
© Thomas
DDR-Kunst am Bau: Das schwebende Paar vom Stern
Karl Raetschs Wandbild am Keplerplatz ist restauriert worden. Jetzt ist es wieder am Haus des Kindertreffs am Stern zu sehen. Zur Einweihung kam auch die Witwe des Künstlers
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Was für eine Symbolik. Mann und Frau schweben durchs All, in biblischer Nacktheit. Sie wendet sich noch dem Planeten Erde zu, eine Welt bedeckt mit historischen Ansichten und Symbolen von DDR-Architektur, Türmen, Häuserfronten, aber auch Szenen aus berühmten Museen wie das Ischtartor des Berliner Pergamonmuseums. Die ausgestreckte Hand des Mannes indes zeigt zur Sonne. „Schwebendes Paar“ nannte der Potsdamer Künstler Karl Raetsch das Wandbild, das er 1980 für das damals entstehende Wohngebiet Am Stern schuf und das am Keplerplatz seinen Platz fand. Nun wurde das Bild im Auftrag der Stadt restauriert – und ist seit Donnerstag wieder an Ort und Stelle zu besichtigen.
„Das ist ein Tag der Freude“, sagte die Witwe des Künstlers, Barbara Raetsch, zur Einweihung. Denn fast wäre das DDR-Kunstwerk dem Verfall preisgegeben worden, gestand Kulturamtsleiterin Birgit Katherine Seemann. Doch 2008 sprach sich der Kulturausschuss für die Rettung aus, ein Umdenken in Sachen DDR-Kunst hatte begonnen. 25 000 Euro zahlte der Kommunale Immobilienservice für die Arbeiten, die von der Firma Baudenkmalpflege Roland Schulze ausgeführt wurden.
Das Wandbild besteht aus 88 Metallplatten, die mosaikartig eine Fläche von 40 Quadratmetern, etwa 3,5 mal 14 Meter, bedecken – die Giebelwand des Flachbaus, in dem der Kindertreff am Stern untergebracht ist. Mit Emaille waren die Platten farbig gestaltet. Doch mit den Jahren litt das Wandbild, vor allem Fußtritte und Fußbälle setzten ihm zu. Weil sich hinter den Platten ein Hohlraum befand, waren viele Platten eingedrückt, hatten Dellen. Zwei Platten fehlten komplett.
Firma Schulze begann Anfang September mit dem Abbau des Bildes, die Platten wurden nummeriert und kartografiert, unter Wärmeeinwirkung gerichtet, vorsichtig, um die Emailleschicht nicht zu beschädigen. Dann wurde der Giebel saniert, der Hohlraum isoliert und somit geschlossen. Auch der Sockel – einst witterungsanfälliges Holz – wurde neu gestaltet, aus Edelstahl. Die beiden fehlenden Platten wurden mit ähnlich gestalteten ersetzt.
Auch die Anwohner nahmen das sanierte Bild am Donnerstag zur Kenntnis. Fast täglich ist Markttag, an dem Bild kommt keiner vorbei. „Schön, dass es wieder da ist“, sagte ein Mann am Fischwagen. „Ist besser als die kahle Fläche.“ Nun allerdings müsse man aufpassen, dass es nicht wieder beschädigt wird. Auch die unmittelbaren Nachbarn, Marlene und Dieter Scharlock aus dem sechsten Stock, wollen das Werk im Blick behalten. „Wenn da jemand Unsinn macht, rufe ich aus dem Fenster“, sagte die Anwohnerin. Seit mehr als 30 Jahren wohnt sie am Keplerplatz, an das Bild sind sie gewöhnt. Auch die Scharlocks hatten, wie andere Anwohner, an die Stadtverwaltung geschrieben, um auf den schlechten Zustand des Bildes aufmerksam zu machen.
„Wir brauchen solche Hinweise“, sagte Bianca Peetz-Mühlstein vom Kulturamt. Dort und auf der Internetseite www.maerker.brandenburg.de können sich Bürger melden. Vor einigen Jahren übernahm Firma Schulze im Auftrag der Stadt Pflege und Wartung der Kunstwerke im öffentlichen Raum. Steffi Pyanoe
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