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Homepage: Damit es jeder versteht

Hasso Plattner gründet in Babelsberg eine Schule für besseres Software-Design

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Ein deutschlandweit vollkommen neuer Ansatz im Bereich der Informationstechnologie (IT) wird ab kommenden Oktober in Potsdam gelehrt. Der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner sagte gestern am Hasso Plattner Institut für Softwaresystemtechnik (HPI), dass in Zukunft Softwaresystemen für die Nutzer besser verständlich gemacht werden müssten. Dazu werde an dem – von Plattner gestifteten – Institut nach dem Vorbild der renommierten „d.school“ an der Stanford University (Kalifornien) eine „School of Design Thinking“ eröffnet. Leiter der neuen Einrichtung wird Prof. Ulrich Weinberg, der an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Computeranimation lehrt. Für den Aufbau der Design-School ist Weinberg von der HFF beurlaubt.

Auf einer Konferenz zum Thema IT und Design, zu der gestern rund 300 Fachleute aus der Branche nach Griebnitzsee gekommen waren, erläuterte der Kopf des ebenfalls in Griebnitzsee ansässigen Gründerpools „Hasso Plattner Ventures“ (HPV), Eran Davidson, die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dem Thema Design. Seine Tochter habe sich einen Walkman gewünscht, ein globiges Gerät mit tausend Knöpfen. Keiner habe gewusst, wie es zu bedienen sei. Als Davidson wenig später dann einen I-Pod anschaffte, waren alle glücklich. „It“s a killer“, sagt er und meint damit, dass das schlichte Design und die Benutzerfreundlichkeit das kleine Gerät über Nacht zum Marktführer gemacht hat. Das Bild einer vorsintflutlichen TV-Fernbedienung brauchte er dann eigentlich gar nicht mehr zu zeigen. Den Teilnehmern der Konferenz war ohnehin schon klar, worum es geht.

Auch Softwaresysteme müssen für den Anwender nach deren praktischen Anforderungen gestaltet werden, ergänzte Hasso Plattner. Design sei nicht nur formgebende Gestaltung, sondern es gehe vor allem darum, „how it works.“ Viele Entwickler würden an den Bedürfnissen der Kunden vorbei programmieren. Dabei reiche es nicht mehr aus, den Kunden vorab einmal nach seinen Bedürfnissen zu befragen. Vielmehr gelte es die Nutzer in ihrem Tätigkeitsfeld genau zu beobachten, Erkenntnisse früherer Computerprogramme einfließen zu lassen, und diese zusammen mit den Kunden ständig weiter zu verbessern.

Wie um sein Anliegen noch einmal zu unterstreichen, fand Plattner dann erst einmal nicht die richtige Taste, um seine Präsentation zu starten. Die Schaubilder dann hatte der IT-Experte bewusst als simple, handgeschriebene Tafelbilder gestaltet. „Das versteht jeder.“ In der Mitte der Schaubilder steht eine Figur: der Anwender, der Mensch. Es verhalte sich bei der IT-Technik wie bei einem Gespräch mit dem Arzt. Hier müsse sich der Mediziner auch für den Patienten verständlich ausdrücken können. Nur durch einheitliche, leicht verständliche Design-Ideen sei ein Erfolg, wie der des I-Pods, zu erklären. Die Komplexität des Systems bleibe im Hintergrund verborgen, die meisten Prozesse liefen automatisch, der Anwender müsse nur noch eingreifen, wenn ein Ausnahmefall eintrete.

Um solche Innovationen möglich zu machen, brauche es ein neues Denken, das besagte Design-Thinking eben. Der neue Studienbereich dazu soll am HPI, das an die Universität Potsdam angebunden ist, offen für alle Disziplinen und die Industrie gestaltet werden. Wie HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel erklärte, werden in die einjährige, studienbegleitende Ausbildung auch zahlreiche Hochschulen der Region eingebunden. Neben der Potsdamer HFF und Uni werden auch die Berliner FU, TU, Humboldt-Uni sowie die European-Management-School involviert. Ab Oktober werden dann jährlich 40 Master-, Diplom- und Magister-Studenten der höheren Semester in dem Kurs studieren können, Studenten fast aller Fachrichtungen können sich ab sofort bewerben. Kooperieren werde die neue Studienrichtung neben der „d.school“ auch mit US-Design-Schulen aus Berkeley und Chicago.

Plattner hat eine klare Vision. Für ihn ist die Ausbildung der Schlüssel zur Zukunft. Und das Internet wird nach seiner Auffassung die Menschen in Zukunft noch enger zusammenbringen. Zur Zeit würden sich so genannte „Communities“ im Netz bilden: Expertengruppen die bereit seien, ihr Wissen mit anderen zu teilen und daraus zu lernen. Dass es beim Design-Thinking nicht nur um Wirtschaftlichkeit und Spaß geht, betonte schließlich Eran Davidson am Beispiel der „Life-Straws“. Diese Saugrohre in handlicher Form, angefüllt mit Hightech und betrieben mit der Energie des menschlichen Körpers, erlauben es auch verschmutztes Wasser ohne Gefahr zu trinken. Die Geräte kosten gerade mal zwei Euro. „Solche Entwicklungen können dabei helfen Leben zu erhalten.“

Bewerbungen für die „Design-School“ bis 31. Juli, Infos: www.hpi-web.de

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