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PNN-Serie "Das neue Potsdam": Charlotte & Luise: Das doppelte Lottchen

Teil 4 unserer Serie "Das neue Potsdam". Dieses Mal: Charlotte & Luise. Auf der letzten Brache in der Berliner Vorstadt entstanden zwei Mehrgeschosser mit 89 Wohnungen. Dahinter wird bis heute gebaut.

Stand:

Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie„Das neue Potsdam“ vor. Dieses Mal: Charlotte & Luise (Folge 4).

Berliner Vorstadt - Was ist nun was? „Ich glaube, ich wohne in der Luise“, sagt die junge Frau, die zwischen zwei Regenschauern aus dem Haus kommt. Mit Kinderwagen. Sechs Wochen ist der Kleine alt und wird jetzt von Mama ins Auto verfrachtet. „Es wohnt sich gut hier“, sagt sie, im März sind sie eingezogen. Für die Vierzimmerwohnung zahlen sie 1700 Euro Miete. Warm. „Es ist aber auch super, höchster Standard, eine tolle Einbauküche“. Dass die beiden spiegelgleichen Gebäude die Frauennamen Charlotte und Luise tragen, hat sie schon mal gehört. Aber weil es nirgendwo dransteht, kann sie nur raten. Und liegt falsch.

Aber so ist das mit Zwillingen, als die sie auch gern bezeichnet werden. Wenn man von der Berliner Straße aus schaut, steht links „Charlotte“, rechts von der Fritz-Rumpf-Straße „Luise“. So erklärt es später eine andere Nachbarin. Wie zwei mächtige weiße Brocken flankieren sie die neue Bebauung des Wohngebiets zwischen Berliner Straße und Heiligem See. Dort, wo sich vor mehr als 100 Jahren der Maler und Kunstsammler Fritz Rumpf eine Villa baute – roter Backstein und direkt am Wasser.

Ein heiß umkämpftes Fleckchen Weltkulturerbe, Gartenlandschaft und Badewiese

Wer in Charlotte oder Luise wohnt, kann mit etwas Glück vom terrassenartig angelegten Obergeschoss das Wasser sehen. Ein heiß umkämpftes Fleckchen Weltkulturerbe, Gartenlandschaft und Badewiese, Letzteres nur geduldet. Unbekümmerte Badegäste sieht die Schlösserstiftung hier weniger gern, lieber sind ihr Spaziergänger, die auf den Wegen bleiben. Doch die Stadt wächst und wer hier wohnt, hat eine kurzen Fußweg zum See. Genau genommen sieben Minuten. Die Mieterin der „Luise“, rechte Ecke Berliner Straße, weiß das. „Im Sommer ist das super, zu Fuß oder mit dem Fahrrad“, sagt sie. Vor allem mit den Enkelkindern. Die wohnen eine Straßenecke weiter und waren der Grund, dass sie und ihr Mann aus dem Saarland nach Potsdam zogen. Zur Familie der Tochter. „Du musst herkommen, Mama, das ist hier wie eine Kur“, habe die Tochter ihre Mutter umgarnt. Da sind sie weich geworden. Im Juni war der Umzug, noch sind sie und ihr Mann beim Einrichten. Der 80-Jährige baut gerade Deckenlampen an. Zwei Meter 90 Deckenhöhe – seine Frau schaut etwas besorgt zu, wie er auf der Leiter agiert.

Mit der Wohnung ist sie zufrieden, auch wenn sie die Schrägen im Grundriss gewöhnungsbedürftig findet. Die Flucht von der Hauswand zur Terrasse ist eben nicht gerade. „Wie soll man da Möbel stellen?“, sagt sie. Aber wahrscheinlich sei das modern. Und an die laute Berliner Straße wird sie sich auch noch gewöhnen. Im Sommer, bei offenem Fenster, sei es nicht so ruhig wie in Saarbrücken.

Die meisten Wohnungen sind freilich zu den Seiten hin ausgerichtet und ruhiger. Jede Einheit verfügt über einen breiten Balkon mit Aussicht oder Terrasse mit einem Fleckchen Grün drumherum. Die Hecken müssen noch etwas wachsen, und mancher Mieter hat mit hohen Gräsern für Extra-Sichtschutz gesorgt. In einem Garten stehen antik anmutende Frauenskulpturen, in einem anderen sieht man ein hölzernes Schaukelpferd. Hinterm Haus gibt es viel Grün, Sitzecken, Sandkasten, Schaukel, überdachte Fahrradständer. Unter den Häusern sind Tiefgaragen, knapp 25 000 kostete ein Stellplatz, direkter Zugang trockenen Fußes ins Haus.

Weiß, ordentlich, ruhig

Die Architektur der beiden Häuser ist modern-klassizistisch, Balkone, Terrassen, zurückgesetzte Fassaden nehmen den Fünfgeschossern ihre Schwere. Das Weiß wirkt zart und vornehm. Als Kontrast hat man sich für braune Holzfenster entschieden und auch im Treppenhaus findet sich Holz. Die Treppenhäuser sind geräumig, mit Steinfußboden, Spiegelwand und Fahrstuhl. In der „Charlotte“ hat jemand Bilder an seine leeren Wände gehängt, Holzschnitte von Andreas Felger. Ein Farbklecks, an dem sich das Auge gerne festhält. Sonst ist alles leer und ordentlich. Und sehr ruhig.

„Sind doch alle arbeiten um diese Zeit“, sagt eine Frau, die mit dem Töchterchen nach Hause kommt. Auch sie und ihr Mann zogen aus beruflichen Gründen von Hamburg nach Potsdam. So langsam habe sie sich eingelebt, auch die vierjährige Tochter. Ob sie hier schon eine Freundin gefunden habe? Das Mädchen ist schüchtern. „Hier im Haus gibt es nicht so viele Kinder, aber weiter unten in der Straße, da ist viel los“, sagt die Mutter.

Als Hommage wurden hier Zierapfelbäume gepflanzt

Tatsächlich stehen dort Einfamilienhäuser, architektonisch der Moderne der beiden Flaggschiffe angepasst und seinerzeit vom Gestaltungsrat nach Abänderungen abgenickt. Die Sackgasse ist perfekt zum Fahrradfahren-Lernen. Noch sind hier viele Handwerkerautos unterwegs und zwei Baugrundstücke sind sogar noch zu haben, wilde Wiese mit Apfelbaum, an dem ein paar halb erfrorene Früchte zum Vogelfutter werden. So sah es hier vor drei Jahren überall aus, eine Streuobstwiese. Wie als Hommage an sie wurden in der Zufahrt Zierapfelbäume gepflanzt.

Jetzt wohnen hier Hunderte Menschen. Der Mini-Kiez liegt gerade für Berlin-Pendler perfekt, die Tram nach Potsdam und der Bus nach Berlin fahren vor der Haustür ab, Natur als auch Supermarkt, Bäcker und Gastronomie findet man fußläufig um die Ecke, das Kulturquartier Schiffbauergasse ist auch nicht weit. Die Baufirma warb seinerzeit damit, in der Nachbarschaft von Günther Jauch und Wolfgang Joop zu wohnen. Mit etwas gutem Willen stimmt das sogar.

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