Film-Casting: Clooneys erfolgreiche Kontaktanzeige
Mehr als 3500 Bewerber kamen zum Fotocasting für den Film „The Monuments Men“ nach Babelsberg. Ins Bild passten vor allem hagere Männer, auch Menschen mit Arm- und Beinamputationen wurden für die Kriegsszenen gesucht.
Stand:
Diese Kontaktanzeige hat es in sich. Bis zu 8000 Männer werden gesucht. Und kein Geringer als George Clooney bittet um Antwort. Für seinen neuen Film „The Monuments Men“ sucht der Hollywoodstar und Regisseur Komparsen und Kleindarsteller aus Berlin und Brandenburg, die ab März bei den Dreharbeiten Teil der Filmgeschichte werden sollen.
Eisige Temperaturen von minus 13 Grad konnten am Samstag den Ansturm auf die Castingshow auf dem Filmstudiogelände in Babelsberg nicht verhindern: Die ersten waren bereits um 9 Uhr da – zwei Stunden vor Beginn. Am Ende des Bewerbungsmarathons sind Fotos von mehr als 3500 Bewerbern gemacht worden, die nun ausgewertet werden.
Die Geschichte von „The Monuments Men“ spielt am Ende des Zweiten Weltkrieges. Wer hager ist, keine Piercings oder Tattoos und nichts gegen einen kostenlosen Fassonschnitt hat, passt ins Profil. Gesucht werden Männer, die deutsche Soldaten, Engländer, Amerikaner, Franzosen, Russen und Polen darstellen sollen. Auch Menschen mit Arm- und Beinamputationen passen in die Kriegsszenen.
Wolfgang Symm will unbedingt mitmachen. Dafür ist er extra aus dem Harz zum Fotoshooting angereist. Eine gute Viertelstunde wartet der 70-Jährige in der Schlange vor Halle 8 auf dem Studiogelände, bevor er einen Fragebogen ausfüllen soll: Name, Alter, Größe, Gewicht, Schuh- und Konfektionsgröße, Augen- und Haarfarbe, ob er ein Instrument spielt oder Sport macht – all das soll er beantworten. Symm kennt das schon. „Ich hab schon in 31 Filmen mitgemacht“, sagt er. Er habe als Bühnenbauer am drei Theatern gearbeitet und so sein Faible für die Schauspielerei entdeckt. „Ich war schon Mönch, ein Pestkranker und ein polnischer Partisan“, erzählt er.
Für Niels Franke ist es indes das erste Mal, dass er sich als Komparse bewirbt. Viel muss er nicht tun: kein Vorprechen, kein Vorspielen, nur zwei Porträtaufnahmen, das war’s. Eigentlich verdient der Berliner sein Geld als U-Bahnfahrer. Aber gegen eine Filmgage, auch wenn es nur 55 Euro für einen Drehtag sind, hätte der 27-Jährige nichts: „Vielleicht werde ich ja Darsteller in einem Hollywood-Film“.
Für das Casting wurde die Agentur „Filmgesichter" engagiert. Seit 13 Jahren suchen die Thüringer für Fernseh- und Kinoproduktionen Komparsen. Allein im vergangenen Jahr rekrutierte die Komparsenagentur Männer, Frauen und Kinder für 14 Filme. Mehr als 2000 „Filmgesichter“ wirkten etwa im erfolgreichen ZDF-Dreiteiler „Das Adlon“ mit.
Dank der Routine der Castingcrew muss an diesem Samstag niemand lange warten, bis seine Bewerbungsfotos gemacht sind. Vor sechs weißen Leinwänden knipsen Fotografen im Akkord Porträtaufnahmen: Mütze ab, Jacke aus, das Haar richten – Blitz und ab.
Auch zwei junge Russen wollen eine Filmrolle. Schnell haben sie auf dem Fragebogen noch die Frage bejaht, dass sie Erfahrung mit Waffen haben. „Hatten wir als Lehrfach in der Schule“, sagen sie. Franziska und Tina lernen indes Jura. Zwar werden für den Film hauptsächlich männliche Komparsen gesucht, aber auch Frauen-Rollen werden vergeben. „Noch haben wir Zeit, um vielleicht mal ein paar Tage für Filmaufnahmen freizumachen“, meinen die jungen Studentinnen. „Und ein klein wenig reizt es auch, vielleicht den ein oder anderen bekannten Schauspieler zu sehen“, sagt Franziska.
Wer neben Clooney für „The Monuments Men“ noch nach Babelsberg kommt, konnte Henning Molfenter, Mit-Geschäftsführer von Studio Babelsberg, am Samstag nicht sagen. Gehandelt werden Namen wie Matt Damon, Cate Blanchett, Bill Murray oder Daniel Craig. Dass die Stars aus Hollywood in Babelsberg beste Produktionsbedingungen finden, haben schon Clooneys Kollegen wie Tom Cruise und Brad Pitt sowie Regisseure wie Quentin Tarantino oder Roman Polanski herausgefunden. Nach „Der Pianist“, „Inglourious Basterds“ und „Operation Walküre“ ist „The Monuments Men“ der nächste in Babelsberg produzierte Film, dessen Geschichte im Zweiten Weltkrieg spielt. „Dieser wichtige Einschnitt in der Weltgeschichte bewegt die Menschen immer noch sehr“, meinte Molfenter am Rande des Castings.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: