Landeshauptstadt: Das Super-Gedenkjahr
Mauerfall, Weltkrieg, Hitler-Attentat: Zur Erinnerung plant die Stadt Dutzende Veranstaltungen
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Es handelt sich um sensible Termine: Die Stadtverwaltung plant zentrale Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren, zum 70. Jahrestag des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, zum Mauerfall 1989 und zum Abzug der russischen Armee aus Potsdam vor 20 Jahren. Daneben wird erstmals an den Tod des Potsdamer Freiheitskämpfers Max Dortu vor 165 Jahren gedacht, wie die Stadt auf PNN-Anfrage bestätigte. Ein Überblick über die Pläne für 2014.
165 Jahre Max-Dortu-Todestag
Der Potsdamer Revolutionär Max Dortu wurde am 31. Juli 1849 standrechtlich erschossen – rund einem Monat vor dem 165. Todestag veranstaltet die Stadt erstmals ein Gedenken für den radikalen Demokraten. So sollen am 27. Juni – noch vor den Sommerferien – unter dem Motto „Max Dortu und Potsdam. Erinnern gestern – heute – morgen“ Schülerarbeiten zum Thema in der Max-Dortu-Grundschule vorgestellt werden. Ab 19 Uhr ist ferner eine Podiumsdiskussion „Erinnert sich Potsdam an Max Dortu?“ geplant, bei der Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und diverse Experten teilnehmen. Der bislang passive Umgang der Stadt mit dem Dortu-Gedenken hatte in den vergangenen Jahren mehrfach für Kritik gesorgt.
100 Jahre Erster Weltkrieg
Umfangreich fallen die Gedenkveranstaltungen zum Beginn des Ersten Weltkriegs aus – am 31. Juli 1914 hatte der deutsche Kaiser Wilhelm II. im Neuen Palais die Kriegserklärung gegen die Entente-Mächte unterzeichnet. So ist am 22. Mai die Buchvorstellung „1914 - Die Schlafwandler“ mit dem renommierten Historiker Christopher Clark geplant. Das Potsdam Museum am Alten Markt organisiert eine Ausstellung „Zu Hause im Krieg – Im Krieg zu Hause. Potsdam und der Erste Weltkrieg“, die am 5. Juni um 18 Uhr eröffnet wird. Während der Ausstellung findet am 19. Juni eine Diskussion zum Thema „Der Erste Weltkrieg als Medienereignis“ statt – und am 31. Juli eine Veranstaltung zur Rolle Potsdams zwischen 1914 und 1918. Am 2. Juli eröffnet ferner die Schlösserstiftung eine Ausstellung „Wegmarken der Geschichte: Der 31. Juli 1914“ im Neuen Palais. Ebenso sind von Ende August bis Mitte Oktober Lesungen und eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in der Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum Am Kanal geplant. In dieser Zeit bereitet auch die Stiftung Garnisonkirche unter der Überschrift „100 Jahre Wahn & Sinn“ diverse Leseabende vor. Am 27. Oktober findet schließlich ab 19 Uhr – zum Unesco-Welttag des audiovisuellen Erbes – ein Abend zum Ersten Weltkrieg im Film statt. Ort ist das nach der Sanierung wiedereröffnete Filmmuseum in der Breiten Straße.
70 Jahre Hitlerattentat
Im Umfeld des Gedenkens zum 20. Juli 1944 findet am 17. Juli ein Salongespräch mit Oberbürgermeister Jakobs statt, bei dem es um die Rolle des Stadthauses im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat geht. Vier Tage später wird am 21. Juli – anlässlich des Todes des Generalmajors und Potsdamer Mitverschwörers Henning von Tresckow – eine Veranstaltung der Stadt mit der Bundeswehr stattfinden. Geplant sind eine Andacht in der Kirche in Bornstedt sowie eine Kranzniederlegung im Bundeswehrstützpunkt Geltow. Zu Tresckow soll es auch eine Ausstellung im Gebäude des Ministeriums für Infrastruktur in der Henning-von-Tresckow-Straße geben. Zum Widerstand gegen das Nazi-Regime wird am 12. August in der Friedenskirche am Park Sanssouci eine Ausstellung eröffnet: „Die Gründung der Bekennenden Kirche in Potsdam“. Im Oktober sollen weitere Stolpersteine verlegt werden, die an in der NS-Zeit getötete Juden aus Potsdam erinnern.
25 Jahre Mauerfall
Das Gedenken an den Fall der Mauer 1989 beginnt bereits am 7. Mai – mit einer Diskussion „Kirche und Politik. 25 Jahre nach dem Mauerfall“, an der Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck und weitere Zeitzeugen teilnehmen. Zwischen dem 25. Juli und dem 30. November veranstaltet die Schlösserstiftung im Neuen Garten eine Open-Air-Ausstellung, bei der die teilungsbedingten Zerstörungen des Unesco-Welterbes in Potsdam gezeigt werden. Das Potsdam Museum widmet sich dem Mauerfall mit einer Kunstaustellung ab dem 6. September: Gezeigt werden Werke von Potsdamer und Ostberliner Künstlern. Im November geht es dann Schlag auf Schlag: Am 4. November wird zunächst mit einer Diskussion in der Babelsberger Friedrichkirche an die friedliche Revolution erinnert. Dort findet am 9. November auch ein Gedenkgottesdienst mit Generalsuperintendentin Heilgard Asmus statt. Ebenso sind an dem Tag Veranstaltungen in Klein Glienicke und in der Villa Schöningen an der Glienicker Brücke geplant – und ein Filmabend unter freiem Himmel am Grenzturm in der Bertinistraße. Daneben wird an dem Tag auch eine Gedenkstunde zu den Reichspogromen am Standort der ehemaligen Synagoge am Platz der Einheit stattfinden. Am 10. November soll dazu an die Wiedereröffnung der Glienicker Brücke erinnert werden. Zudem planen Berlin-Spandau und Potsdam gemeinsam, ab November die verbliebenen Mauersegmente am Groß Glienicker See wieder herzurichten. Zudem plant die Schlösserstiftung bis in den Oktober hinein Sonderführungen zum Mauerfall. Auch zum Bau der Mauer am 13. August 1961 wird es eine Gedenkveranstaltung geben.
20 Jahre Abzug der russischen Armee
Zum 20. Jahrestag des Abzugs der russischen Streitkräfte aus dem ehemaligen „Militärstädtchen Nr. 7“ in der Nauener Vorstadt soll wie berichtet am 15. August ein Geschichtspfad eröffnet werden.
Weitere Termine
Zur „Nacht von Potsdam“, also der Bombardierung der Stadt 1945, ist am 14. April ab 18 Uhr eine Gedenkandacht in der temporären Kapelle der Garnisonkirche vorgesehen. Am 10. Mai soll mit einer Lesung an die Bücherverbrennung 1933 erinnert werden. Eine besondere Idee hat die Volkshochschule im Bildungsforum Am Kanal: Am 11. September ist ein Workshop „Ich erinnere mich an “ geplant: Dabei sollen persönliche und politische Erinnerungen digitalisiert und mit Familienmitgliedern und Freunden geteilt werden.
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