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Thalia in Potsdam: Das beste Kino wird 100

Das Babelsberger Thalia-Kino feiert Jubiläum. Seit einem Jahrhundert werden in dem Potsdamer Kiez Filme gezeigt. Das Programm ist herausragend - 2016 wurde das Thalia bestes Kino Deutschlands.

Potsdam - Jahrzehntelang warben die Buchstaben für das Kiezkino in Babelsberg, doch mit dem Umbau in den 1950er-Jahren war die Reklame mit dem Thalia-Schriftzug verschwunden. Bis jetzt. „Bei den Sanierungsarbeiten der Kleinmachnower Kammerspiele fanden sich plötzlich fast alle Reklamebuchstaben auf dem Dachboden“, sagt Thalia-Geschäftsführer Thomas Bastian. Er ist begeistert. Nur das „I“ sei nicht aufzufinden. Der kleine Sensationsfund passt ins Jahr des Erfolgs und des 100-jährigen Jubiläums, in dem sich das Thalia-Kino 2017 befindet.

Begonnen haben die Thalia-Festspiele bereits 2016. Anfang Oktober bekam das traditionsreiche Lichtspieltheater die Hauptauszeichnung der bundesweiten Kinoprogrammpreise, durfte sich als das „beste Kino Deutschlands“ bezeichnen. Die Ehrung für die Arbeit des Thalia- Teams hatte seinen Grund. Seit 1997 hat sich das Haus als so genanntes Arthouse- Kino etabliert, baut weniger auf klassisches Hollywood-Kino, sondern auf Programmkino mit inhaltlichen Schwerpunkten und Filmen aus unabhängigen Produktionen. Themenreihen mit ausgefallenen Filmen, Kinder- und Familienkino mit aktuellen Werken und Klassikern und regelmäßigen Diskussionen und Gesprächen mit Filmemachern.

Mit seinen Besucherzahlen liegt das Thalia über dem Branchendurchschnitt

Dieses Kontrastprogramm zu Multiplex-Kinos liegt nicht nur den Thalia-Verantwortlichen Thomas Bastian, Daniela Zuklic und Christiane Niewald am Herzen. Auch dem Besitzer des Thalias, Stefan Arndt, ist Arthouse-Kino wichtig. Der Babelsberger ist nicht nur Thalia-Inhaber, sondern auch Produzent („Das weisse Band“, „Vor der Morgenröte“) und Gesellschafter der Produktionsfirma X-Filme.

Dem Thalia habe die Auszeichnung im vergangenen Jahr „eine stärkere öffentliche Wahrnehmung beschert“, meint Daniela Zuklic, stellvertretende Geschäftsführerin. „In der Kinobranche werden wir intensiver beobachtet.“ Dass das Haus im Jubiläumsjahr auch einen Besucherzuwachs verzeichnen kann, liegt nach Bastians Ansicht hingegen eher am Programm. Mit den Filmen „Timm Thaler“ des Potsdamer Regisseurs Andreas Dresen, der in Potsdam spielenden Romanverfilmung „Im Zeiten des abnehmenden Lichts“ sowie „Kundschafter des Friedens“ des Absolventen der Babelsberger Filmuniversität Robert Thalheim wurden drei Filme mit Lokalbezug gespielt. „Wir liegen bei den Besucherzahlen schon jetzt über Branchenschnitt und deutlich über den Zahlen des Vorjahres“, so Bastian.

Die vier Kinos „bewachen“ nun Stummfilm-Legende Charlie Chaplin, die Film-Diven Marlene Dietrich und Audrey Hepburn sowie „Casablanca“-Star Humphrey Bogart

Heute Abend werden im Waschhaus die neuen Kinoprogrammpreise verliehen, ein neues bestes Kino Deutschlands gekürt. Der Hauptpreisträger hat stets die Ehre und Aufgabe zugleich, die Veranstaltung im Folgejahr auszurichten. „Natürlich hätten wir gern all die geladenen Kinobetreiber sowie Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Thalia begrüßt“, so Bastian. Allein – selbst der große Thalia-Saal bietet nicht genug Platz für die mehr als 400 Gäste. Deshalb wird heute Abend im Waschhaus an der Schiffbauergasse gefeiert. Mehr als 200 Kinos aus ganz Deutschland werden in unterschiedlichen Kategorien und Abstufungen ausgezeichnet. Auch drei Filmverleiher erhalten eine Ehrung.

Ein Teil der Gala-Besucher bekommt am Donnerstag die Chance, das Babelsberger Kiezkino zu besichtigen. Dann können die Gäste sehen, wofür die 30 000 Euro Preisgeld eingesetzt wurden – nämlich für die Renovierung des Hauses. Das Foyer wurde gestrichen, die Wände in einem warmen Cappuccino-Ton, Säulen und Treppen schimmern golden, dunkles Holz als Fußleisten und Türumfassungen liefern den Kontrast. Dazu gibt es ein neues Beleuchtungskonzept und einen verlängerten Verkaufstresen. Ein Hingucker sind die Kinosaaltüren, von denen nun Filmstars grüßen. Die vier Kinos „bewachen“ ab sofort Stummfilm-Legende Charlie Chaplin, die Film-Diven Marlene Dietrich und Audrey Hepburn sowie „Casablanca“-Star Humphrey Bogart. Insgesamt fließen 200 000 Euro in die Modernisierung, die auch ohne Preisgeld angestanden hätte. „Schließlich wollten wir zum 100. Jubiläum glänzen“, so Bastian.

Seit 1917 werden in der Rudolf-Breitscheid-Straße 50 Kinofilme gezeigt. Zur Feier des runden Geburtstags erscheint ein Buch der Autorin Jeanette Toussaint über die reiche Geschichte des Kinos.

Die jüngst gefundenen Originalbuchstaben der Thalia-Wandreklame werden als Teil der Geschichte einen Platz im Haus bekommen. Das Potsdamer Filmmuseum, das die Reklame als Teil der hiesigen Filmgeschichte in seinen Bestand übernommen hat, gibt die Buchstaben als Dauerleihgabe ans Thalia. Dort sollen sie künftig über dem Kassenbereich angebracht werden. Das fehlende Thalia-„I“ soll mittels Farbe hinzugefügt werden.

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