zum Hauptinhalt
Wie durch Butter. Mit dem neuen „Akku- Hoch-Entaster“ schafft Hans-Jürgen Wilhelm (l.) täglich bis zu 65 Bäume. Die Arbeit ist deutlich weniger anstrengend als mit der Handsäge.

© A. Klaer

Für die Obstbäume in der Alexandrowka: Dank Entaster auf dem grünen Zweig

Für die Pflege der Obstbäume in der Alexandrowka bekam die Stadt Potsdam eine Motorsäge geschenkt. Damit dürfte der Frühjahrsschnitt schneller gehen.

Von Peer Straube

Stand:

Potsdam - Ein kurzes Surren, und weg ist der Ast. Hans-Jürgen Wilhelm lächelt. „Das ist schon eine ganz große Erleichterung“, sagt der Reviergärtner der Alexandrowka. Bislang musste Wilhelm den jährlichen Frühjahrsschnitt an den 1381 Bäumen in der Russischen Kolonie mit einer Handsäge bewältigen – und war abends fix und fertig. Ab sofort wird weniger schweißtreibend geschnitten – mit dem „Akku-Hoch-Entaster“ eines bekannten Herstellers; einer professionellen, batteriebetriebenen Motorsäge, die an einem langen Stab befestigt ist, damit man nicht für jeden dickeren Zweig auf eine Leiter klettern muss. Gesponsert hat das 600 Euro teure Werkzeug die Arbeits- und Interessengemeinschaft Russische Kolonie Alexandrowka. Deren Chef Frank Duif überreichte das Gerät am gestrigen Mittwoch an Grünflächenamtschef Herbert Claes. Man habe die Behörde bei ihrer Arbeit unterstützen wollen und sich nach Abstimmung für den Kauf der Motorsäge entschieden, erklärte Duif.

Auf die Frage, warum sich das Grünflächenamt ein solch arbeitserleichterndes Gerät nicht selbst angeschafft hat, zuckt Claes mit den Achseln. „Sicherlich hätten wir irgendwann auch so eins bekommen“, sagt er. „Aber es zeugt ja auch davon, welche Wertschätzung die Arbeitsgemeinschaft Alexandrowka den Kollegen hier entgegenbringt.“ Zwei Mitarbeiter des Bereichs Grünflächen kümmern sich ganzjährig um die Russische Kolonie, hinzu kommen etwa zehn weitere Hartz-IV-Empfänger, die über sogenannte MAE-Maßnahmen wieder in Lohn und Brot gebracht werden sollen.

50 Bäume pro Tag - statt 15

Für dieses Jahr ist Wilhelm mit dem Frühjahrsschnitt fast durch. Bereits unmittelbar nach der Erntesaison Ende Oktober, Anfang November beginnt er mit der Gehölzpflege, Ende Februar ist er mit der Arbeit durch. Künftig dürfte es etwas schneller gehen. Mit der Handsäge habe er rund 50 Bäume pro Tag geschafft, mit der Motorsäge könnten es bis zu 15 mehr werden, schätzt der Reviergärtner. Die auf den ersten Blick nur moderate Steigerung erklärt er mit einer auch im Handbetrieb effektiven Sägetechnik und der Schärfe des Sägeblattes.

Rund die Hälfte der 1381 Obstbäume in der Russischen Kolonie sind Apfelbäume. Die andere Hälfte besteht aus Birnen, Quitten, Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen, Aprikosen und Walnussbäume. Etwa zehn Tonnen Obst fallen jährlich an, etwa die Hälfte davon sind Äpfel zumeist historischer Sorten, sagt Frank Karn vom Bereich Grünflächen. Eine professionelle Vermarktung lohne sich nicht, so Bereichsleiter Claes. Von jeder Obstsorte gebe es nur kleine Mengen, zudem reife das Obst zu unterschiedlichen Zeitpunkten, sodass gewerbliche Nutzer einen unverhältnismäßig großen logistischen Aufwand bei der Ernte zu leisten hätten. Auch die Selbsternte durch Potsdamer Bürger habe sich als nicht praktikabel erwiesen, wie ein Versuch zeigte. Viele hätten bei der Ernte keinerlei Rücksicht auf die historisch wertvollen Obstbäume genommen und Äste und Zweige abgebrochen. „Leider haben wir da schlechte Erfahrungen gemacht“, bedauerte Claes.

So kommen stattdessen nun Hilfsorganisationen in den Genuss der Alexandrowka-Früchte. Behindertenverbände wie die Stephanus-Stiftung und die Sozialtherapeutischen Werkstätten aus Berlin sowie die Potsdamer Tafel und die Suppenküche ernteten das Obst selbst oder würden von der Stadt damit beliefert, sagte Claes. Für die genannten Einrichtungen ist das kostenlos. Daher dürften die Früchte auch nicht weiterverkauft werden.

Invasion des Runzligen Obstbaumsplintkäfers überstanden

Aktuell seien die Obstbäume in der Russischen Kolonie in einem guten Zustand, sagte Karn. Dank guter Bewässerung und Düngung habe sich der Bestand stabilisiert und auch den besonders trockenen Sommer des vergangenen Jahres gut überstanden. Selbst die Invasion des Runzligen Obstbaumsplintkäfers, der die Kolonie vor sechs Jahren heimgesucht hatte, ist inzwischen überstanden. Zwar seien einige Bäume dem Befall durch den Schädling zum Opfer gefallen, aber man habe den Käfer wieder aus der Alexandrowka vertreiben können, sagte Karn.

Die Arbeitsgemeinschaft Alexandrowka hilft der Stadt übrigens nicht zum ersten Mal mit Technik aus. Vor zwei Jahren gab’s eine motorbetriebene Heckenschere, mit denen die Grünflächenamtsmitarbeiter die zwei Kilometer lange Bepflanzung seitdem zweimal im Jahr akkurat stutzen können. Gelohnt hat es sich offenbar: „Die Hecken“, bilanzierte Duif zufrieden, „sehen jetzt viel besser aus“. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })