Landeshauptstadt: Champagner zur Zugabe
Die umstrittenen Pavillons im Hof des Landtags wurden eingeweiht. Ein Eklat blieb aus
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Innenstadt - Am Ende war es der Künstler selbst, der das Werk bespritzte – mit echtem Champagner. Etwas anderes wäre an einem Kunstwerk, das immerhin das Schloss Sanssouci zeigt, auch nicht angemessen, sagte Florian Dombois. Am Montag wurde seine als „Zugabe“ betitelte Installation im Innenhof des Potsdamer Landtages feierlich eingeweiht. Dabei handelt es sich um zwei versetzt aufgestellte Aluminiumpavillons, auf die ein reproduziertes Foto des Schlosses Sanssouci aufgebracht ist.
Dombois hatte mit seiner Idee bereits im Juni 2012 den ersten Platz im Wettbewerb „Kunst am Bau“ für den Landtag gewonnen. Den zweiten Platz erlangte die Potsdamer Künstlerin Annette Paul, deren goldener Schriftzug „Ceci n’est pas un château“ („Das ist kein Schloss“) bereits seit Oktober 2013 die Westfassade des Landtags schmückt. In der Jury waren neben Abgeordneten aller Landtagsfraktionen auch Landtagsarchitekt Peter Kulka und mehrere Kunstexperten vertreten. Insgesamt gibt das Land für die Realisierung der beiden erstplatzierten Entwürfe fast eine halbe Million Euro aus.
Sonnenstrahlen wechselten sich am Montagvormittag mit ein paar Regentropfen ab. Im Hintergrund spielte ein Saxophontrio unter anderen „Don’t worry, be happy“ von Bobby McFerrin, während Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große (Linke) und die Vorsitzende der Wettbewerbsjury Leonie Baumann die Künstler würdigten und die Künstler – neben Dombois war auch die Zweitplatzierte Künstlerin Anette Paul zugegen – dankten. Die Musik war vielleicht ganz passend, denn so erfreut, wie es die anwesenden Landtagsmitarbeiter und zufällig verweilenden Touristen am Montag waren, kommt die Kunst im Hof nicht bei allen Potsdamern an.
Seit der Aufstellung der Pavillons vor mehreren Wochen hatte es teils heftige Kritik an dem Kunstwerk gegeben. Zuletzt hatte sich auch die stellvertretende Fraktionschefin der Potsdamer Grünen Saskia Hüneke mit einem Debattenbeitrag in den PNN zu Wort gemeldet. Besonders in der klassischen Ruhe des Innenhofes, für den Kulka ausdrücklich auf die Wiederaufstellung von Skulpturen verzichte, wirkten die kleinen gemalten Sanssoucis nur lächerlich, gerade weil sie historisches Vokabular bemühten, aber im Kulissenhaften blieben, so Hüneke. Eine auf Dauer angelegte Beeinträchtigung des Landtagshofes sei nicht akzeptabel. Hüneke forderte, dass Dombois’ Pavillons nur zeitlich begrenzt aufgestellt bleiben, „um den Hof in absehbarer Zeit wieder erlebbar und vollständig nutzbar zu machen“.
Kritik an dem Pavillon des Kölner Künstlers kam vor allem von den Befürwortern des Wiederaufbaus des ehemaligen Schlosses. „Das ist unpassend, verkopft und aggressiv“, sagte Hans-Joachim Kuke vom Stadtschlossverein. Dombois’ Werk sei ein verspätetes Statement gegen den Wiederaufbau des Stadtschlosses. „Dieser Blechpavillon ist doch an den Haaren herbeigezogen.“
„Das macht alles kaputt“, sagte auch Barbara Kuster von der Bürgerinitiative Mitteschön. Die Dimension von Dombois’ Skulptur erschlage den Besucher. Temporär sei ein solches Kunstwerk noch vorstellbar, langfristig aber unerträglich. Sogar als Schrott bezeichnete Mitteschön-Mitglied Ulrich Zimmermann die Skulptur im sozialen Netzwerk Facebook. Bei der Einweihung am gestrigen Montag meldete sich jedoch kein Kritiker zu Wort, ein Eklat blieb aus.
Die Fraktionen im Brandenburger Landtag, die auch in der Kunstkommission zur Auswahl des Werkes vertreten waren, hatten die Aluminiumskulpturen ohnehin begrüßt. „Das ist eine spannende Ergänzung für das Landtagsschloss“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Manfred Richter. Kunst solle nicht zuletzt zum Denken anregen – dies sei gelungen. Auch die oppositionellen Grünen stehen zu den Skulpturen: „Es ist noch beeindruckender, als ich es mir vorgestellt habe“, sagte die Potsdamer Landtagsabgeordnete Marie Luise von Halem. Und auch der CDU-Fraktion, die nach eigenem Bekunden anfangs gegen ein Kunstwerk im Innenhof war, gefällt der Pavillon. Dieser tue dem Ansehen des Landtags gut, sagte Kultur-Expertin Anja Heinrich.
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