Landeshauptstadt: City gegen Center
Innenstadt-Händler lehnen Erweiterungen ab und wollen in der Sommersaison sonntags öffnen
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Innenstadt-Händler lehnen Erweiterungen ab und wollen in der Sommersaison sonntags öffnen Innenstadt - Die Einzelhändler der Potsdamer City erteilen einer Lockerung der Sortimentsbeschränkung in den Bahnhofspassagen und einer zweiten Etage mit Geschäften im Stern-Center eine entschiedene Absage. „Wir brauchen keinen weiteren großflächigen Einzelhandel“, sagt Ernst-Christian Stein, Vorsitzender des AG Innenstadt Potsdam e.V. CDU-Landtagskandidat und Vize-Landesvorsitzender Sven Petke hatte sich für Erweiterungen in beiden Centern ausgesprochen, stieß jedoch in der eigenen Partei sofort auf Widerstand. Mehr Einzelhandel in den Bahnhofspassagen sei „nicht realistisch“, bis der Einzelhandel in der Innenstadt und Babelsberg „gesund und stark“ sei, teilte gestern der CDU-Kreisvorsitzende Wieland Niekisch mit. Dies werde mindestens noch ein Jahrzehnt dauern. „Eine nachhaltige Stabilität der Innenstadt werden wir erst vier bis fünf Jahre nach der Karstadt-Eröffnung haben“, sagt AG Innenstadt-Chef Stein. Noch sei die Fluktuation zu groß, kämpften zahlreiche Händler um ihre Existenz. Insgesamt gebe es im Gebiet der 2. Barocken Stadterweiterung und im Holländischen Viertel 15 000 Quadratmeter Gewerbeflächen die noch nicht saniert, entwickelt oder vermietet seien. Besondere Problemfälle sieht Stein in der Gutenberg-, Dortu- und Lindenstraße. Damit die Innenstadt floriere, werde mit der Karstadt-Eröffnung außerdem die doppelte Besucherfrequenz gebraucht, so Stein. Das Stadtpalais werde 9000 Quadratmeter Handelsfläche haben – fast genauso viel wie die ganze restliche Brandenburger Straße. Dazu kämen 6000 Quadratmeter, die Karstadt untervermiete. Das geplante Freizeitbad auf dem Brauhausberg findet die volle Unterstützung der Einzelhändler. „Das ist im Interesse der Gesamtstadt, denn damit wird die Innenstadt verdichtet“, sagt Stein. Der „Schub“ durch ein neues Bad könne dazu führen, dass die verfallene Speicherstadt an der Leipziger Straße attraktiver für Investoren in Sachen Freizeit, Wohnen und Gewerbe werde. Gleichzeitig heiße die Absage an die Brache der alten Brotfabrik in Drewitz, dass dort keine neuen Einzelhandelsflächen entstehen. Darüber sei man „sehr dankbar“, so Stein. Große Bedeutung für die Innenstadt habe auch Potsdams Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010. „Bekommt Potsdam den Zuschlag, könnte das einen Schub wie durch die Bundesgartenschau 2001 geben.“ Um mehr zahlungskräftige Touristen und Berliner anzuziehen, will der AG Innenstadt Potsdam e.V. eine so genannte „Bäderregelung“ für die City, das Holländische Viertel und die Bahnhofspassagen erreichen. Diese gelte beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern und erlaube den Händlern, während der Saison von Mai bis September an Sonntagen ihre Geschäfte von 13 bis 18 Uhr zu öffnen. Eine solche Gesetzgebung sei Landessache, deshalb wolle man sich gemeinsam mit der Brandenburger Verbindung der historischen Stadtkerne bei den Ministerien dafür einsetzen, sagt Stein. Gebe es eine solche Regelung, gehe er davon aus, dass auch Karstadt mitziehe. Zudem wollen die Innenstadt-Händler an den vier Adventssonntagen öffnen dürfen. Mit der Gründung des AG Innenstadt Potsdam e.V. sollen die Streitigkeiten unter den Händlern beendet sein. Bisher habe die AG Innenstadt rund 65 Mitglieder – es sollten jedoch 300 sein, meint Stein. Einige, die damals ausgetreten seien, habe man noch nicht zum Wiedereintritt bewegen können. „Wir führen mit ihnen Gespräche, aber die Wunden müssen verheilen.“ Ihr neues Büro hat der AG Innenstadt Potsdam e.V. im Haus der Begegnung in der Gutenbergstraße. Ab 2005 will der Verein einen Innenstadtführer herausgeben und neben dem Weihnachtsmarkt zwei kleinere Feste pro Jahr organisieren.Sabine Schicketanz
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