Landeshauptstadt: DDR-Sportler auf der Flucht Zwei neue Ausstellungen im Landtagsschloss
Ihr Auftrag war es, Goldmedaillen für den Sozialismus zu erringen, mit ihrer Schnelligkeit oder ihrer Geschicklichkeit sollten sie auf internationalem Parkett die Überlegenheit des SED-Staates demonstrieren – die Spitzensportler der DDR. Doch einige wandten sich ab, begingen teils sogar Republikflucht und wurden in den Augen des DDR-Regimes zu Verrätern.
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Ihr Auftrag war es, Goldmedaillen für den Sozialismus zu erringen, mit ihrer Schnelligkeit oder ihrer Geschicklichkeit sollten sie auf internationalem Parkett die Überlegenheit des SED-Staates demonstrieren – die Spitzensportler der DDR. Doch einige wandten sich ab, begingen teils sogar Republikflucht und wurden in den Augen des DDR-Regimes zu Verrätern. 15 solcher Einzelschicksale widmet sich ab Mittwoch eine Ausstellung im Foyer des neuen Brandenburger Landtags. Zur Eröffnung am morgigen Dienstagabend wird auch der Zeitzeuge Wolfgang Thüne, der früher für den ASK Vorwärts Potsdam turnte und 1975 floh, erwartet.
DDR-Spitzensportler waren immer auch „Diplomaten im Trainingsanzug“ für die DDR. Vor allem mit dem Mauerbau 1961 nahm die propagandistische Vereinnahmung deutlich zu, gleichzeitig wuchs der Druck auf die Athleten, Höchstleistungen zu bringen. So wird Wolfgang Thüne mit dem Satz zitiert: „Nach meiner Niedelage gegen den Klassenfeind Bundesrepublik wurde das Training immer risikoreicher. Ich hätte mir zweimal fast das Genick gebrochen. Das war mir die Sache nicht wert.“ „Abtrünnige“ wie er wurden von der Stasi in einem sogenannten „Zentralen Operativen Vorgang“ (ZOV) erfasst und auch im Westen ausspioniert und „zersetzt“. Ihre Angehörigen wurden bedroht und sozial isoliert. Daher der Titel der Ausstellung: „ZOV Sportverräter“.
Eröffnet wird die Ausstellung, die bis 30. Mai zu sehen ist, am morgigen Dienstagabend mit einer hochkarätig besetzten Veranstaltung. Nach Grußworten von Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und der Brandenburger Stasi-Beauftragten Ulrike Poppe halten die Kuratoren der Ausstellung, Jutta Braun und René Wiese, einen Vortrag zum Thema „Republikflucht im DDR-Sport“. Anschließend folgt ein Zeitzeugengespräch mit dem Sportler Wolfgang Thüne und dem Fluchthelfer und heutigen CDU-Bundestagsabgeordneten Eberhard Gigener. Moderiert wird die Veranstaltung von Robert Ide, Chef der Lokalredaktion beim Berliner Tagesspiegel.
Ebenfalls ab Mittwoch gastiert die Ausstellung „Der erste Riss im Eisernen Vorhang“ auf den Fluren der CDU-Fraktion im Landtag. Sie widmet sich dem sogenannten paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 im ungarischen Sopron. Die Friedensdemonstration mit einer symbolischen kurzzeitigen Öffnung der östereichisch-ungarischen Grenze nutzten damals Hunderte DDR-Bürger zur Flucht. Die Schau ist bis zum 8. Mai wochentags von 9 bis 18 Uhr zu besichtigen. Für einen einfachen Einlass ins Gebäude bittet die CDU-Fraktion um eine Anmeldung vorab unter anmeldung@cdu-fraktion.brandenburg.de oder per Telefon: (0331) 966 1452. PNN
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