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Links und rechts der Langen Brücke: Das Schloss ist endlich offen

Sabine Schicketanz über die neue Strategie der Potsdamer Schloss-Bauer

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Acht Monate sind seit dem ersten Spatenstich für den neuen Brandenburger Landtag in der Potsdamer Mitte vergangen. Acht Monate, in denen der Bauherr und sein Auftragnehmer eine Menge Akzeptanz verspielt haben: Mit sehr zurückhaltender, wenn nicht gar abwehrender Öffentlichkeitsarbeit, mit einer in weiten Teilen abgeriegelten Baustelle, mit diffusen Auseinandersetzungen um Baugenehmigungen, Bodendenkmale, archäologische Grabungen und vielem mehr. Dazu die wochenlangen Spekulationen um das Fortunaportal, offensichtliche Risse, ein mögliches Absacken des Fundaments – und keinerlei öffentlicher Erklärung aus eigenem Antrieb dazu.

Die Botschaft kam an: Offensichtlich will mit diesem Landtagsschloss, vorher als wichtigster Bau Potsdams, als Rückgewinnung des Herzens der Stadt bezeichnet, niemand etwas zu tun haben. Weder das Finanzministerium, noch das Landtagspräsidium, noch der Bauträger und künftige Betreiber, die Bam Deutschland.

Was die Gründe waren für diese Haltung? Vielleicht handelte es sich tatsächlich um einen schwer beweglichen Behördenapparat (Finanzministerium) und um naive Bauleute (Bam), die zwar im Interesse der Sache arbeiteten, sich des öffentlichen Interesses aber nicht bewusst gewesen sein wollten. Anderseits wirkt dieser Erklärungsversuch selbst ein wenig naiv: Seit mehr als einem Jahrzehnt wird in Potsdam, in Brandenburg über den Landtagsneubau, den Schloss-Wiederaufbau, gestritten. Der Disput ist im öffentlichen Gedächtnis verankert, das Für und Wider sowohl der Politik in Stadt und Land, als auch das der Bürger. Mancher meint noch heute, das, was jetzt auf dem Alten Markt geschieht, werde vor allem in den brandenburgischen Weiten, aber auch in der Landeshauptstadt ein Akzeptanzproblem haben.

Die Ausgangslage am Alten Markt muss den Akteuren, dem Finanzministerium und der Bam Deutschland AG, die den Landtagsbau in Schlossgestalt auch 30 Jahre betreiben wird, bekannt gewesen sein. Umso bedauerlicher, dass beide sich erst jetzt entschließen konnten, offensiv in die Öffentlichkeit zu gehen und dies – immerhin – nun spät, aber nicht zu spät auch für die weitere Bauzeit des Landtags zuzusagen. An dieser Zusage werden die Schloss-Bauer von nun an gemessen werden – von in Potsdam ohnehin in Sachen Knobelsdorff aufmerksamen, engagierten Bürgern, die jede Regung auf der Baustelle verfolgen.

Dazu muss beachtet werden: Deutschlandweit haben die Bürger der Politik selten klarer als jetzt zu verstehen gegeben, dass sie keinerlei Alleingänge dulden. „Stuttgart 21“ ist längst zum allerorten verstanden Schlagwort geworden, der Bürgerwille ist in aller Munde und gewinnt an Macht: In der Region seien beispielhaft die Flugrouten-Proteste genannt, der gerade abgesagte Ausbau der Kleinmachnower Schleuse, den Bürger schon seit Jahren ablehnen, aber auch die Positionierung zahlreicher Potsdamer gegen die bisherigen Pläne für das Drewitz-Center.

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