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Sport: David gegen Goliath

In der Weltliga treffen in Vitalius Subacius und Satula Abdulai erstmals zwei Babelsberger Boxer aufeinander

Stand:

In den vergangenen Nächten fand Satula Abdulai nur wenig Schlaf. Und das wird sich bis zum Samstag wohl auch kaum ändern. Denn wenn der 22-Jährige an seinen bevorstehenden Kampf denkt, tut er dies mit keinem guten Gefühl. Seit vier Jahren boxt er in der Bundesliga für den SV Motor Babelsberg, macht dies außerordentlich erfolgreich und wurde deshalb vom Deutschen Boxsportverband (DBV) kurzfristig in die World Series of Boxing (WSB), die sogenannte Weltliga, berufen.

Nachdem am vergangenen Samstag Motors Superschwergewicht Eric Brechlin eine Niederlage einstecken musste, absolviert die deutsche Mannschaft am Samstag in Göppingen ihren nunmehr vierten Heimkampf. Gegner ist das italienische Team „Dolce & Gabbana Italia Thunder“ und Abdulai muss ausgerechnet gegen seinen Mannschaftskollegen Vitalius Subacius in den Ring steigen. Die Mailänder waren schon seit geraumer Zeit an dem Schwergewicht interessiert – der mehrfache litauische Meister lehnte jedoch immer ab und gab den Babelsbergern den Vorrang. Nachdem er seinen Stammplatz jedoch zugunsten von Emir Ahmatovic aufgeben musste, ist er nun sehr froh, dass das Angebot der Italiener noch steht. Und es ist kein wahrlich kein schlechtes. Für den Fight in Göppingen kassiert der 34-Jährige 5000 Dollar plus Spesen. Zum Vergleich: Für einen Bundesligaauftritt im Toyota-Autohaus bekommt Subacius 800 Euro, muss davon aber auch seinen Trainer, die Unterkunft und Weiteres bezahlen.

Finanzieller Neid beschäftigt Satula Abdulai allerdings nicht. Der Babelsberger Mannschaftskapitän, der eigentlich in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm zu Hause ist, muss auf Anordnung des DBV diesmal in der Klasse bis 85 kg antreten. Über die Höhe seiner Aufwendung äußert sich der DBV nicht. „Ich werde wohl den gesamten Freitag über nur essen und trinken“, sagt der 75-Kilo-Mann, der mindestens 80,1 kg auf die Waage bringen muss, um antreten zu dürfen. „Letztlich gehts in diesem Kampf nur ums Überleben. Vitalius ist mir körperlich völlig überlegen. Aber ich bin eben DBV-Kader und muss mich auf diesen Kampf einlassen.“

Subacius hingegen ist sich seiner Favoritenrolle selbstverständlich bewusst und auf keinen Fall froh über diese Konstellation. „Es ist kein schönes Gefühl, gegen einen Mannschaftskameraden zu boxen“, sagt der Hüne aus Litauen. „Es ist aber ein Kampf, und bei dem kann ich mich nicht zurücknehmen. Verletzen möchte ich Satula aber auf keinen Fall.“

In der Gruppe B der WSB boxen neben Deutschland und Italien auch die Mannschaften aus Kasachstan, Großbritannien, der Ukraine und der USA. Die Italiener als derzeit Zweitplatzierter dürften gegen die fünftplatzierten und vor den USA somit auf dem vorletzten Tabellenplatz stehenden Deutschen durchaus als Favorit ins Rennen gehen.

Egal, wie der Kampf auch ausgehen wird: Für Motor Babelsberg ist die unerwartete Nominierung Satula Abdulais ein herber Verlust. „Wir werden den Rest der Saison ohne ihn auskommen müssen, das ist auf keinen Fall zu kompensieren“, sagt Motor-Manager Ralph Mantau, der mit seinem Team zurzeit hinter dem mehrfachen Deutschen Meister Velberter BC auf dem zweiten Tabellenplatz steht. „Mit Josef Attanjaoui haben wir zwar eine Alternative, dennoch schwächt uns das Ganze sehr.“ Sollten Krankheit oder Verletzung eintreten, sei die Bundesliga nur sehr schwer abzusichern. Und Mantau weiß auch: „Sollte Vitalius am Samstag einmal richtig treffen, fliegt Satula aus dem Ring. Vitalius hat schließlich schon mehrere Boxer mit mehr als hundert Kilogramm bezwungen. Der sportliche Gedanke wird mit dieser Aktion des DBV auf keinen Fall gefördert.“ Henner Mallwitz

Henner Mallwitz

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