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Homepage: Das Gesicht der polnischen Schokolade

An der Fachhochschule entwerfen Designstudenten Konzepte für die Schokoladenfirma Terravita aus Polen

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An der Fachhochschule entwerfen Designstudenten Konzepte für die Schokoladenfirma Terravita aus Polen Von Jan Kixmüller Als Dorota Hoffmann die Schokolade auspackt, ist das Seminar erst einmal gesprengt. Kleine Osterhasen, Tütchen mit Konfekt, Schoko-Tafeln mit bunten tanzenden Kühen auf dem Papier und Pralinen gehen von Hand zu Hand, von Mund zu Mund. Erste Staniolpapierkügelchen werden über die Bänke geschnippt, wo man auch hinsieht wird genascht und probiert. Die Design-Studenten häufen klein Türmchen aus polnischem Naschwerk vor sich auf. Eigentlich sollten die Nachwuchsdesigner die Verpackung und die Bildchen auf der Schokolade interessieren, doch ihre Sinne sind erst einmal abgelenkt. Zwei Vertreter der polnischen Schokoladenfirma Terravita waren am Mittwoch an die Fachhochschule Potsdam gekommen, um den deutschen Design-Studenten einen Einblick in die Marktposition ihrer Firma zu geben. Hintergrund ist ein interdisziplinäres Seminar der Klaus-Krone-Stiftungsprofessur zu den „Zukunftsperspektiven der EU-Osterweiterung“. Im vergangenen Jahr haben Studierende in einem Seminar von Prof. Carsten Becker Marktanalysen erstellt und auf einer Exkursion den Kontakt zu polnischen Firmen hergestellt. Auf dieser Basis setzen sich die Studierenden nun mit innovativen Produkten für den Schokoladenmarkt auseinander. Terravita sitzt im polnischen Poznan, die Firma existiert seit 1982. Damals war Schokolade in Polen noch ein Luxusartikel, heute ist es ein alltägliches Produkt, mit recht hohem Absatz. Aber die 1000 Mitarbeiter arbeiten nicht nur für den polnischen Markt, auch Osteuropa, Israel, Kannada, die USA und in Zukunft sogar Saudi Arabien zählen zu den Exportkunden. Nach der Wende 1989 lagen vor dem polnischen Markt sechs schwierige Jahre, Mitte der 90er Jahre investierten verstärkt Westunternehmen im Land, der Wettbewerb kam in Schwung, und seit 2000 ist der Markt recht stabil. Terravita ist heute nach eigenen Worten eine der führenden Marken auf dem Schokoladen- und Getränkemarkt in Polen, mit 30 Konkurrenten im Schoko-Segment. Für Erheiterung im Seminar sorgte der Marketingchef von Terravita dann mit einigen Zahlen. In Polen werden 1,7 Kilogramm Schokolade pro Kopf und Jahr verzehrt, in Deutschland sind es wohl schon acht Kilo und für Israel kursiert gar die Zahl von 15 Kilogramm. „Da gibt es bei uns also noch Steigerungschancen“, so der Schokoladenmanager. Den größten Absatz habe man bei Schokoladentafeln, den höchsten Profit erziele man hingegen mit Pralinen, die nicht in der Herstellung aber im Verkauf teurer sind. Auf dem Schokoladenmarkt herrscht in Polen derzeit Krieg. Zahlreiche große Westmarken haben sich eingekauft und buhlen mit den lokalen Größen um die Marktführerschaft. Terravita hat eine geschickte Strategie entwickelt, mit einer Zweitmarke „Rola“ kämpft man um das Billigsegment. Durch die hohe Qualität dieser preiswerten Schokolade will man die Händler wiederum von der Qualität der teureren Terravita-Produkte überzeugen. Als der erste Heißhunger in dem Seminarraum gestillt ist, besinnt sich die Blick der Studierenden auf das, was die Designer vordergründig interessieren sollte: Die Form der Verpackungen und die grafische Gestaltung – das „Gesicht“ der Schokolade. Nicht so zurückgenommen und schlicht, wie man es von unseren Produkten kennt, zeigt sich die polnische Schokolade, vielmehr verspielt, mit schrillen Tiermotiven und stellenweise etwas aufdringlicher Farbgebung auf der Verpackung. Nach dem Motto „erst die Kür, dann die Pflicht“ entwarfen nun Studenten des Produktdesigns der Potsdamer FH Verpackungen und Produktideen zum Thema Schokolade. Nicht als fertig umsetzbare Ideen sondern zur Inspiration sind diese Entwürfe gedacht. Am Ende der länderübergreifenden Kooperation sollen dann drei bis vier gestaltete Entwürfe stehen, die Terravita angeboten werden. Jetzt wurden einstweilen die Kür-Entwürfe gezeigt. Sehr phantasievoll, die Ideen, aber doch eher nur Phantasien. Da gibt es etwa ein „Chocollier“ von Pia Fechtner, eine Halskette mit Schokoeinsätzen, „zum Verspeisen mit einer ganz besonderen Person“. Steffen Schellenberger hatte die Idee, die Schokolade auch als Kommunikationsmittel zu benutzen. Bei „Gruß au Chocolat“ lässt sich mit einem essbaren Stift eine Nachricht in weißer Schrift auf die süßen Tafeln schreiben. Ähnlich innovativ die „Schokowoche“ von Marco Schötzel, mit verschiedenen Geschmacksrichtungen für gute und schlechte Tage. Am nächsten an der Praxis schließlich „Schtocki“ von Katalina Weiß, ein Eishölzchen mit Schokoladenkopf, der in heißer Milch zu „Heißer Schokolade“ wird. Interessiert und inspiriert nahmen die Terravita-Vertreter die Ideen auf. Nun machen sich die Studierenden an die Arbeit, im kommenden Semester sollen umsetzbare Verpackungs- und Kommunikationsentwürfe, sowie eine Marketingstrategie entwickelt werden. Sollten die Ideen in Polen Anklang finden, wird die FH als eine der ersten Potsdamer Institutionen konkrete Ergebnisse im Zuge der EU-Osterweiterung vorlegen.

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