Landeshauptstadt: Casting-Show zur Wahl
Piratenpartei sucht Oberbürgermeister-Kandidaten
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Ein Casting soll dem Stadtverband der Piratenpartei helfen, ihre Position für die Wahl des Oberbürgermeisters am 19. September zu finden. Ort des Geschehens war Samstagnachmittag das Haus der Begegnung in der Waldstadt II. Vier Oberbürgermeister-Kandidaten präsentierten sich auf dem Podium und die Anwesenden votierten am Ende für ihren Wunsch-Kandidaten. Der Sieger kam aus dem eigenen Hause: Piraten-Stadtverbandschef Marek Thutewohl.
„Wir wollen erreichen, dass sich die Bürger an der Nominierung beteiligen“, sagt Organisatorin Susanne Kübler. Es solle nicht dem Parteigremium überlassen bleiben, einen Kandidaten aufzustellen. Im Vorfeld hatten die Piraten 10 000 Flugblätter verteilt, auf denen die Potsdamer ihre Wunsch-Kandidaten benennen konnten. Von 16 benannten Bürgern lehnten sieben eine Kandidatur ab, zwei erfüllten nicht die Voraussetzungen dieser Wahl, drei konnten nicht erreicht werden oder meldeten sich nicht zurück. Vier Bewerber blieben am Ende übrig: Lutz Boede von der Wählergemeinschaft Die Andere, Marie Luise von Halem (Bündnisgrüne), der 48-jährige Parteilose Christian Schönauer und der 45-jährige Thutewohl. Da von Halem sich im Urlaub befand, fiel Grünen-Kreischef Jens Dörschel die Aufgabe zu, sie auf dem Podium zu vertreten.
Der Sinn der Veranstaltung erschloss sich nicht sofort. Die meisten der 25 Anwesenden waren der Meinung, dass aufgrund des Auftretens der Kandidaten eine Vorentscheidung getroffen werde, welcher Bewerber bei der Wahl von den Piraten unterstützt wird. Als einziger benötigt der „parteilose Mensch“ Schönauer noch 112 Unterstützungsunterschriften. Die Liste liegt im Bürgerservice des Stadthauses aus. Dem Vernehmen nach will die Piratenpartei für den Sieger des Castings die Unterstützungsunterschriften herbeischaffen und den Wahlkampf organisieren. Das ist bei von Halem nicht nötig, weil sie von ihrer Partei bereits nominiert ist. Auch Die Andere hat mit Benjamin Bauer einen eigenen Bewerber und braucht keine Unterschriften. Bleiben Thutewohl und Schönauer. Letzterer darf kaum mit der Unterstützung der Piraten rechnen, denn er belegte beim Casting den letzten Platz. Ob sich der Stadtverband nun für Thutewohl als eigenen Oberbürgermeister-Bewerber stark macht oder die Stimmen für den Wahlvorschlag der Anderen empfiehlt, ist laut Kübler noch nicht entschieden. „Darüber wird der Stadtverband beraten“. Die Frist läuft am 12. August um 12 Uhr ab.
Der im vergangenen Jahr gegründete Stadtverband der Piratenpartei zählt zurzeit 43 Mitglieder. Zusammen mit Angehörigen und Sympathisanten dürfte ein Wählerpotenzial von mehreren Hundert zusammenkommen. Nach der Erfahrung der letzten Oberbürgermeisterwahl, die mit einem Plus von 123 Stimmen für Jann Jakobs (SPD) denkbar knapp ausging, könnte das Mitmischen der Piraten also mitentscheidend sein.
Inhaltlich boten die Casting-Teilnehmer kaum Überraschungen. Thutewohl sorgt sich insbesondere um die Probleme des Individualverkehrs. Der Fahrlehrer bemängelt, dass seit 20 Jahren der Abriss funktionaler Bauten betrieben werde, und dass es mit Reparatur der Humboldt-Brücke nicht voran geht. Boede fordert bekanntermaßen die volle Kontrolle der Bürger über die kommunalen Unternehmen und den Verbleib des Schwimmbades im Stadtzentrum. G. Schenke
G. Schenke
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