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Landeshauptstadt: Debatte um Garnisonkirche geht weiter Heilig-Kreuz-Pfarrer meldet sich zu Wort

Innenstadt - Die Debatte um den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist um einen Vorschlag reicher. Er kommt von Martin Kwaschik, dem langjährigen Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde, die Rechtsnachfolgerin der Gemeinde der 1968 gesprengten Garnisonkirche.

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Innenstadt - Die Debatte um den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist um einen Vorschlag reicher. Er kommt von Martin Kwaschik, dem langjährigen Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde, die Rechtsnachfolgerin der Gemeinde der 1968 gesprengten Garnisonkirche. „Man sollte nur den Turm der Kirche originalgetreu wiederaufbauen, für das Schiff des Gotteshauses aber zum Beispiel eine Glas-Stahl-Konstruktion entwerfen“, sagte der 62-Jährige den PNN auf Anfrage. Der Pfarrer im Ruhestand betonte, damit plädiere er für Pläne zum Wiederaufbau, die schon vor dem „Ruf aus Potsdam“ bestanden, mit dem vor zehn Jahren rund 100 Persönlichkeiten aus Brandenburg und Berlin den vollständigen Wiederaufbau der Kirche proklamierten.

Kwaschik sagte, gerade für das Kirchenschiff sei eine kreative Lösung nötig, etwa für öffentliche Veranstaltungen des geplanten Versöhnungszentrums. „Mit einer Glas-Konstruktion könnten wir symbolisch Transparenz zeigen“, sagte der Pfarrer, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen war.

Zugleich kritisierte Kwaschik die neu gegründete Initiative von Christen gegen den Wiederaufbau der Kirche um den Theologen Friedrich Schorlemmer. Deren veröffentlichte Erklärung habe einen militanten Ton. „Man kann ein Gebäude für seine Geschichte nicht haftbar machen“, so Kwaschik. Die Initiative hatte Anfang September erklärt, die Garnisonkirche habe einst für eine Kirche gestanden, „die sich von Obrigkeit und Militär in Dienst nehmen ließ, Demokratie verachtete und auf politische Weisung Krieg predigte“. Das Bauvorhaben sei auch eine Stellungnahme zu dieser Geschichte. Die Initiative beruft sich dabei auch auf den sogenannten Tag von Potsdam am 21. März 1933. An diesem Tag hatte Reichspräsident von Hindenburg Adolf Hitler vor der Kirche die Hand geschüttelt. Die Geste gilt als Symbol für den Schulterschluss zwischen Konservativen und Nationalsozialisten. Man wolle keine Kirche, die „der Einstimmung von Soldaten auf Gehorsam bis in den Tod“ diente, so die rund 70 Erstunterzeichner, zu denen auch die frühere brandenburgische Ausländerbeauftrage Almuth Berger und die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin gehören. Mittlerweile haben mehr als 400 Personen unterschrieben. Auf einer neuen Internetseite mit einer Petition für die Garnisonkirche haben inzwischen mehr als 2000 Befürworter unterschrieben.

Kwaschik sagte, generell seien in der NS-Zeit viele Kirchen mit Hitlerbildern geschmückt gewesen – in der Garnisonkirche habe es das seines Wissens aber nicht gegeben. Unter anderem waren mehrere Verschwörer zum Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 in der Garnisonkirchengemeinde aktiv. Kwaschik erinnerte auch daran, dass die Kirchgemeinde, die nach der Sprengung des Gotteshauses auf Geheiß der DDR-Führung enteignet worden sei, nur wenig Entschädigung erhielt: Ein Grund für ihn, sich heute für den Wiederaufbau zu engagieren – zumindest für den Kirchturm. Henri Kramer

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