zum Hauptinhalt

Von Kay Grimmer und Sabine Schicketanz: CDU geht in Klausur

Christdemokraten wollen Wahlschlappe analysieren und betonen Geschlossenheit / Unterstützung für SPD

Stand:

Die Potsdamer Christdemokraten wollen sich auf einer Klausurtagung mit dem schlechten Wahlergebnis der CDU-Kandidatin Barbara Richstein bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag auseinandersetzen. Es werde eine „intensive Wahlauswertung“ stattfinden, sagte gestern CDU-Kreischefin Katherina Reiche.

Bereits am Montagabend hatte der Kreisvorstand getagt; auch CDU-Landeschefin Saskia Ludwig war anwesend. Unruhe habe es dort nicht gegeben, so Reiche. Richstein hatte nur 10,5 Prozent der Wählerstimmen bekommen. Damit hatte sie ihr Ziel, in die Stichwahl zu kommen, dramatisch verfehlt. Auch lag das Ergebnis unter dem des CDU-Bewerbers bei der Wahl vor acht Jahren, Wieland Niekisch (15,5 Prozent). Christdemokraten hatten noch am Wahlabend gesagt, alte Gräben in der lange als zerstritten geltenden Potsdamer CDU könnten jetzt wieder aufbrechen. Stadtfraktionschef Michael Schröder dementierte gegenüber den PNN solche Verlautbarungen: „Wir haben in den vergangenen Monaten zu einer guten Geschlossenheit gefunden und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um das beizubehalten.“ Er warnte vor Schnellschüssen und Schuldzuweisungen.

Schröder gilt wie eine Vielzahl der Stadtfraktionsmitglieder nicht als Sympathisant von Kreischefin Reiche. Gegen sie regte sich auf der Wahlparty der CDU Widerstand – allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. So war die Rede von einem „autokratischen Führungsstil“ und einer mangelnden Einbeziehung der Fraktion in den Wahlkampf. So sei ein Ratschlag der Fraktion gewesen, mit dem Aktionsbündnis Nord/West zu kooperieren, um Stimmen im Norden zu gewinnen. Dem sei nicht gefolgt worden. Richstein holte im Norden meist dritte Plätze.

Reiche wies die Vorhaltungen gestern zurück. Manöverkritik gehe in Ordnung, insgesamt gebe es am Wahlkampf jedoch wenig zu kritisieren: „Er war frisch, politisch spritzig und die Leute haben mitgemacht.“ Der Kreisvorstand habe die Analyse bestätigt, wonach die CDU Stimmen verloren habe, weil die christdemokratische Klientel bereits im ersten Wahlgang Amtsinhaber Jann Jakobs (SPD) gewählt habe, um einen linken „Stasi-Oberbürgermeister“ zu verhindern. Linke-Vorstand Sascha Krämer wertete dies gestern als schwache Ausrede. Nicht die CDU–Kandidatin und ein mangelnder Wahlkampf seien also am Ergebnis schuld, sondern „die Linke und die Stasi“, ätzte er.

Laut Vertrag der Rathauskooperation muss die CDU für die Stichwahl am 3. Oktober nun SPD-Kandidat Jakobs unterstützen. Dies werde geschehen, so Fraktionschef Schröder. So stelle die CDU der SPD ihre Plakatflächen zur Verfügung, auch an SPD-Wahlständen könnten bald Christdemokraten stehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })