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Die Task Force Erdbeben des GFZ untersucht das Beben von Waldkirch
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Die Task Force Erdbeben des GFZ untersucht das Beben von Waldkirch Die Erde bleibt unruhig. Seit dem Erdbeben im Schwarzwald, das in der Nacht zum Sonntag in Südbaden die Menschen aus dem Schlaf gerissen hat, haben die Seismologen bereits hunderte kleiner Nachbeben gemessen. Inzwischen ist auch die Task Force Erdbeben des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) vor Ort. Gemeinsam mit Experten des württembergischen Landesamtes für Geologie begann man am Montag rund um das Epizentrum bei der Kleinstadt Waldkirch nahe Freiburg mit der Ursachenforschung. In einem Umkreis von 20 Kilometern wurden Messstationen errichtet, berichtete der Leiter des Untersuchungsteams, Prof. Jochen Zschau. Ermittelt werden soll, wie der Erdbebenriss in der Erdkruste verläuft und wie er sich weiter entwickeln kann. Mit Ergebnissen der Untersuchungen sei erst 2005 zu rechnen. Überrascht wurden die Geoforscher von dem Erdbeben im Breisgau allerdings nicht. Der Oberrhein gehöre zu den seismisch aktivsten Zonen Deutschlands. Die benachbarte Stadt Basel wurde im Jahr 1356 fast völlig von einem verheerenden Beben zerstört. „Der betroffene Teil von Baden-Württemberg zählt zu den chronischen Erdbebengebieten“, sagte Dr. Gottfried Grünthal vom GFZ den PNN. Im Rahmen der langfristigen Statistik ist das Beben im Bereich der Erwartungen, so Grünthal. Als Ursache gelten Seitenverschiebungen wie sie im gesamten Südwesten Deutschlands vorkommen könnten. Unter einer Stadt hätte ein Erdbeben dieser Stärke allerdings weitaus größere Schäden verursacht. „Es war ein glücklicher Zufall, dass das Epizentrum in einer so dünn besiedelten Gegend lag“, so der Geoforscher Grünthal. Allerdings sei das Beben auch in recht großer Tiefe von rund 12 Kilometern ausgelöst worden. Dies habe die Heftigkeit der Bodenstöße verringert. In der Schwäbischen Alb beispielsweise waren Erdstöße in den vergangenen Jahren in sieben bis acht Kilometer Tiefe zu verzeichnen, was unter dicht besiedeltem Gebiet wie etwa der Stadt Tübingen zu großen Schäden führen könnte. In Zukunft sei zwar in der Region mit weiteren Beben zu rechnen, eine signifikanter Häufung lasse sich allerdings nicht feststellen. Die vergleichsweise geringen Schäden, die auch bei dem aktuellen Beben im Schwarzwald auftraten führen die Forscher auch auf „geeignete Baunormen“ in Deutschland zurücl. „Man sieht, dass sich Vorsorgeplanung bei der Erarbeitung ökonomisch vertretbarer Schutzmaßnahmen lohnt“, so Prof. Jochen Zschau. Die Potsdamer Geoforscher haben in der betroffenen Region 13 seismographische Stationen aufgestellt, mit denen Nachbeben registriert werden. „Die Messungen sind für uns existenziell wichtig für das Verstehen der Prozesse am Rheintalgraben und für die künftige Gefährdungseinschätzung“, sagte Geophysiker Birger Lühr vom GFZ. Nach Einschätzung von Lühr müssen die Menschen in der Region in den nächsten Tagen und Wochen möglicherweise mit Nachbeben bis zu einer Stärke von 4,4 rechnen. „Die Bodenerschütterungen werden aber kontinuierlich abebben.“ Bis die Erde wieder ganz zur Ruhe komme, könnten laut Lühr ohne weiteres zwei bis drei Monate vergehen. Jan Kixmüller
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