Innovation aus Potsdam: Das Kinoerlebnis zum Mit-nach-Hause-nehmen

James Bond fährt in einem silbergrauen Aston Martin DB 5 über die Leinwand und checkt in einem prunkvollen Hotel ein. Doch was ist das für ein Auto? Und wo steht das Hotel? Filmhelden näherzukommen, mehr zu erfahren und weitere Anregungen zu erhalten, das ist die Aufgabe, die sich das Potsdamer Start-up cEntertain.me gestellt hat. Bisher müssen sich Filmfreunde die Informationen im Internet mühsam selbst suchen. Damit soll Schluss sein. cEntertain.me will alles aus einer Hand anbieten.

Am heutigen Mittwoch geht die Firma aus der Babelsberger Medienstadt mit ihrer Webseite www.centertain.me zu einer Testphase an den Start. Ab Oktober soll das Angebot dann frei zugänglich sein. Die Begeisterung ist Firmengünderin Anna Voth anzumerken. „Wir wollen, dass man sein Kinoerlebnis zu Hause verlängern kann“, sagt sie. Die Wochen vor dem endgültigen Start seien spannend.

Was jetzt schon zu sehen ist, macht neugierig: Die Internetseite stellt die Trailer zu bevorstehenden Filmstarts in den deutschen Kinos vor. „Etwa sieben neue Filme sollen es Woche für Woche sein. Wir wählen aus dem Angebot das aus, was wir für interessant halten“, so Voth. Das Design der Seite mutet ruhig und übersichtlich an. Es dominieren Grüntöne vor schwarzem Hintergrund. Es sieht aus, als blickt man auf die Leinwand in einem abgedunkelten Kinosaal. Nach rechts und links kann sich der Nutzer durch das Menü klicken. Hat man sich einen Trailer angeschaut, bietet die Seite ergänzende Hintergrundinformationen. Dazu zählen relevante Infos zu den Schauspielern, Regisseuren und den Drehorten der Filme. „Damit wollen wir weiter in die Filmwelt hineinführen“, sagt Voth. Die meisten Informationen stehen heute schon zur Verfügung, doch sie zu finden ist selbst mithilfe von Suchmaschinen bisweilen langwierig. „cEntertain.me soll das alles aus einer Hand anbieten“, erklärt Voth.

Doch im reinen Infoangebot soll sich das Angebot nicht erschöpfen. „Bei uns kann man alles rund um die Welt des Films erkunden“, sagt Voth. Dazu gehöre die Musik aus dem Film oder auch Produkte, die im Film vorkommen. Voth klickt auf den Trailer zum Film „Jurassic Park 3D“. Ein Beispiel seien die Hüte, die die Dinojäger tragen. Wer auch so einen Hut haben will, könne auf cEntertain.me erfahren, um was für Hüte es sich handelt und wo er sie bekommen kann. Auch der Link zum passenden Verkäufer wird bereitgestellt. Gibt es zum Film eine Buchvorlage oder ein Computerspiel, findet der Nutzer auch hier das dazugehörige Angebot aus einem Onlineshop.

Dahinter steckt auch die Geschäftsidee der Internetseite: Die Nutzung selbst ist kostenfrei. „Es wird auch keine lästige Bannerwerbung auf der Seite geben“, so Voth. An den Klicks zu den Anbietern von Musik, Büchern, Spielen oder Produkten verdient Centertain mit. Ähnlich ist es bei der Frage nach dem Hotel, in dem Filmagent James Bond abgestiegen ist. Die könnte am Ende in der Buchung einer Reise an den Drehort münden.

Der zweite Aspekt bei cEntertain bleibt etwas näher beim eigentlichen Film. Zum Angebot gehört auch ein redaktionell betreutes Filmempfehlungssystem. Wer sich auf der Seite einen Filmtrailer anschaut, bekommt dazu passende Filme vorgeschlagen. Dabei sollen die Empfehlungen über simple Schlagwortverbindungen wie Schauspieler- oder Regisseursnamen hinausgehen. „Wir versuchen, um die Ecke zu denken“, so Voth. Wie das genau funktionieren soll, ist das Geheimnis hinter cEntertain. „Film ist mehr als die Geschichte, die erzählt wird“, so die Firmengründerin. Hilfreich sei auf jeden Fall die Zusammensetzung des Redaktionsteams. Das bestehe aus Journalisten, Bloggern, Autoren und anderen filmaffinen Menschen.

Wem die Empfehlung von cEntertain gefällt, der erhält auch gleich den Link zur passenden Video-on-Demand-Plattform. Das Stöbern durch die Suchmasken verschiedener Anbieter entfalle so. „Die verschiedenen Anbieter haben meist nur einen bestimmten Filmbestand. Außerdem muss man ja den Namen des Films kennen, um zu suchen“, sagt Voth. Diese Arbeit will cEntertain.me dem Nutzer abnehmen. Der Service soll nicht nur die Nutzer erfreuen, sondern auch Kunden zu den Videoportalen bringen. Langfristig soll das gleiche Prinzip auch auf die Kinos direkt angewendet werden. Außerdem soll noch ein Community-Bereich dazukommen, in dem über Filme diskutiert werden kann.

Bis zum sogenanten Softlaunch am heutigen Mittwoch hat das Projekt drei Jahre Vorlauf gebraucht. „Für jede Idee braucht es auch den richtigen Zeitpunkt“, so Voth. In diesen Wochen hat die Firma in der August-Bebel-Straße ihr Unternehmensjubiläum. „Wir waren von Anfang an ein Potsdamer Unternehmen und haben uns auch bewusst dafür entschieden“, sagt Voth, die selbst in Berlin lebt. Anders als in der quirligen Metropole habe man hier die Möglichkeit gehabt, die Idee langfristig zu entwickeln. „Es war uns auch ganz recht, dass wir etwas unter dem Radar bleiben konnten, bis unser Produkt so weit war, dass wir es vorzeigen können“, erklärt die 49-Jährige. Sie selbst ist dem Kino schon lange eng verbunden und hat als Journalistin viele Jahre für ARD und RBB in Potsdam gearbeitet. Dabei habe sie auch immer Interesse für die Entwicklung von Technologie und die Computerwelt gehabt. Das Unternehmen sei mittlerweile aus der eigentlichen Start-up-Phase herausgewachsen. Risikokapital habe man nicht eingeworben, sondern eigenes Geld investiert. Zuletzt wurde die Firma mit einer Bürgschaft von der Bürgschaftsbank Brandenburg unterstützt. 20 Mitarbeiter sind für die Babelsberger Firma tätig. „Wenn das Angebot angenommen wird, können es schnell mehr werden“, sagt sie.

Doch nun stehen der Mutter von vier Kindern erst mal spannende Tage bevor. „Wir müssen den Beweis antreten, dass wir mit dem Angebot auch den Nerv des Publikums treffen“, sagt Voth.

20 exklusive Zugangscodes für Centertain gibt es für PNN-Leser unter presse@centertain.me