Sport: „Das faschistische Pack aus der Stadt jagen“: Turbine Potsdam und SV Babelsberg 03 bekennen Farbe Sauna, Spargelstechen, Sieg
Turbine steht vor wichtigen Spielen – zwei Siege wären die Vorentscheidung
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Sowohl der FFC Turbine Potsdam als auch der SV Babelsberg 03 wollen nach dem brutalen Überfall auf den 37-jährigen Potsdamer äthiopischer Herkunft Signale setzen. Turbine unterzeichnete gestern den Aufruf des Brandenburger Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Seit vielen Jahren werde beim 1. FFC Turbine Potsdam tagtäglich eine multikulturelle Gemeinschaft gelebt, in der Spielerinnen verschiedener Hautfarbe, Nationalität und Religion trainieren, spielen und miteinander leben, heißt es.
Das Spitzenspiel gegen den FCR Duisburg soll am Sonntag um 11 Uhr unter dem Motto „Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ stehen. Damit will der Verein seiner Anteilnahme für das Opfer und seiner Familie Ausdruck verleihen. Als Zeichen der Solidarität wird von jeder verkauften Eintrittskarte ein Euro für die Familie des Opfers gespendet.
Der SVB steht dem nicht nach: Die kompletten Einnahmen aus dem Punktspiel gegen Tennis Borussia am kommenden Mittwoch um 19 Uhr sollen der Familie des noch immer im künstlichen Koma liegenden Opfers zugute kommen. „Wir sehen uns als Verein absolut in der Pflicht zu helfen“, so SVB-Präsident Rainer Speer, „und werden unseren Beitrag leisten, um das faschistische Pack aus der Stadt zu jagen.“
Am gestrigen Morgen setzte sich der Vereinsvorstand zusammen, um über eine mögliche Art der Hilfe zu beraten. Anschließend wurde vom Nordostdeutschen Fußballverband „grünes Licht“ für die einzigartige Aktion gegeben. „Beim Verband waren alle sofort angetan“, so SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel. „Es gab eine sehr gute Resonanz.“ H. Mallwitz
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Ruhe und Gelassenheit in der Luft liegt. Nach dem überaus erfolgreichen Osterwochenende, das die Fußballerinnen von Turbine Potsdam mit einem 6:2-Erfolg gegen den Rivalen FFC Frankfurt und dem 13:0-Sieg gegen Brauweiler-Pulheim feierten, ist die Stimmung im Luftschiffhafen jedoch eher angespannt. Nicht ohne Grund, denn die Mannschaft weiß um die Wichtigkeit der kommenden Spiele. Sollten diese zur Potsdamer Zufriedenheit verlaufen, wäre die Vorentscheidung im Meisterschaftskampf gefallen.
„Da lastet ohne Frage eine Menge Druck auf den Spielerinnen“, bestätigt Coach Bernd Schröder. „Den kann ich jedoch auch als Trainer nicht von ihren Schultern nehmen.“ Und so verordnete er als Ausgleich zu kräfteraubenden Spielen und notwendigen Trainingseinheiten unter der Woche auch einige entspannende Aktionen. Ausgiebiges Schwimmen und ein Saunabesuch waren da angesagt – morgen geht''s zum kleinen Wettkampf im Spargelstechen ins Domstiftsgut Mötzow in der Nähe von Brandenburg.
Vorher jedoch kommt heute um 18 Uhr die SG Essen-Schönebeck zum Nachholspiel ins Karl-Liebknecht-Stadion. „Schon da wird sich zeigen, wie lange sich die Belastung halten kann“, sagt Schröder. Vor große Probleme dürfte seine Mannschaft jedoch nicht gestellt werden, denn die bisherigen Partien gestaltete Turbine immer recht sicher. Dennoch spricht Schröder von einer „unbequemen Mannschaft“, die auf keinen Fall zu unterschätzen sei. Wahrscheinlich wird es am Babelsberger Park ein Wiedersehen mit einer Bekannten geben: Stefanie Weichelt spielte einst selbst bei Turbine und ist inzwischen bei Essen-Schönebeck unter Vertrag.
Allem Anschein nach wird Schröder nahezu auf sein komplettes Team bauen können. Conny Pohlers, die am Wochenende ein erneutes Mal ihre Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt hatte, leidet zwar unter einer Erkältung. Von ihrer Einsatzfähigkeit geht der Coach dennoch aus – die Tagesform wird darüber letztendlich entscheiden. Inken Becher hingegen ist verletzt und wird in keinem Fall zum Einsatz kommen. Mit von der Partie wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch Navina Omilade sein. Die Mittelfeldakteurin präsentierte sich am Montag gegen Brauweiler in bester Form und trug zwei Tore zum Turbine-Sieg bei. „Ja, sie hat wirklich hervorragend gespielt“, lobte auch ihr Trainer die Leistung der Nationalspielerin. „In letzter Zeit war sie leider nicht sehr stabil. Aber wenn diese gute Form jetzt anhält, ist sie auf dem besten Weg zur wichtigen Führungsspielerin.“
Sollte die SG Essen-Schönebeck heute bezwungen werden, würde dies auch Kraft für das Sonntagsspiel gegen den FCR Duisburg als derzeitigen Tabellenführer geben. Dieser hat zwar zwei Punkte mehr als die Potsdamerinnen, absolvierte jedoch auch zwei Spiele mehr.
Henner Mallwitz
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