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Aus dem GERICHTSSAAL: Cannabis in der Abstellkammer

25-Jähriger baute Drogen an und dealte

Stand:

„Raus aus dem ganzen Kack. Endlich Licht am Ende des Tunnels sehen.“ Das wünscht sich Sebastian S.* für die Zukunft. Am gestrigen Dienstag wurde der schmächtige 25-Jährige allerdings von seiner Vergangenheit eingeholt. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Constanze Rammoser-Bode verurteilte ihn wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln, Verstoßes gegen das Waffengesetz, Hehlerei und Fundunterschlagung zu 1000 Euro Strafe. Die kann der Mittellose auch abarbeiten. Zudem wurde der Haftbefehl – er war bereits gegen Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt worden – aufgehoben.

Der gelernte Dachdecker ist kein großer Fisch. Er ging den Ermittlern des Drogendezernats eher am Rande ins Netz. Als die Beamten am 14. November vorigen Jahres die Wohnung seiner Freundin in der Gutenbergstraße durchsuchten, bei der Sebastian S. lebte, entdeckten sie in einer Abstellkammer eine fünf Pflanzen zählende Cannabisplantage sowie 4,5 Gramm Amphetamine, zwölf Ecstasy-Pillen und 10,5 Gramm Rauschpilze. Zufallsfund war ein funktionstüchtiger Schießkugelschreiber samt 28 Schuss Kleinkalibermunition.

„Mir war nicht bewusst, dass das ein scharfes Gerät ist. Ich habe den Kugelschreiber und die Munition mal in Polen gekauft. Ich dachte, damit kann ich zu Silvester Leuchtmurmeln in die Luft schießen“, beteuerte der Angeklagte. Als ein Kumpel zu bedenken gab, die Sache könne nicht ganz koscher sein, habe er die Munition herausgenommen und getrennt aufbewahrt.

Freimütig gab der Arbeitslose dann zu, die Hanfpflanzen angebaut zu haben, um sicherzugehen, „reinen Stoff“ zu bekommen. Auf Drängen des Staatsanwaltes räumte er ein, manchmal dem einen oder anderen Bekannten etwas „zum Rauschen gegeben zu haben, wenn er Notstand hatte“. „Na ja, verschenkt habe ich es nicht“, schickte er hinterher. „Das andere Zeug war aber ausschließlich zum Eigenkonsum bestimmt.“

Und da gab es noch die Sache mit dem Bootsmotor. Den habe er nicht gestohlen, wie ihm vorgeworfen wurde, sondern im Sommer 2013 sehr preisgünstig bei Ebay erworben, versicherte der Potsdamer. Obwohl er den Verdacht hegte, dass er aus einer Straftat stammen könnte, habe er zugegriffen, um mit dem Boot „die schöne Potsdamer Wasserlandschaft nutzen“ zu können.

Letzter Punkt des Anklagemarathons: Das Entwenden eines Rucksacks samt Laptop und persönlicher Dinge einer Besucherin der Kneipe „Olga“ in der Charlottenstraße vor einem Jahr. „Ich hatte dort Tresendienst und habe den Rucksack nach Dienstschluss mitgenommen, um ihn sicherzustellen“, sagte der Angeklagte. Später habe er ihn der rechtmäßigen Eigentümerin zurückgegeben, den „schätzungsweise relativ neuen Laptop“ aber behalten. „Ich muss mein Leben wieder in normale Bahnen bringen“, schätzte Sebastian S. ein. Mithilfe eines Sozialarbeiters habe er jetzt Hartz IV beantragt, suche jedoch Arbeit und eine Wohnung.(*Name geändert) Hoga

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