Landeshauptstadt: Das Problem mit der Frau
Unter dem Motto „Wir sind der Fußball“ kickten zehn Mannschaften für Toleranz in der Schinkelhalle
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Das Fazit ist eindeutig: „Wir brauchen eine Frau!“. Björn Steinberg klingt resigniert, wenn er das sagt. Der Sozialarbeiter des Asylbewerberheims im Lerchensteig sieht besorgt aus: Drei Stunden lang hat er seine Schützlinge, die Spieler der Mannschaften „Schwarz-Weiß Lerchensteig“ und „Rot-Weiß Lerchensteig“, am Mittwoch Abend vom Spielfeldrand aus begleitet – die Kamera immer dicht am Netz. Die besten Bilder will er später auf CD brennen, erklärt er. Aber das mit der Frau ist wirklich ein Problem: „Es gibt keine bei uns,“ sagt Steinberg verzweifelt. Jedenfalls keine, die Lust auf Fußball hat und nicht gerade schwanger ist, schränkt er auf Nachfrage ein.
Auch wenn Conny Pohlers, noch Turbine-Spielerin, am Mittwoch den Anstoß zum Integrations-Turnier unter dem Motto „Wir sind der Fußball“ gibt – Frauen bleiben an diesem Abend Mangelware. Bei zehn teilnehmenden Mannschaften gibt es nur eine Spielerin – die 23-jährige Nastassia im „Risiko Team“.
Die Schinkelhalle ist für den Wettkampf zur Sporthalle geworden: Ein ungewöhnlicher Anblick. Zwei zehn mal 15 Meter große „Courts“ haben die Techniker dort errichtet. Es gehe allerdings nicht nur um Sport, erklärt Jörg Schneider vom Projekt „Integration durch Sport“, der die Veranstaltung zusammen mit der Stadtsportjugend und dem Veranstaltungshaus Waschhaus zum zweiten Mal organisiert. Der Fokus liege auf den Migranten.
Die spielen immerhin in der Hälfte der zehn Teams mit: So die russischsprachigen Jugendlichen von „Dynamo 1“ und „Dynamo 2“, die mit Streetworker Waldemar Jungbluth vom Projekt „Wildwuchs“ trainieren. Oder eben die afrikanischen Spieler der Lerchensteig-Teams.
Für die Lerchensteiger ist es das zweite Straßenfußball-Turnier überhaupt – nach dem LBS-Cup auf dem Luisenplatz am vergangenen Freitag, erklärt Steinberg. Gemessen daran kann sich das Ergebnis – die Plätze drei und vier – sehen lassen.
Mit einer Frau im Team allerdings hätten daraus locker die Spitzenplätze werden können: Denn die Straßenfußball-Regeln besagen, dass jede Mannschaft pro Spiel einen „Fair-Play-Punkt“ bekommt, wenn eine Frau mitspielt. Außerdem zählt jedes von einer Frau geschossene Tor doppelt.
Dass das „Risiko Team“ um Nastassia den Preis für die meisten Fair-Play- Punkte gewinnt, war also vorprogrammiert. Konzertkarten für den Auftritt der „Sportfreunde Stiller“ im Waschhaus gab es für die siebenköpfige Mannschaft. Beim Kampf um den Pokal, den Potsdams Ausländerbeauftragte Magdolna Grassnik stiftete, landete sie allerdings nur auf Platz zwei: Sieger wurde „Dynamo 1“ – ohne Frauen.
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