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Stiftung, gemeinnützige GmbH oder Verbleib bei der Stadt? Das ist hier die Frage. Im Alten Rathaus residiert künftig das Potsdam-Museum, unklar ist, unter welcher Trägerschaft dies geschehen soll. Dazu beginnen jetzt die Diskussionen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Das Potsdam-Museum, eine gemeinnützige GmbH?

Experte Rupert Graf Strachwitz stellte Empfehlungen im Kulturausschuss vor: Stiftung von Stadt und Land für Lindenstraße 54

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Innenstadt - Träger des Potsdam-Museums sollte eine gemeinnützige GmbH sein. So lautet die Empfehlung des Experten Rupert Graf Strachwitz vom Berliner Maecenata-Institut, der im Auftrag der Stadt Potsdam die Möglichkeiten einer Ausgliederung des Potsdam-Museums, des Naturkunde-Museums und der Gedenkstätte Lindenstraße 54 aus der Stadtverwaltung untersuchte. Am Dienstagabend stellte er seine Empfehlungen im Kulturausschuss vor. Für die Lindenstraße 54, die ab diesem Jahr von der Stadt Potsdam und vom Land Brandenburg finanziert wird, schlägt Graf Strachwitz die Gründung einer Stiftung vor, möglich sei auch die Eingliederung in die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Wie der Büroleiter des Oberbürgermeisters, Dieter Jetschmanegg (SPD), informierte, wolle das Land Brandenburg im Gegenzug für sein finanzielles Engagement eine Trägerschaft, die dem Land Mitspracherechte eröffne. Länder könnten „nur schwer Gesellschafter einer gemeinnützige GmbH werden“, sagte Graf Strachwitz, daher der Vorschlag, für die Lindenstraße 54 eine Stiftung zu gründen.

Graf Strachwitz erklärte, die langfristige „Ideallösung“ für das Potsdam-Museum wäre sicher auch eine Stiftung. „Aber mir scheinen die materiellen Voraussetzungen zu fehlen.“ Graf Strachwitz: „Das Barkapital, wo soll man das hernehmen?“ Ein Stiftungskapital von 50 000 Euro, wie unter Stadtverordneten diskutiert, werde der brandenburgischen Stiftungsaufsicht nicht ausreichen, so der Fachmann. Brandenburgs Stiftungsaufsicht prüfe die Lebensfähigkeit von Stiftungen sehr genau und sei diesbezüglich nicht als liberal bekannt. „Das wird hart“, prophezeite Graf Strachwitz. Das Alte Rathaus als Sitz des Potsdam-Museums oder deren Bestände in eine Stiftung zu überführen, werde die Kommunalaufsicht nicht erlauben.

Eine Stiftung war auch deshalb für das Potsdam-Museum favorisiert worden, um das Engagement von Mäzenen möglich zu machen. Dazu erklärte Graf Strachwitz, bei Zustiftungen können private Mittelgeber einmal in zehn Jahren eine Million Euro von der Steuer absetzen. Bei Museen würde oft mit teuren Exponaten zugestiftet. „Taucht in Potsdam ein Rubens-Gemälde auf dem Dachboden auf, kann dafür gesondert eine Stiftung gegründet werden“, erklärte der Stiftungsexperte, der darüber informierte, dass auch gemeinnützige GmbHs Spenden-Quittungen ausstellen dürfen.

Der Vorsitzende des Fördervereins für das Potsdam-Museum, Markus Wicke, erklärte, er könne sich mit einer gemeinnützigen GmbH „nicht so gut anfreunden“. Eine Stiftung sei besser für die Außendarstellung des Museums. Der von Graf Strachwitz genannte Nachteil einer Stiftung, wonach diese nur schwer wieder aufzulösen sei, stelle für ihn ein Vorteil dar. Er wolle das Potsdam-Museum mit seinen Sammlungen und dem Alten Rathaus als Sitz „für 100 Jahren gesichert sehen“. Wicke: „Ich möchte nicht, dass eine gemeinnützige GmbH pleitegeht.“ Ferner sprach sich Wicke dafür aus, Potsdam-Museum und Lindenstraße 54 unter einem Dach zu belassen. Dazu erklärte Graf Strachwitz, das sei schon deshalb schwierig, weil die Stadt Potsdam beim Museum der Alleinbestimmer sein wolle, bei der Gedenkstätte die Stadt und das Land aber künftig gemeinsam das Sagen haben werden. Und auch das formulierte der Experte: Unter einem Dach würden die Mitarbeiter des Museums und der Gedenkstätte weiter „den größten Teil ihrer Zeit damit verbringen, ihre Konflikte zu lösen“. Es sei wichtig, „beiden Einrichtungen einen Aufbruch zu ermöglichen“.

Streitpotenzial liefert der Vorschlag Graf Strachwitz’, das kleine Naturkundemuseum könnte doch vom Potsdam-Museum „Huckepack“ genommen werden, also in einer gemeinnützigen GmbH zusammengeführt werden.

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