der trotz aller Kritik weiterhin eine Erfolgsgeschichte in seiner Liga sieht. Er ist nach wie vor auf der Suche nach einem Titelsponsor für die Liga, um die Einnahmen der Klubs etwas zu verbessern.
Die haben mit Kosten für die geforderte Infrastruktur zu kämpfen, wie Rasenheizungen und Stadien mit 10 000 Plätzen. Das kriegt außer den Traditionsvereinen kaum einer voll, und das liegt nicht nur an den drei ungeliebten zweiten Mannschaften von Bundesligaklubs, von denen mit dem VfB Stuttgart, Werder Bremen und Bayern München in diesem Jahr drei dabei sind. Kamen in ersten Saison noch durchschnittlich 5500 Zuschauer, waren es in der zweiten nur 5100, dabei war die Saison spannend. Und auch dieses Mal wird wieder die Frage sein, wer im Auf- oder Abstiegskampf den finanziellen Einsatz so erhöht, dass am Ende vielleicht der Steuerzahler einspringen muss. Oder Reiner Calmund.
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