
© Manfred Thomas
Der Bologna-Prozess an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) schreitet voran: Erstmals im nun beginnenden Wintersemester 2013/14 können die beiden Masterstudiengänge „Montage“ und „Sound for Picture“ belegt werden. Das Bachelor/Master-System wurde vor drei Jahren an der HFF eingeführt, bislang waren nur die Studienfächer „Medienwissenschaft“ und „Filmmusik“ als Master-Studiengang studierbar, 2014 wird die Master-Umstellung für die Fächer „Drehbuch/Dramaturgie“, „Cinematography“, „Film- und Fernsehproduktion“, „Regie“ und „Szenografie“ erfolgen, zuletzt 2015 für „Animation“.
„Die Umstellung auf Bachelor/Master war eine Chance, die Studieninhalte zu überprüfen und kreativ auf aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft zu reagieren“, sagt Martin Steyer, HFF-Vize-Präsident und Professor im Sound for Picture-Master. „Das analoge Kino in dem Sinne ist eigentlich weg, die Ausbildung konzentriert sich daher jetzt stärker auf digitale Produktionen sowie auf Formate, die über Kino und Fernsehen hinausgehen, etwa im Internet, für Events oder Kunst-Installationen.“ Dies gelte auch für den Bereich Montage, sagt HFF-Dozentin Marlis Roth: „Man kann heute keine klassische Cutterin mehr ausbilden, auf Formaten wie 180 Grad-Leinwänden ist man vor völlig neue Probleme des Erzählens gestellt.“ Insgesamt, so Steyer, wachse durch die Master-Studiengänge die Interdisziplinarität zwischen den verschiedenen Studienrichtungen.
Ein Vorteil der Master-Studiengänge sei laut Steyer zudem der leichtere Übergang in die Praxis: So ist es möglich, den Master entweder als „Kompakt-Studium“ in zwei Jahren abzuschließen oder als „Teilzeit-Studium“ in drei Jahren: Bei der zweiten Möglichkeit wird das erste Jahr normal absolviert, während man die folgenden Semester parallel zum Studium aktiv in der Praxis an Produktionen mitarbeiten kann.
Die Umstellung auf den Master habe auch Nachteile, räumt Roth ein: „Das Studium ist dadurch voller, aber auch konzentrierter. Im Diplom war das Hauptstudium früher sehr frei, jetzt ist es so, das die Studierenden konzentrierter und reflektierter dranbleiben.“ Jeweils ein knappes Dutzend Studierende der beiden Fächer Montage und Sound haben ihren Bachelor abgeschlossen und werden nun im Master weitermachen. „Sie schwanken zwischen Bangen und Hoffen“, so Steyer über die Stimmung unter den Studierenden. „Es gibt gewisse Ängste, etwa vor der erneuten Eignungsprüfung für die Zulassung zum Master.“
Das Genehmigungsverfahren durch das Bildungsministerium hatte sich rund ein Jahr lang hingezogen, Grund dafür seien „formaljuristische Probleme“ gewesen, so Steyer: „Es ist eine alte Diskussion, inwiefern man künstlerische Arbeiten, wie sie unsere Studierenden abliefern, überhaupt benoten kann, daher verzichten wir in einigen Modulen auf Benotungen.“ Damit taten sich die zuständigen Mitarbeiter des Ministeriums jedoch schwer, wo die Ansicht herrschte, Module müssten generell benotet werden und in die Endnoten eingehen. Um die betroffenen Studenten nach dem Abschluss ihres Bachelors jedoch nicht in der Luft hängen zu lassen, einigte man sich auf einen Kompromiss: Die Genehmigung der beiden Master-Studiengänge ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt, was laut Steyer jedoch nur eine Formalität ist. „Ich bin mir sicher, dass die Masterstudiengänge bis dahin dauerhaft genehmigt sein werden.“ Erik Wenk
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