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Homepage: Chip für Diabetiker

Neuartige Diagnoseverfahren aus Brandenburg sollen schwerkranken Patienten das Leben erleichtern

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Neuartige Diagnoseverfahren aus Brandenburg sollen schwerkranken Patienten das Leben erleichtern So könnte die Medizin der Zukunft aussehen: Ein Lungenpatient pustet in ein Röhrchen, und innerhalb von wenigen Minuten steht genau fest, an welcher Krankheit er leidet. Keine Röntgenbilder sind mehr nötig, keine Gewebeentnahme, keine Analyse im Speziallabor. Denn das Labor ist auf mikroskopische Größe geschrumpft – es befindet sich auf einem Biochip. An der Entwicklung solcher Chips arbeitet derzeit das Berlin-Brandenburger Netzwerk „BioHyTec“. Die Substanzen in der Atemluft sind nicht bei jedem Menschen gleich. Bei Krebs beispielsweise entstehen ganz bestimmte Moleküle, die sonst nicht vorhanden wären. Diese Moleküle können mit Biosensoren nachgewiesen werden, doch das ist nicht ganz einfach, denn sie sind winzig klein. „Es ist nahezu nichts, was wir messen müssen“, sagt Prof. Frieder Scheller vom Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam, einem wichtigen Mitglied von „BioHyTec“. Durch moderne Hochtechnologie lässt sich dieses Problem inzwischen lösen. Die Minilabore sind nicht nur für die schnelle Diagnose von Krankheiten ideal, sie könnten auch das Leben von chronisch Kranken vereinfachen. Etwa von Diabetikern, derzeit immerhin rund vier Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Die einzige Möglichkeit, den Zustand der Zuckerkranken zu überwachen, ist derzeit die Blutzuckermessung. Die gibt jedoch immer nur den momentanen Zustand des Patienten wieder, über die Entwicklung der vergangenen Wochen sagt sie nichts aus. Die Wissenschaftler haben jedoch noch einen anderen Stoff im Blut entdeckt, der genaueren Aufschluss über Diabeteserkrankungen gibt: Das Hämoglobin. Der rote Blutfarbstoff wird durch die Zuckerkrankheit in Mitleidenschaft gezogen. An dem Eiweißmolekül entstehen Schäden, die nachweisbar sind – und Rückschlüsse über den Verlauf der Krankheit zulassen. Die Potsdamer Universität ist nun dabei, einen Sensor für diese Messungen zu entwickeln, der mit einem normalen Blutzuckergerät kombinierbar ist. Der Sensor enthält synthetische Nukleinsäuren, die von einer Firma in Luckenwalde geliefert werden. Diese Säuren reagieren mit den Schäden am Hämoglobin, das erzeugt Signale, die schließlich quasi als Messergebnis auf dem Display erscheinen. Die Überwachung von chronisch Kranken in ihrer Wohnung ist Ziel eines anderen Projekts namens „BASUMA“. Kleine Sensoren sollen ständig wichtige Messgrößen wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Lungengeräusche kontrollieren. Bei Notfällen kann dann rasch eingegriffen werden. Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen oder nach Herz- oder Lungentransplantationen können so deutlich früher aus dem Krankenhaus entlassen werden als bisher. Scheller sieht für die Biochips enorme Marktchancen. Der Umsatz weltweit liege bei einer Milliarde Euro pro Jahr, und das sei erst der Anfang, sagt der Experte. Laut Prognosen werde der Markt regelrecht explodieren. Das Interesse an den Brandenburger Forschungen jedenfalls ist groß, selbst aus den USA kommen schon Anfragen. Die leeren Gesundheitskassen in Deutschland könnten durch Biochips ebenfalls deutlich entlastet werden. Die meisten Vorteile haben jedoch die Patienten selbst: Ihnen könnten künftig langwierige und schmerzhafte Untersuchungen erspart bleiben. Sandra Schipp

Sandra Schipp

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